Stadtgespräch
100 Jahre Lederwaren Voegels
Inga Drews · 10.05.2023
zurück zur ÜbersichtMartin Voegels führt das Unternehmen seit über 20 Jahren. © www.habermannundfoehr.de
KÄNGURU: 100 Jahre Lederwaren Voegels – Herzlichen Glückwunsch auch von unserer Seite zum Jubiläum.
Martin Voegels: Vielen Dank.
Sie selbst führen das Unternehmen in dritter Generation. Wann und wie sind Sie denn eingestiegen?
1991 und erstmal gar nicht an vorderster Front, sondern im Büro. Unsere damalige Buchhalterin ist damals in Rente gegangen und mein Vater hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, zunächst in die Buchhaltung einzusteigen. Nicht, dass ich darüber zu Beginn begeistert gewesen wäre, aber: Ich hatte dann meinen eigenen Bereich, den ich selbstständig organisieren konnte und auch ausgebaut habe. Ich hatte zudem von Anfang an direkten Kundenkontakt, Kontakt zu Lieferanten und ich war mit auf Messen. Ich wurde schnell zu einem sogenannten Springer: Wenn Not an Mann war, Pakete kamen oder zu wenig Beratungspersonal da war, bin ich eingesprungen, war da. Bevor ich ins Unternehmen eingetreten bin, habe ich zwei Jahre bei einem Lederwarenhändler in Bonn gearbeitet. Das war eine für mich sehr wichtige Schule in Sachen Sortiment und bot mir außerdem die Möglichkeit, Verkaufserfahrung zu sammeln.
Im Geschäft geben Fotos Einblicke in die Geschichte des Familienunternehmens. © www.habermannundfoehr.de
Was waren denn Ihre persönlichen Höhepunkte, wenn Sie an die Jahre seit dem Einstieg zurückdenken?
Der markanteste Punkt war eigentlich der Umzug 2015 in die neuen Räumlichkeiten, in denen wir uns heute befinden. Der alte Standort ist von meinem Großvater aufgebaut worden, aber unser Unternehmen hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder sehr verändert und gewandelt. Wir kommen ursprünglich aus der Produktion. Diese ist dann ganz aus Deutschland verschwunden, weil sie zu teuer wurde. Dann wurden wir zum Großhandel, das heißt, es konnten nur Firmen hier einkaufen. Der Sprung zum reinen Einzelhandel ist eigentlich erst in den 80er Jahren erfolgt. 2015 haben wir dann die Gelegenheit genutzt, den alten Standort gegen den hier „zu tauschen“, weil wir hier deutlich größere und schönere Möglichkeiten haben, das Sortiment darzustellen. Ein weiteres Highlight war die externe Schulranzen-Messe im Karnevalsmuseum, die wir in 2012 erstmals veranstaltet haben.
Sie haben, seit Sie ins Familienunternehmen eingestiegen sind, auch das Schulranzen-Sortiment in Ihre Hand genommen und ausgebaut. Wie hat es denn mit diesem Schwerpunkt angefangen?
Das hat sich zum einen durch viele neue Hersteller so ergeben und zum anderen durch den Fokus, den man mit eigenen Kindern auf die Dinge bekommt.
Wie haben sich denn die Schulranzen-Modelle in den letzten Jahren verändert?
Da hat sich schon sehr viel getan. Also, der markanteste Umbruch kam mit dem Kölner Hersteller Ergobag, der erstmalig den ergonomischen Ranzen in den Fokus gestellt hat, mit einem Hüftgurt, der aus dem Wanderbereich adaptiert wurde. So konnte der Ranzen nicht mehr nur auf den Schultern getragen werden, sondern auch auf der Hüfte. Der Ranzen konnte auch erstmals verändert werden mit Klettis oder Magneten oder ähnlichem. Das bietet eine große Variabilität. Nachhaltige Materialien aus recycelten PET ist heute eigentlich Pflicht bei jedem Ranzenhersteller und CO2-neutral werden Ranzen mittlerweile auch hergestellt.
Lederwaren Voegels bietet eine große Auswahl an Schulranzen. © www.habermannundfoehr.de
Was ist denn wichtig, wenn Eltern und Kinder einen Ranzen aussuchen? Was kann man beachten?
Natürlich muss ein Ranzen erstmal gerne getragen werden von einem Kind. Ich würde Eltern nicht empfehlen, ihrem Kind ein bestimmtes Design aufzuzwingen. Wir klopfen auch immer erstmal den Schulweg ab. Wenn das Kind zu Fuß zur Schule geht, braucht es ein sehr gutes Rückensystem mit hohem Tragekomfort. Wenn das Kind zur Schule gefahren wird, kann man das vernachlässigen. Auch von der Größe sollte die Wahl des Ranzens abhängen. Die Eltern sollten ein bisschen im Fokus haben, wie das Kind im dritten oder vierten Schuljahr wahrscheinlich aussieht. Was jetzt mit fünf Jahren vielleicht gut aussieht, kann in der dritten, vierten Schulklasse schon wieder ganz anders aussehen. Wenn sie dann den großen Jungen haben mit so einem kleinen Ränzchen oder umgekehrt, ist das häufig nicht so glücklich.
Sie haben auch vorhin schon die Kölner Schulranzen-Messe erwähnt, die jetzt leider nicht mehr stattfindet. Stattdessen haben Sie die Schulranzen-Wochen. Laufen die genauso gut wie die Messe oder vielleicht auch sogar ein bisschen besser?
Grundsätzlich laufen sie genauso gut. Es ist ein deutlich längerer Zeitraum, in dem die Ranzen gekauft werden. Aber im Grunde sind es zwei ganz unterschiedliche Veranstaltungen. Hier im Laden konzentrieren wir uns wirklich auf die Beratung. Man bucht einen Termin über 45 Minuten in unserem Online-Tool. Auf der Messe war alles so ein bisschen unverbindlicher. Es gab Kinderschminken und Waffeln – es war mehr ein Event. Hier im Laden konzentriert es sich stark auf den reinen Schulranzen. Deswegen kommen die Eltern ja auch hier hin.
Meinen Sie denn, dass Sie in Zukunft wieder eine Schulranzen-Messe veranstalten?
Das möchte ich nicht ausschließen. Parallel zu unseren Schulranzen-Wochen kann ich es mir allerdings nicht vorstellen. Das ist schon ein hoher logistischer Aufwand, die Halle für mehrere Tage zu mieten und herzurichten – das macht man nicht mal gerade eben nebenbei. Aber ich sag auch niemals nie. Die Messe hat auch immer Spaß gemacht.
Auf mehreren Stockwerken finden Kund:innen Lederwaren, Reisegepäck, Business Bags, Taschen, Accessoires und Schulranzen. © www.habermannundfoehr.de
Lederwaren Voegels
Ludwigstr. 1
50667 Köln
Tel. 0221 – 257 73 82
Öffnungszeiten:
Mo - Fr 9.30-18 Uhr
Sa 10-18 Uhr