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Teenager

Studium, Ausbildung und Beruf in der Pandemie

Ursula Katthöfer · 01.03.2021

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Wie stark verändert die Pandemie den Berufseinstieg? © deagreez/Adobe Stock

Wie stark verändert die Pandemie den Berufseinstieg? © deagreez/Adobe Stock

Niklas will Fußballprofi werden. Doch seinen Trainer, der ihn dabei sehr unterstützt, sieht er zurzeit kaum. Mohammed hatte sich schon vor der Corona-Pandemie um ein Praktikum in einem IT-Unternehmen gekümmert. Es wurde abgesagt, weil der Betrieb Angst vor Ansteckung hatte.

Teresa Schare hat mit beiden Schülern gesprochen – damals, als es der Referentin Schule-Wirtschaft der IHK Bonn/ Rhein-Sieg noch erlaubt war, in Schulen zu gehen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin steht sie für Fragen zur beruflichen Orientierung zur Verfügung. Im vergangenen Jahr sprachen die beiden mit 304 Schüler:innen über deren Berufswünsche – mit Maske, Abstand und Spuckschutzwänden. Die jüngsten waren 14, die älteren dachten bereits ans Abitur. „Den meisten ist noch gar nicht bewusst, wie stark die Pandemie ihren Berufseinstieg verändern wird“, sagt Schare. Allerdings merken die Jugendlichen schon, dass das Wirtschaftsleben kopfsteht: „Sie erzählen von ihrem Vater, der seinen Job verloren hat, oder ihrer Mutter, die in Kurzarbeit im Homeoffice arbeitet.“

Wichtige Kontakte fehlen

Als das Coronavirus vor einem Jahr auch in Deutschland ankam, wurde schnell befürchtet, dass eine Generation Corona heranwachsen würde. Zwar hieß es damals noch humorvoll: „Abi 2020 – mit Abstand die Besten“. Doch inzwischen ist den meisten das Lachen vergangen. Denn es zeigt sich, dass das Homeschooling erst der Anfang war. Für Jugendliche und junge Erwachsene ändert sich sehr viel mehr. Beim Übergang von der Schule ins Berufsleben fehlt außerhalb des engsten Familienkreises der wichtige Kontakt zu Erwachsenen, die junge Menschen ganz sachte ins Berufsleben begleiten: kein Trainer, der die Leistung außerhalb des Stadions fördert. Keine Ausbilderin, die während des Praktikums den Ehrgeiz eines vielleicht schwachen Schülers erkennt. Ausbildungsmessen, bei denen junge Menschen persönliche Gespräche mit möglichen Arbeitgeber:innen führen können? Fehlanzeige. Tage der offenen Tür in Berufskollegs und Universitäten? Höchstens online.

Teresa Schare

Teresa Schare, Referentin Schule-Wirtschaft der IHK Bonn/Rhein-Sieg © privat

„Die Jugendlichen gehen ganz unterschiedlich mit dieser Situation um“, sagt Schare, die sich seit 2015 mit dem Thema Berufswahl befasst. „Manche sind nicht traurig, wenn ein Praktikum ausfällt. Andere wollen sich nicht ausbremsen lassen. Wir hatten eine Schülerin, die eigentlich gar nicht in den Handel will. Doch weil es in der IT nicht klappte, bewarb sie sich trotzdem bei Supermärkten.“

Die beiden Unternehmerinnen © privat

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Mehr Wettbewerb um freie Ausbildungsplätze

Flexibel nach einem Ausbildungsplatz zu suchen, ist wichtig. Denn die Zahl der Ausbildungsplätze ging im vergangenen Jahr wegen der Pandemie deutlich zurück. Das Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) mit Sitz in Bonn meldete, dass zwischen dem 1. Oktober 2019 und dem 30. September 2020 bundesweit 467.500 Ausbildungsverträge geschlossen wurden. Das klingt nach viel, ist aber um 11 Prozent weniger als im Ausbildungsjahr zuvor. BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser geht nicht davon aus, dass das nach der Pandemie automatisch wieder besser wird: „Denn die Finanzkrise 2008/2009 hat bereits gezeigt, dass eine einmal erfolgte Abkehr vom dualen Ausbildungssystem nur unter größten Anstrengungen wieder umzukehren ist.“ Der Wettbewerb um freie Plätze in den Wunschberufen wird stärker. Und nicht nur das. Weil der persönliche Kontakt zu den Unternehmen abgebrochen ist, muss das Matching zwischen Bewerber:innen und Unternehmen nun digital stattfifinden. Darauf sind aber längst nicht alle Betriebe vorbereitet. Karriereportale betreiben fast nur die großen.

Und noch eine unangenehme Entwicklung zeichnet sich ür die jungen Menschen ab, von denen sich viele angesichts der unsicheren Zukunft nach der Pandemie ein sicheres Einkommen wünschen: Die tarifliche Ausbildungsvergütung stieg im vergangenen Jahr durchschnittlich weniger als zuvor. Es wird gespart. Ein Lichtblick: Kleine und mittlere Betriebe, die von der Corona- Krise besonders betroffen sind, können Prämien beantragen, wenn sie neue Auszubildende einstellen. Es geht um 2.000 oder 3.000 Euro pro Azubi.

Bibliotheken und Labore sind verwaist

An den Universitäten gehen Studierende bereits ins dritte Online-Semester. „Wer hätte gedacht, dass unsere Generation mal einen Computer an die Wand werfen will?“, fragte ein Student Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sich nach den Sorgen der Studierenden erkundigte – natürlich digital. Seine Gesprächspartner:innen zeichneten ein düsteres Bild: kein Studentenleben, Einsamkeit vor dem Computer. Kein Job, kein gemeinsames Mensaessen, kein Uni-Sport und schon gar kein Auslandssemester. Bibliotheken und Labore sind verwaist. Viele fürchten, ihr Studium verlängern zu müssen, weil wichtige Inhalte online einfach nicht erlernbar sind. Auch hier hilft der Staat: Die Bafög-Finanzierung kann verlängert werden. Dennoch ist die Stimmung an den Universitäten etwas besser als an den Schulen. Die Umstellung auf digitales Lernen klappte deutlich reibungsloser.

Unter dem Eindruck der Studentenbewegung von 1968 prägte der Schriftsteller Herbert Achternbusch den Satz: „Du hast keine Chance – aber nutze sie.“ Das tun Studierende auch heute.

Schülerin vor Tafel © sebra

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Stimmen der Generation Corona

Wandel in der Luftfahrt

Christoph Röth © privatChristoph Röth, 19 Jahre, Sankt Augustin

„Ida – Nordpol – Heinrich – Echo – Ida – Dora – Echo – Nordpol – Echo – Richard. So buchstabiert man den Inheidener See in Mittelhessen. Dort war ich als Schüler ehrenamtlich beim DLRG-Wasserrettungsdienst. Jetzt wohne ich in Sankt Augustin und mache bei der Fliegergruppe der Bundespolizei eine Ausbildung zum Fluggerätmechaniker. Um in der Freizeit neue Leute kennenzulernen, wollte ich eigentlich zur Bonner Ortsgruppe der DLRG wechseln. Rettungsdienst am Rhein ist nochmal was ganz anderes als an einem See. Doch Corona hat das verhindert. Meine Ausbildung mache ich in der Fachrichtung Instandhaltung. Ich arbeite an Hubschraubern. Triebwerk, Zelle, Landewerk, Hauptrotorsystem – immer mit Maske. In zwei Jahren mache ich die Abschlussprüfung. Was dann kommt, überlege ich noch. Ich könnte im Betrieb bleiben oder studieren. Die Luftfahrt verändert sich gerade sehr, wie man während der Pandemie an der Lufthansa sieht. Wohin die Reise geht, halte ich mir noch offen. Ich bin guter Dinge, dass es bergauf geht.“

Engagement fürs Klima

Yara Wollenweber © privat

Yara Wollenweber, 13 Jahre, Köln

„Wir können die Klimakrise nicht aufschieben, das ist ein Wettlauf mit der Zeit. Deshalb war ich schon vor der Pandemie bei den Demos von Fridays for Future. Bei einer Demo im vergangenen August wurden einige Mitschüler:innen und ich von den Organisator:innen angesprochen. Sie fragten, ob wir vor dem Kölner Hauptbahnhof Corona-Abstandspunkte auf den Boden malen könnten. Das fand ich gut. So bin ich mitten in der Pandemie ins Orga-Team von FFF Köln gekommen. Zu meinen Aufgaben gehört zum Beispiel, die Mails zu lesen, die bei uns eintreffen. An zwei Plenarsitzungen konnte ich noch persönlich teilnehmen, mit Maske und Abstand. Doch jetzt treffen wir uns nur noch zu Videokonferenzen. Nun arbeiten wir daran, die nächste Demo zu organisieren. Wir haben bereits überlegt, was wir wann über Social Media posten und wie wir das Programm gestalten. Dazu laden wir Redner:innen ein. Obwohl die Pandemie auch für unsere Generation schlimm ist, ist die Klimakrise für uns auf lange Sicht noch viel schlimmer.“

Feiern zu Corona-Zeiten

Steffen © privat

Steffen, 17 Jahre, Bonn

„Letztes Wochenende war ich feiern. Habe zu Liedern getanzt und gesungen. Über den Club als Zuhause, das Ankommen auf Partys, einen Kneipenbesuch, Getränkekonsum in der S-Bahn mit Brüdern und Schwestern. Aber die Clubs sind zu, Partys illegal, Kneipen, Bars und Restaurants dürfen nicht öffnen. Man muss im ÖPNV eine Maske tragen und sich mit mehr als einem Bruder oder einer Schwester zu treffen ist verboten. Es sei denn, es sind wirklich eigene Brüder und Schwestern und man wohnt zusammen in einem Haushalt. Die erwähnten Lieder fühlen sich so an, als seien sie aus einer längst vergangenen, einfacheren Zeit. Aber zwei davon sind nicht einmal ein Jahr alt. Letztes Wochenende war ich mit einer Freundin feiern. Versteh mich nicht falsch, ich hatte eine schöne Zeit. Zu zweit sein kann auch Spaß machen und hat seine Vorteile. Aber ich hätte gerne eine Wahl. Ich würde gerne erwachsen werden, ohne dass sich Feiern im kleinen Kreis so anfühlen wie ein Flüsterkneipenbesuch in den amerikanischen 20ern.“