Teenager
„Der Blick auf all die Dinge, die gut laufen, hilft ungemein!“
Anja Schimanke · 25.05.2018
zurück zur Übersicht© iStock/ljubaphoto
Frau Ebhardt, Lustlosigkeit, ständig müde oder schlecht drauf – was nach „typisch“ Teenie klingt, könnte möglicherweise auch Hinweis auf eine Depression sein. Welche Warnsignale sollten Eltern ernstnehmen?
Die Symptome bei Jugendlichen lassen sich von normalen pubertären Krisen schwieriger abgrenzen, da gerade in der Pubertät Stimmungsschwankungen normal sind. Wenn sich Kinder jedoch zurückziehen, ihnen nichts mehr Freude macht, was früher Spaß gemacht hat, sie häufig traurig sind und beispielsweise auch Schlaf- oder Konzentrationsschwierigkeiten über mehr als zwei Woche haben, sollten Eltern aufmerksam werden.
Gibt es Faktoren, die eine psychische Erkrankung bei Jugendlichen begünstigen?
Übermäßiger Stress und Leistungsdruck sind generell ungünstig für die psychische Gesundheit junger Menschen. Wenn Jugendliche die Veranlagung haben, an einer Depression zu erkranken, weil zum Beispiel schon ein Elternteil betroffen ist, und noch negative Lebensereignisse und Stress hinzukommen, dann kann es zur Erkrankung kommen. Manchmal kommt es ohne jeglichen Auslöser zur Depression.
Geht eine Depression von alleine weg?
Bei leichten Symptomen ist es möglich, erst einmal abzuwarten oder sich beispielsweise an eine Beratungsstelle zu wenden. Treten deutliche Schwierigkeiten in der Bewältigung des Alltags auf und zieht sich ein Jugendlicher zurück, trifft sich nicht mit Freunden, vernachlässigt die Schule oder äußert suizidale Gedanken, muss in jedem Fall professionelle Hilfe hinzugezogen werden.
Spüren Jugendliche, dass sie psychische Probleme haben?
Das ist ganz unterschiedlich. Meist bemerken sie Veränderungen, wie zum Beispiel die Schwierigkeiten beim Schlafen oder häufiges Weinen. Aber auch das Umfeld registriert, wenn sich jemand verändert oder zurückzieht.
Sprechen Jugendliche dann mit ihren Eltern?
Nein, nicht immer. Einige vertrauen sich auch Freunden an oder wenden sich an eine Vertrauensperson, zum Beispiel in der Schule.
Wie sollten Eltern reagieren?
Wichtig ist es, die Beschwerden ernst zu nehmen und gemeinsam nach Unterstützung zu suchen. Das kann der Hausarzt oder ein Psychotherapeut für Kinder- und Jugendliche sein.
Wie können Eltern ihr Kind unterstützen?
Für Eltern ist es wichtig, die Depression als Erkrankung anzuerkennen und keine Vorwürfe zu machen. Es kann tatsächlich jeden treffen! Eltern sollten ihr Kind nicht überfordern, sondern es auf dem Weg der Behandlung begleiten und unterstützen. Schöne gemeinsame Aktivitäten und der Blick auf all die Dinge, die gut laufen, helfen dabei ungemein.
Noch mehr über Depressionen bei Jugendlichen und wie man als Elternteil helfen kann, erfahrt ihr in unserem Artikel „Typisch Teenie oder psychisch krank?".