Rund ums Baby
Die richtige Hebamme in Köln und Bonn finden
Anja Janßen · 26.01.2024
zurück zur ÜbersichtHebammen begleiten von der Schwangerschaft bis zum Wochenbett. © Mangostar/AdobeStock
Wenn eine werdende Mutter kurz vor der Entbindung steht, sind Ärzt:innen gesetzlich dazu verpflichtet, eine Hebamme hinzuzuziehen. Umgekehrt gilt das jedoch nicht. Eine Hebamme darf eine normal verlaufende Geburt völlig allein leiten – auch ohne Ärzt:in. Denn sie ist die Expertin, wenn es um Geburtshilfe geht. Diese gesetzliche Regelung in Deutschland zeigt eindringlich die Bedeutung des Hebammenberufs auf.
Vom Anfang der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit betreut die Hebamme eine (werdende) Mutter in vielen medizinischen und psychosozialen Fragen. Hebammen arbeiten freiberuflich in der Schwangerschaftsvorsorge, Wochenbettbetreuung und Geburtshilfe oder festangestellt in Kliniken auf Geburts- und Wochenbettstationen. Der Beruf wird in Deutschland hauptsächlich von Frauen ausgeübt und selten von Männern, sogenannten Entbindungspflegern.
Schwangerschaft: vom Mutterpass bis zum Geburtsvorbereitungskurs
Eine Hebamme kann – bis auf die Ultraschalluntersuchungen – alle Vorsorgeuntersuchungen einer Schwangeren durchführen. Sie stellt die Schwangerschaft fest und den Mutterpass aus, in den sie die Ergebnisse sämtlicher Untersuchungen einträgt: das Gewicht der werdenden Mutter, ihren Blutdruck und die Lage sowie die Größe des Kindes. Die Hebamme prüft die Herztöne des Kindes, untersucht Blut und Urin der Mutter, kann vaginale Untersuchungen durchführen und Abstriche vornehmen.
Kommt es zu Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit oder Vorwehen, berät und behandelt sie auf Wunsch beispielweise per Akupunktur oder Homöopathie, sofern sie über die nötigen Zusatzqualifikationen verfügt. Zudem bieten viele Hebammen Geburtsvorbereitungskurse an.
Geburtshilfe: vielfältig und selten unter idealen Bedingungen
Hebammen begleiten Geburten in Klinken, aber auch in Geburtshäusern oder zu Hause. Dabei überwachen sie den Geburtsvorgang und leisten Hilfestellung unter der Geburt. Aufgrund von Personalmangel in Kliniken betreut eine Hebamme meistens mehrere Geburten gleichzeitig. Der Deutsche Hebammenverband fordert deshalb ein Geburtshilfe-Stärkungsgesetz.
Sogenannte Beleghebammen sind freiberuflich tätig und leisten Geburtshilfe in Klinken, mit denen sie einen Belegvertrag abgeschlossen haben. Der Vorteil für Schwangere: die Hebamme kümmert sich von Anfang an um alles – die Vorsorge und später die Geburt sowie die Nachsorge. Während der Geburt genießt die werdende Mutter eine Eins-zu-Eins-Betreuung durch ihre Beleghebamme und erlebt keinen Schichtwechsel. Diese idealen Voraussetzungen sind allerdings immer seltener anzutreffen. Aufgrund hoher Versicherungskosten für Hebammen gibt es immer weniger Belegverträge mit Kliniken. Beleghebammen sind somit rar gesät und Interessierte sollten sich so früh wie möglich auf eine Warteliste setzen lassen.
Wochenbett: Körper und Seele im Blick haben
Nach einer Geburt unterstützt die Hebamme die junge Mutter bei ihren großen körperlichen und seelischen Veränderungen. Sie hilft den Eltern dabei, in die neue Rolle zu finden und leitet zur Babypflege an. Hebammen kontrollieren sowohl den Zustand und das Gewicht des Neugeborenen als auch die Rückbildungs- und Heilungsprozesse bei der Mutter, beispielsweise die Größe der Gebärmutter oder das Abheilen von Nähten im Falle eines Dammschnitts oder Kaiserschnitts. Daneben fördern sie den Aufbau einer guten Bindung zwischen Mutter und Kind, beraten bei psychosozialen Fragen, Krisen und vermitteln Kontakte zu Beratungsstellen. Ein großes Thema ist zudem die Anleitung und Unterstützung beim Stillen.
Kosten: Was zahlt die Krankenkasse?
Jede Schwangere hat ein Recht auf eine Hebamme. Deshalb übernehmen die Krankenkassen auch die Kosten für alle Vorsorgeuntersuchungen, die Wochenbettbetreuung und den Geburtsvorbereitungskurs. Auch die Geburt in einer Klinik wird bezahlt. Private Kosten entstehen bei bestimmten Zusatzleistungen, wie bei der Rufbereitschaft einer Beleghebamme mit Kosten in Höhe von 300 bis 400 Euro. Die Pauschale wird von Krankenkassen nicht oder nur anteilig übernommen. Bei einer Geburt im Geburtshaus entsteht die Betriebskostenpauschale, die manche Krankenkassen ganz oder nur teilweise übernehmen. Zudem muss in der Regel der Kostenanteil des Partners bei einem Geburtsvorbereitungskurs für Paare privat gezahlt werden.
In den ersten zehn Tagen nach einer Geburt bezahlt die Krankenkasse ein- bis zweimal täglich stattfindende Hausbesuche, danach bis zu 16 weitere Besuche in den ersten drei Monaten nach der Geburt. Zudem übernehmen Krankenkassen die Kosten für acht weitere Termine bei Fragen zum Stillen bis zum Ende der Abstillphase und bei Anliegen zum Thema Beikost bis zum Ende des neunten Lebensmonats. Wer darüber hinaus eine Beratung wünscht, benötigt eine ärztliche Vorordnung.
Sogenannte Familienhebammen sind speziell ausgebildete Hebammen, die bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes begleiten. Ihr Hilfsangebot ist breiter gefasst und umfasst auch Probleme der gesamten Kernfamilie.
So findet ihr die richtige Hebamme in Köln und Bonn
Grundsätzlich gilt: Die Nachfrage nach Hebammen ist größer als das Angebot. Deshalb sucht ihr lieber früher als später nach einer Hebamme. Für viele ist die erste Anlaufstelle das Internet. Aber auch „Mundpropaganda" ist hilfreich. Hört euch bei Freund:innen und Bekannten um und fragt nach, wer gute Erfahrungen mit einer Hebamme gesammelt hat.
Suchbörsen für normale Versorgung, Hausgeburt und Beleghebammen
Der Deutsche Hebammenverband e.V. hat die kostenfreie Hebammenplattform ammely.de ins Leben gerufen. Wenn ihr in die Suchmaske den errechnete Geburtstermin sowie eure Postleitzahl eingebt, erhaltet ihr eine Übersicht an Hebammen in eurer Nähe. Gut zu wissen: Ihr könnt per Filterfunktion die Liste auch nach speziellen Leistungen, wie „Hausgeburt" oder „Beleghebamme" durchforsten. Ein ähnliches Angebot bietet die Hebammenliste des GKV Spitzenverbands.
Daneben unterstützt euch das Hebammennetzwerk Köln e.V. bei der Suche. Vor allem, wenn ihr spät dran seid mit der Suche und/oder ihr bereits von vielen Hebammen eine Absage erhalten habt, ist der eingetragene Verein die richtige Anlaufstelle. Für den Raum Bonn steht das Hebammenzentrum Rhein-Sieg/Bonn e.V. zur Verfügung.
Geburtshäuser in Köln und Bonn
Plant ihr eine außerklinische Geburt in einem Geburtshaus, solltet ihr euch aufgrund der hohen Nachfrage ebenfalls frühzeitig um einen Informationstermin und die Anmeldung zur Geburt kümmern. Im Raum KölnBonn bietet seit 1989 das Kölner Geburtshaus – inzwischen mit Sitz in Köln-Nippes – eine Versorgung von der Schwangerschaft bis in die Stillzeit. Außerdem könnt ihr euch an das im Jahr 2021 eröffnete Lindenthaler Geburtshaus wenden oder das Geburtshaus Bonn aufsuchen. Alle Geburtshäuser veranstalten regelmäßig Infotermine für Interessierte.
Keine Hebamme? Dafür gibt es die Hebammen-Ambulanz!
Ihr habt keine Hebamme oder eure Hebamme ist gerade nicht verfügbar? Wer schnelle und unkomplizierte Hilfe benötigt, kann sich vor und nach einer Geburt grundsätzlich an eine Hebammen-Ambulanz wenden. Das Angebot ist kostenfrei, da die Krankenkassen die Leistungen übernehmen. Die Hebammen-Ambulanz Bonn e.V. findet ihr im Gesundheitszentrum des St. Johannes Hospitals an der Kölnstraße. In Köln lief laut eines Berichts des WDR in der Vergangenheit ein Pilotprojekt zu einer Hebammen-Ambulanz in Köln-Chorweiler. Die Finanzierung des Angebots ist jedoch im September 2023 ausgelaufen.
Was macht eine Doula?
Die Begriffe Doula und Hebamme werden gern verwechselt, dabei gibt es einen klaren Unterschied: Eine Doula ist eine nicht-medizinische Helferin. Sie steht der werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt ausschließlich emotional beiseite. Sie übernimmt keine medizinischen Aufgaben und ersetzt nicht die Hebamme oder Ärzt:in. Die Kosten für eine Doula müssen Schwangere privat tragen. Da der Begriff nicht geschützt ist, kann die Tätigkeit ohne entsprechende Ausbildung ausgeübt werden. Weitere Informationen und eine Doulasuche finden Interessierte beim Doulaverbund Deutschland e.V.