Rund ums Baby
Buch: Zwei Papas und ein Baby
Anja Janßen · 23.09.2016
zurück zur Übersicht© Susanne Krauss
In dem Buch „Zwei Papas und ein Baby“ geht es um Adoption unter besonderen Bedingungen, denn der Autor Tobias Rebisch ist homosexuell. Hier wird das „Kinderkriegen“ einmal aus einer ganz anderen Perspektive beschrieben – und genau das macht diese Buchlektüre so interessant. Mit Spannung verfolgt der Leser, wie sich zwei Männer mit allen Kräften, die sie mobilisieren können, ihren Kinderwunsch erfüllen. „Ich wollte Mut zur Adoption machen auch für heterosexuelle Paare“, sagt Tobias Rebisch. „Ich hatte mir immer vorgestellt, dass es schön ist, ein Kind zu adoptieren, aber es war noch viel schöner.“
Gleichgeschlechtliche Paare dürfen nicht gemeinsam adoptieren.
Dabei war der steinige Weg der Adoption für ihn und seinen Partner besonders hürdenreich. Denn gemeinsam dürfen gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland nicht adoptieren. Der Grund: Homosexuellen Menschen ist es in Deutschland verboten zu heiraten. Bei einer Adoption wird das Kind einem Partner zugesprochen, der in der Datenbank des Jugendamts offiziell als Single geführt wird – auch wenn er in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft
lebt. Hier hinkt das deutsche Adoptionsrecht im internationalen Vergleich hinterher. In weiten Teilen der Welt ist die gemeinsame Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare erlaubt, darunter in Kanada, Südafrika, Australien, USA, Brasilien, Uruguay, Neuseeland, Israel, Argentinien sowie in Schweden, Luxemburg, Österreich und 13 weiteren EU-Ländern.
Keine Abrechnung mit dem deutschen Adoptions- und Heiratsrecht
„Marc und ich haben von Anfang an den Adoptionsprozess gemeinsam durchgestanden“, erzählt der 37-Jährige. „Aber Luis wurde letztendlich mir zugesprochen. Das fand ich sehr traurig.“ Sein Partner musste das Kind in einem weiteren bürokratischen Prozess nachträglich adoptieren – was für Homosexuelle in Deutschland erst seit zwei Jahren erlaubt ist. Doch Rebischs Buch ist keine Abrechnung mit dem deutschen Adoptions- und Heiratsrecht. Im Vordergrund stehen das Gefühlsbad, das die Eltern bei einer Adoption durchleben, sowie Anekdoten aus dem Alltag. Und wenn Tobias Rebisch beschreibt, wie er endlich sein Baby in den Händen hält, ist Gänsehaut programmiert.
Haben Mütter bessere Tricks auf Lager als Väter?
Mit Sinn für Humor berichtet er von Helicoptermüttern, die ihn mit ihrer Kritik an seiner falschen Tragetechnik in Panik versetzen, oder von älteren Damen, die ihm an der Supermarktkasse erzählen wollen, was ein Kind wirklich braucht: seine Mutter. Haben Frauen von Natur aus besondere Tricks im Umgang mit Babys, die Männern fehlen? Diese Frage stellt sich Tobias Rebisch – genau wie viele andere Männer, die heute schließlich immer öfters und ausgedehnter Elternzeit nehmen. Am Ende muss sich doch jeder auf „seinen Bauch, sein Herz und seine Intelligenz“ verlassen, sagt Rebisch. So ermutigt sein Buch Väter, aber auch Mütter, ihrer inneren Stimme und ihrer Intuition im Umgang mit Babys mehr zu vertrauen. Ein hochaktueller Appell angesichts des Überangebots an Ratgebern, Kursen und gefährlichem Halbwissen aus dem Internet, das in der heutigen Informationsgesellschaft auf Eltern einprasselt.
Info
Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare
Erst seit 2005 ist in Deutschland für gleichgeschlechtliche Paare die Stiefkindadoption erlaubt. Seitdem dürfen Homosexuelle das leibliche Kind ihres Partners adoptieren. Ein bereits adoptiertes Kind des Partners dürfen Homosexuelle erst seit zwei Jahren adoptieren (Sukzessivadoption). Gemeinsam dürfen gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland nach wie vor nicht adoptieren, da ihnen die Heirat versagt wird. Das Kind wird einem Partner zugesprochen, der andere kann anschließend eine Sukzessivadoption beantragen. Damit wird der Adoptionsprozess für gleichgeschlechtliche Paare in die Länge gezogen und verkompliziert
Buchtipp
©Heyne Verlag
Zwei Papas und ein Baby
Tobias Rebisch
Heyne Verlag, 2016
14,99 Euro