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Rund ums Baby

Schreibabys oder: Babys mit Regulationsstörung

Hanka Meves-Fricke/Anja Janßen · 17.11.2021

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Wenn Babys exzessiv schreien, kommen Eltern an ihre Grenzen. © S.Kobold/Adobe Stock

Wenn Babys exzessiv schreien, kommen Eltern an ihre Grenzen. © S.Kobold/Adobe Stock

Babys schreien, um auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Doch Kinder mit einer Regulationsstörung schreien überdurchschnittlich viel, lassen sich nicht oder kaum beruhigen und bringen Eltern an ihre Grenzen. Erfahrt, wann Expert:innen von einer Regulationsstörung sprechen und wo betroffene Eltern in Köln und Bonn Hilfe finden.

Neun Monate haben Eltern Zeit, sich auf ihr Baby vorzubereiten und zu freuen. Beim ersten Kind ist alles fremd, spannend, schön. Das neue Leben macht aber auch manchmal Angst.

Schreien als Ausdruck von Bedürfnissen

Schauen sich die jungen Eltern nach der Geburt ihr neues Familienmitglied an, stellen sie schnell fest, wie zerbrechlich ihr Neugeborenes wirkt. Physiologisch betrachtet ist der Mensch eine Frühgeburt. Säuglinge sind in allem auf Hilfe angewiesen, können ihr Köpfchen nicht selbst halten. Die Schädelplatten sind noch verschiebbar, was die Geburt erleichtert hat. Die Darmflora ist nicht fertig ausgebildet und viele Babys haben darum anfangs starke Blähungen. Stillkinder haben alle zwei bis drei Stunden Hunger und schlafen zwischendurch. Schreien ist ihr stärkstes Mittel, um auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen.

Abstufungen des Schreiens erkennen

Für Mutter und Vater beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt mit ihrem Baby. Konnten sie bis zu ihrem ersten Kind ihren Lebensrhythmus selbstbestimmt wählen, bestimmt jetzt das neue Familienmitglied. Doch Eltern und Kind müssen sich erst gegenseitig kennenlernen. Steht das Schreien für Hunger, Müdigkeit, dem Bedürfnis nach Nähe? Zuerst hört sich alles gleich an, erst mit der Zeit lernen Mütter und Vätern, das Schreien dem richtigen Bedürfnis zuzuordnen. Das erste Lächeln und ein erstes „erre“ im Alter von circa sechs Wochen erleichtern die Kommunikation.

Wie viel Schreien ist normal?

Jedoch gibt es tatsächlich Kinder, die besonders häufig schreien und Probleme beim Trinken und Essen, Verdauen und Stuhlgang haben. Experten sprechen heute von Regulationsstörungen, früher wurden sie oft „Dreimonatskoliken“ genannt. Doch was ist normal und wann sollten sich Mütter und Väter Hilfe holen? Die Sozialpädagogin und Transaktionsanalytikerin Mechtild Weiler-Pelka kennt die Schwierigkeiten, die junge Eltern haben, wenn ein Säugling viel schreit. Sie begleitet seit 18 Jahren Familien und ist selber Mutter von drei Kindern. „Ein Drittel des Tages können Babys unzufrieden erscheinen. Sie quengeln und brauchen Aufmerksamkeit für ihre Grundbedürfnisse,“ erklärt sie. „Das ist ganz normal und ihre Art, sich uns mitzuteilen. Doch Eltern empfinden dieses Quengeln sehr unterschiedlich.

Die Dreierregel

Manche belaste dies mehr als andere und manche Kinder wirkten unruhiger als andere. In jedem Fall spiele es eine große Rolle, dass es eine Umstellung im Zusammenleben als Paar hin zum Zusammenwachsen als Familie mit Kind gegeben habe. „Nach der Geburt haben Mütter zumeist Unterstützung von Hebammen,“ so Pelka. Diese fingen viele der Probleme zwischen Mutter oder Vater und Baby auf. Bei sogenannten Schreibabys reiche das aber nicht. „Sie schreien bis zu drei Stunden am Tag, drei Tage pro Woche und über drei Wochen lang. Eltern fühlen sich überfordert, isoliert und nicht verstanden,“ ergänzt die Therapeutin. „Sie sollten nicht zu lange warten und unbedingt Hilfe holen, wenn sie merken, dass sie Kraft verlieren, müde und gereizt auf ihr Baby reagieren.“

Besonders wichtig: Unterstützung suchen

Neben Familie und Freunden können verschiedene Stellen den Eltern zur Seite stehen: Kinderärzte, Frauen- und Hausärzte, spezialisierte psychotherapeutische Praxen, das Netzwerk Frühe Hilfen, die Kinder- und Jugendhilfe. Viele Eltern wissen nicht, dass sie bei Krankheit eine Haushaltshilfe über die Krankenkasse bezahlt bekommen können. Der Aufbau eines Netzwerks mit anderen Müttern und Vätern kann ebenso gut entlasten. Eltern, die bereits vor der Entbindung psychotherapeutische Hilfe angenommen haben, sollten nicht vergessen, dass sie auf diese Unterstützung zurückgreifen können. Ein guter Tipp für werdende Eltern ist, bereits vor der Entbindung über die Organisation des neuen Alltags zu sprechen.

„Das erste Jahr mit einem Baby ist besonders schön, aber auch besonders anstrengend“, ergänzt Mechtild Weiler-Pelka. „Eltern sollten sich Hilfe holen können, ohne sich dabei schlecht zu fühlen.“

Anlaufstellen in Köln

phöinix e.V.

Der Verein phöinix e.V. blickt auf über zwanzig Jahre Erfahrung zurück und bietet Beratung für Eltern mit Kindern mit Regulationsstörungen. Was das Angebot von anderen abhebt: phöinix e.V. kommt für die Beratung zu den Familien nach Hause, um sie zu entlasten – und das kostenfrei. Erfahrene Fachkräfte und Therapeut:innen führen die Beratungen durch.

Kontakt: phöinix e.V., Kartäuserwall 22, 50678 Köln, Tel. 0221 – 97 58 49 30

Uniklinik Köln

Das sozialpädiatrische Zentrum der Uniklinik Köln bietet eine Regulationssprechstunde an. Hier erfolgt neben einer oder mehrerer Beratungseinheiten gegebenenfalls auch eine entwicklungsneurologische Untersuchung. Zudem arbeitet das Zentrum mit verschiedenen therapeutischen Fachdisziplinen zusammen.

Kontakt: Uniklinik Köln, Sozialpädiatrisches Zentrum, Ambulanz für frühkindliche Regulationsstörungen für Kinder von 0 bis 3 Jahren, E-Mail: spz-regulationssprechstunde@uk-koeln.de

Schreiambulanz Köln

Die Schreiambulanz Köln ist ein Zusammenschluss von fünf Praxen niedergelassener, approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen in Köln und im Rhein-Erft-Kreis. Die Expertinnen haben sich auf die Säuglings- und Kleinkindphase spezialisiert. Die Qualitätssicherung erfolgt durch die Mitarbeit in dem gemeinsam gegründeten und organisierten Arbeitskreis „Säuglings-Kleinkind-Eltern-Psychotherapie“.

Kontakt: Schreiambulanz Köln, mit Praxen in Erftstadt, Köln-Bayenthal, Köln-Ehrenfeld, Köln-Ossendorf und Pulheim-Brauweiler

Geburtshaus Köln

Im Kölner Geburtshaus bietet Hebamme und Traumazentrierte Fachberaterin Friederike Hoffmann Beratung bei frühen Regulationsstörungen bis zu einem Alter von drei Jahren an. Hier finden Eltern Hilfe, deren Kinder exzessiv schreien, Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen sowie Schwierigkeiten beim Stillen und Füttern zeigen.

Kontakt: Kölner Geburtshaus, Friederike Hoffmann, Hebamme/Traumazentrierte Fachberatung, Overbeckstr.7, 50823 Köln, Tel. 0221 – 72 44 48

Anlaufstellen in Bonn

LVR-Klinik Bonn

Ein spezialisiertes Team aus Kinder- und Jugendärzt:innen, Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen und Logopäd:innen berät in der LVR-Klinik Bonn Eltern, deren Kinder häufig sowie lange schreien und sich nur schwer beruhigen lassen. Hier wird nicht nur der Entwicklungsstand des Kindes medizinisch und entwicklungspsychologisch eingeschätzt, es werden auch ganz praktische Hilfestellungen für den Alltag geboten.

Kontakt: LVR-Klinik Bonn, Kinderneurologisches Zentrum, Ambulanz für frühkindliche Regulationsstörungen („Schreibaby-Sprechstunde“), Gustav-Heinemann-Haus, Waldenburger Ring 46, 53119 Bonn
 
Frühe Hilfen Bonn
 
Die Frühen Hilfen sind eine Koordinierungsstelle, die Eltern mit Beratungsbedarf und in Notlagen schnell und niedrigschwellig Kontakte zu passenden Hilfsangeboten vermitteln. So können sich auch Eltern mit Babys und Kleinkindern, die viel schreien und sich nur schwer beruhigen lassen an die Frühen Hilfen wenden.
 
Kontakt: Frühe Hilfen Bonn, Tel. 0228 –22 41 55
 
Babyambulanzen Bonn-Rhein-Sieg
 
Die Babyambulanzen Bonn-Rhein-Sieg ist ein Zusammenschluss von vier Therapeut:innen, die auf die Beratung von Eltern mit Kindern mit Regulationsstörungen spezialisiert sind. Die approbierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen bieten eine umfassende Diagnostik, Beratung und Behandlung mit verschiedenen Verfahren an.
 
Kontakt: Babyambulanzen Bonn-Rhein-Sieg, mit Praxen in Bonn und Hennef

Fakten rund ums Thema

  • Übermäßiges Schreien tritt in den ersten drei Monaten bei jedem 8. bis 10. Säugling auf.
  • Bei zwei Dritteln der betroffenen Kinder verschwindet das exzessive Schreien bis zum 4. Monat.
  • Die wenigsten Kinder schreien bis zum 6. Monat übermäßig.
  • Nicht nur Schreien gemäß der oben genannten Dreierregel kennzeichnet die Regulationsstörung. Auch Schlafstörungen und Fütterstörungen zählen Expert:innen inzwischen dazu, ebenso ausgeprägtes Klammern von Kleinkindern sowie exzessive Trotz- und Wutanfälle. Die genannten Auffälligkeiten können sich in den ersten drei Lebensjahre bemerkbar machen.
  • Die Ursachen für exzessives Schreien sind ungeklärt. Bei Kindern, die gestillt werden tritt es genauso häufig auf, wie bei Kindern, die mit der Flasche ernährt werden. Auch Tragen und vermehrter Körperkontakt außerhalb der Schreiphasen soll ihre Dauer und Häufigkeit nicht verändern. Nur die wenigsten betroffenen Babys leiden an einer Milchunverträglichkeit oder einer anderen organischen Ursache.
  • Schreibabys werden deutlich häufiger in Haushalten beobachtet, in denen geraucht wird.

Quelle und weitere Informationen: Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.