Rund ums Baby
Camping mit Baby – Erfahrungen und Tipps
Text und Fotos: Svenja Kretschmer · 30.05.2022
zurück zur ÜbersichtSvenjas Mann Nils und ihr Sohn Ole am niederländischen Strand. © Svenja Kretschmer
Der Nachwuchs ist da, das Wochenbett überstanden und die Eltern noch in Elternzeit – eigentlich die Gelegenheit, zum ersten Mal als Familie so richtig Urlaub zu machen. Schließlich waren Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett für die Mama, aber auch für das Baby und alle anderen Familienmitglieder eine aufregende und kräftezehrende Zeit. KÄNGURU-Autorin Svenja Kretschmer und ihr Mann Nils packten kurzerhand ihr drei Monate altes Baby, ein Zelt und ihre sieben Sachen ein und machten sich auf den Weg nach Texel.
Camping mit Baby: Momente aus unserem ersten Zelt-Urlaub zu dritt
Während Nils und ich das Zelt aufbauen, liegt Ole auf einem Handtuch zwischen unserem Gepäck und lacht. Er hört dem Wind zu, sieht die Möwen und beobachtet uns. Obwohl er sich noch gar nicht drehen kann, rollt er Immer wieder vom Handtuch ins Gras, weil unser Platz abschüssig ist und es ist das erste Mal, dass unser Sohn so hautnah mit der Natur in Berührung kommt. Später liege ich im warmen Sand, die Sonne scheint auf meinen Bauch und ich höre das Meer. Neben mir liegt Nils und daneben Ole, der gerade von seinem Papa in den Schlaf gesungen wurde.
In den ersten Tagen schläft Ole viel mehr als Zuhause. Vielleicht liegt es an der vielen frischen Luft. Abends kommt oft eine Phase, in der er viel schreit. Wir wechseln uns ab und tragen ihn schuckelnd und singend durch die Dünen. Hier im Urlaub habe ich dafür mehr Ruhe und Gelassenheit und in der Natur fühle ich mich unbeobachtet und sicher. Nach und nach bekomme ich immer mehr Lust, mich zu bewegen. Es ist ein schönes Gefühl, denn das hatte ich lange nicht mehr. Außer Rückbildungsgymnastik habe ich seit der Geburt wenig Bewegung gehabt. Vielleicht liegt es an den täglichen Spaziergängen zum Waschhaus, in die Stadt und zum Strand und daran, dass meine Kondition langsam wieder zurückkommt.
Unser erster Urlaub zu dritt ist geprägt von Strandspaziergängen mit Ole in der Trage von einem Strandcafé zum nächsten, den Blick aus unserem Zelt aufs Meer und Pommes essen im Strandcafé. Einmal gewittert es mitten in der Nacht. Der Regen klatscht gegen unser Zelt und der Wind bäumt die Zeltwände so stark auf, dass es nur so donnert und wackelt. Während Nils alle fünf Minuten die Wetter-App aktualisiert und mir von seinem Plan erzählt, ins Waschhaus zu gehen, falls es zu blitzen beginnt, schläft Ole seelenruhig auf seinem Schafsfell und bekommt von alldem nichts mit.
Nachdem ich Ole gestillt habe, mache ich mich auf den Weg zum Strand. Ganz allein laufe ich dorthin, lese ein Kapitel, gehe schwimmen, duschen und laufe wieder zurück. Es klingt banal, aber es sind die ersten eineinhalb Stunden seit Oles Geburt, in denen ich ganz allein unterwegs bin. Ich bin aufgeregt und erleichtert, als ich wieder zurück bin und es Ole gut geht, stille ihn fast sofort wieder - aber es tut mir so gut.
Während Sohn Ole im Vorzelt schläft, frühstückt Svenja bei Blick aufs Meer. © Svenja Kretschmer
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Urlaub mit einem Säugling?
Urlaub tut einfach gut und ich gönne jeder frisch gebackenen Familie aus tiefstem Herzen, mal wieder so richtig aufzutanken und gemeinsam freie Zeit zu verbringen. Auf der anderen Seite ist da natürlich die Umsetzung. Auch ich hatte so meine Bedenken. Als wir unseren Urlaub planten, war ich erst ganz frisch Mutter. Und so hatte ich (vielleicht hormonell bedingt auch ziemlich absurde) Sorgen. In meiner Vorstellung hockten wir mit schreiendem Kind bei strömendem Regen im Sanitätshaus und warteten auf besseres Wetter. Ich stellte mir vor, wie unser Zelt reißt, unser Sohn in den Tiefen unserer Luftmatratze erstickt oder sich wenigstens eine dicke Erkältung und Sonnenbrand holt.
Mein Mann Nils konnte darüber nur lachen. Zum Glück kannte er meine Hormone mittlerweile ganz gut und wusste, dass meine Ängste zwar absurd klingen, sich für mich aber sehr real anfühlen. „Wenn alle Stricke reißen”, sagte er also „dann fahren wir einfach wieder zurück. Darum fahren wir ja nur nach Holland und nicht ans andere Ende der Welt.” Das überzeugte mich. Und ich bin ihm sehr dankbar, denn so haben wir uns auf den Weg gemacht: Mit unserem drei Monate alten Sohn und unserem Zelt auf einen Stellplatz ohne Strom, mitten in den Dünen Texels. Und wir haben es nicht bereut – im Gegenteil.
Im Nachhinein finde ich: Urlaub mit Baby, das ist das Beste, was wir hätten tun können. Das Babyalter bringt viele Vorteile mit sich: Ihr seid noch nicht an die Schulferien gebunden, könnt das Kind unkompliziert tragen und schieben und wenn ihr noch stillt, seid ihr komplett unabhängig von Lebensmitteln und Küchen vor Ort.
Immer warm eingepackt: Der Wind am holländischen Meer ist für Säuglinge noch sehr kalt. © Svenja Kretschmer
Die richtige Urlaubsform: das Zelt?
Natürlich gibt es viele verschiedene Arten zu verreisen, und sicherlich ist auch jede Familie und jedes Baby anders. Damit sich sowohl die Eltern als auch das Baby am Ende wohlfühlen, kommt es ganz auf eure eigenen Urlaubsvorlieben an. Für mich persönlich bedeutet Urlaub auch Naturerlebnis. Ich liebe es, für die Zeit der Reise so gut es geht auf Internet, Autofahrten und Handy zu verzichten und so oft wie möglich an der frischen Luft zu sein. Dabei tanke ich auf. Zelten ist für mich die die kostengünstigste, unkomplizierteste und besonders naturverbundene Urlaubsform. Und auch Ole hat es geliebt, die wackelnden Zeltwände zu beobachten.
Das richtige Urlaubsziel: Holland?
Aber wo soll es denn nun hingehen? Auch hier gilt es wieder, auf euer eigenes Gefühl zu hören: Mögt ihr lieber das Meer oder die Berge? Wollt ihr möglichst weit in den Süden, bevorzugt ihr eine bestimmte Kultur oder ist euch eine kurze Fahrt wichtig? Für den allerersten Urlaub mit Baby ist es sicherlich empfehlenswert, das zu tun, womit ihr euch gut fühlt. Vielleicht wart ihr schon einmal irgendwo, wo es euch gefallen hat? Und wenn ihr keine Idee habt, ist mein Tipp die Niederlande. Die Anfahrt ist überschaubar und das Land bietet wunderschöne Strände, gute Fahrradwege, Dünen und zahlreiche tolle und familienfreundliche Strandcafés.
Camping in den Dünen mit Meerblick – das geht auch mit Baby. © Svenja Kretschmer
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Vorbereitung ist alles: Tipps für den Camping-Urlaub mit Baby
Der Urlaub ist gebucht - Herzlichen Glückwunsch! Das wird bestimmt eine fantastische Zeit. Damit ihr euch für den Urlaub keinen Umzugswagen mieten müsst, um für jede Eventualität mit Baby gewappnet zu sein, kommen hier meine Pack-Tipps.
Mobilität: vor Ort unterwegs
- Kinderwagen: Wenn euer Kind gern im Kinderwagen fährt, macht es Sinn, ihn mitzunehmen. Besonders für tägliche Spaziergänge zum Einkaufen, Stadtbummel oder Spaziergänge ist er toll.
- Fahrradanhänger: Wir besitzen einen Kinder-Fahrradanhänger und haben diesen statt eines Kinderwagens mitgenommen. Mit den großen Jogger-Rädern fährt er gut auch auf Sand und wir haben ihn an Strandtagen wie einen Bollerwagen genutzt. Auch für Fahrradtouren und Inliner-Ausflüge (Achtung: dafür braucht der Wagen eine Handbremse) war er super. In den Niederlanden kann man sowohl Fahrräder als auch Fahrradanhänger ganz unkompliziert leihen. Am besten ruft ihr im Vorhinein bei einem Fahrradverleih an, damit ihr euren Kinderwagen nicht umsonst einpackt und vergesst nicht zu fragen, ob der Anhänger einen Einsatz für Babys hat.
- Trage: Wenn euer Baby gern in der Trage ist, dann ist sie eine tolle und platzsparende Sache. Für Wanderungen am Strand, wenn die Wege zu holprig für den Kinderwagen sind oder um euer Kleines zu beruhigen, ist die Trage eine gute Wahl.
Mit Fahrradanhänger als Kinderwagen ist die junge Familie mobil. © Svenja Kretschmer
Für jedes Wetter gewappnet
- Regenschutz: Für den Kinderwagen haben die meisten eine Regenabdeckung, aber wusstet ihr, dass es einen Regen- und Windschutz auch für Tragesysteme gibt? So könnt ihr auch an Regentagen einen Strandspaziergang oder Stadtbummel machen, ohne euch um euer Baby zu sorgen. Auch Regenjacken und -schirm machen natürlich Sinn.
- Sonnenschutz: Ein Sonnenhut zum Festbinden und mit einer Krempe, die den Nacken verdeckt, ist unentbehrlich, um euren Säugling vor der Sonne zu schützen.
- UV-Schutzanzug: UV-Schutzanzüge sind aus einem Material, das an Schwimmkleidung erinnert. Mit einem solchen Anzug schützt ihr euer Kind vor der Sonne und könnt es je nach Wetter auch mal im niedrigen Wasser planschen lassen, ohne dass es zu schnell auskühlt.
- Langärmlige Babykleidung: Kurze Bodys haben wir nicht gebraucht. Lange Kleidung schützt am Besten vor der Sonne und Holland ist eben auch nicht die Karibik, auch wenn es natürlich warm werden kann.
- Warme Kleidung: Gerade beim Camping in unseren Breiten ist warme Kleidung für das Baby wichtig. Ein kuscheliger Ganzkörperanzug, Warme Socken, Mützchen und eine Decke dürfen dabei nicht fehlen.
- Strandmuschel: Praktisch zum Stillen, als Wind- und Sonnenschutz für lange Strandtage.
Eine Strandmuschel ist für einen wettergeschützten Babyschlaf besonders praktisch. © Svenja Kretschmer
Die Schlafsituation
Im Vorhinein hat mich vor allem die Nacht im Zelt vor viele Fragen gestellt. Zuhause schläft unser Sohn den ersten Teil der Nacht in einem Beistellbettchen und dann ab dem ersten Stillen bei uns im Bett. Aber wie mache ich das im Zelt mit einer Luftmatratze? Und wie warm muss ich ihn einpacken?
- Babybettchen: Es gibt spezielle Campingbetten für Babys, die wie ein Wurfzelt funktionieren. Wenn ihr euren Kinderwagen eh mitnehmt, könnt ihr aber auch die Babyschale abnehmen und neben euch legen. Wir haben einfach ein Schafsfell neben unsere Luftmatratze gelegt und mal das Stillkissen, mal unsere Taschen und die Zeltwand als Abgrenzung genutzt und das hat prima funktioniert.
- Schlafanzug: Nachts im Zelt kann es ganz schön kalt werden. Besonders am Anfang, wenn sich der Körper noch nicht an das Wetter gewöhnt hat, muss man sich warm anziehen. So auch das Baby. Ole hat teilweise einen langen Body, einen Schlafanzug, einen Ganzkörperanzug, eine Mütze und einen Winterschlafsack getragen. Um zu fühlen, ob eurem Kind warm genug ist, fühlt ihr nicht seine Händchen, sondern den Nacken. Ist der warm, ist auch euer Baby warm genug.
Papa Nils trägt seinen Sohn Ole am Strand entlang. © Svenja Kretschmer
Das Wichtigste
Bei all der Planung dürft ihr vor allem eines nicht vergessen: Euch zu entspannen. Es wird schon klappen. Ihr wisst am besten, was euer Kind wirklich braucht und am Ende wird euch immer euer gesunder Menschenverstand helfen. Und wenn ihr wirklich etwas wichtiges vergessen habt, dann kann man das auch in jeder anderen Stadt kaufen oder irgendwie improvisieren. Viel Spaß!
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