Wir brauchen deine Unterstützung, jeder Cookie zählt!

Wir verwenden Cookies, um die Nutzung unserer Webseite zu verbessern, bestimmte Funktionen zu ermöglichen und vor allem, um unsere Arbeit zu finanzieren. Du kannst dem jederzeit in unserer Datenschutzerklärung widersprechen.

Akzeptieren
Essenziell

Diese Technologien sind erforderlich, um die Funktionalität der Webseite zu ermöglichen.

Statistik

Mit diesen Technologien analysieren wir die Nutzung der Webseite, mit dem Ziel, unsere Arbeit zu verbessern.

Marketing

Diese Cookies sind Grundlage für unsere Einnahmen. Wir nutzen Google Adsense, um Anzeigen unserer Werbekunden auf der Webseite einzustellen. Hier erfährst Du, wie personenbezogene Daten zur Personalisierung von Anzeigen verwendet werden.

Komfort/Externe Medien

Diese Technologien werden verwendet, um dir ein besseres Nutzungserlebnis zu ermöglichen.

Rund ums Baby

Brei oder Baby Led Weaning? Warum nicht einfach beides?

Anja Janßen · 30.07.2024

zurück zur Übersicht
© shine.graphics/Adobe Stock

© shine.graphics/Adobe Stock

Wenn es um das Thema Beikost geht, scheiden sich die Geister. Die einen plädieren für Brei, die anderen für Fingerfood im Rahmen von Baby Led Weaning. Warum sich die beiden Methoden nicht gegenseitig ausschließen und eine Kombination sogar in einigen Fällen sinnvoll ist, erklären Expertinnen des Netzwerks „Gesund ins Leben“.

Die Familie sitzt um den gedeckten Tisch, unsere Jüngste, sechs Monate alt, auf meinem Schoß. Mit großen Augen beobachtet sie unsere Gesichter und ahmt Kaubewegungen nach. Dann schnellt ihr kleines Händchen nach vorne und sie greift auf meinen Teller. Mein Käsebrot hat ihr Interesse geweckt. Klarer Fall: Dieses Kind ist bereit für die Beikost und zeigt die typischen „Beikostreifezeichen“ – heißt: Interesse an fester Nahrung, Kaubewegungen und Gegenstände zum Mund führen. Vor allem aber schieben beikostreife Kinder feste Nahrung nicht mehr mit der Zunge aus dem Mund.

Wann genau der richtige Zeitpunkt für die Beikost gekommen ist, ist von Kind zu Kind verschieden. Spätestens mit Beginn des siebten Lebensmonats, frühestens mit Beginn des fünften Lebensmonats empfehlen Expert:innen die Einführung fester Nahrung ergänzend zur Muttermilch oder Flaschennahrung. Doch warum reicht Milch allein irgendwann nicht mehr aus? „Das liegt an dem steigenden Nährstoffbedarf des Kindes, vor allem an Eisen“, erklärt Monika Cremer, Ernährungswissenschaftlerin beim Netzwerk „Gesund ins Leben“ der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. „Der Energiebedarf des Kindes steigt durch das Wachstum“.

Füttern mit Brei: die bewährte Methode

Brei gilt in Deutschland als die herkömmliche Methode, um Kinder an feste Nahrung heranzuführen. Expert:innen empfehlen mit einem Gemüse-Kartoffel-Brei einzusteigen, der mit Fleisch, Fisch oder Getreide angereichert wird. Etwa einen Monat später folgt der Milch-Getreide-Brei und weitere vier Wochen später der milchfreie Getreide-Obst-Brei. So ersetzen Eltern ganz schematisch nach und nach die Milchmahlzeiten. Die Rezepte beruhen auf wissenschaftlichen Berechnungen des Nährstoffbedarfs sowie auf studiengeleiteten Ernährungsplänen. Federführend beteiligt an solchen Erkenntnissen sind in Deutschland das Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE) der Universitätskinderklinik Bochum, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und das Netzwerk „Gesund ins Leben“.

Baby Led Weaning: Fingerfood für das Kind

Doch inzwischen gibt es noch eine weitere Methode, um Kinder an feste Nahrung zu gewöhnen: Baby Led Weaning (BLW) – entwickelt von der britischen Hebamme Gill Rapley, die ihr Konzept im Jahr 2008 im Rahmen eines Buchs veröffentlichte. Hier wird auf den weit verbreiteten Babybrei völlig verzichtet. Stattdessen nimmt sich das Kind Fingerfood vom Tisch, weshalb der Begriff Baby Led Weaning so viel bedeutet wie „vom Baby gesteuerte Entwöhnung von der Muttermilch“. Das Credo lautet hierbei: Eltern schieben ihrem Kind nichts in den Mund – schon gar keinen Löffel.

„Häufig kommt es im Umkehrschluss zu der Annahme, dass mit dem Brei die Mutter bestimmt“, so Monika Cremer. „Aber so ist das Zufüttern mit Brei nicht gemeint. Auch hier sollen Eltern die Signale des Kindes beachten“. Dreht das Kind den Kopf weg, signalisiert es, dass es satt ist. Und darauf sollten Eltern hören, auch wenn sie sich noch über ein paar weitere Löffel Brei gefreut hätten. Beide Konzepte sehen somit vor, dass das Kind entscheidet, ob und wieviel es isst.  

Vielfalt ist das Stichwort

Einen festen Ernährungsplan zur Deckung des Nährstoffbedarfs gibt es bei Baby Led Weaning nicht. Ein- bis fünfmal am Tag bieten Eltern ihrem Kind eine Vielfalt an Lebensmitteln in weicher Stückform an und das Kind entscheidet, was es davon zu sich nimmt. Hierbei eignen sich weiches Gemüse, gekochte Nudeln, Brot, gekochter Fisch, durchgegarte Eier, reifes, weiches Obst, Ofengemüse in Pommesform, Avocado, Banane, gedünsteter Apfel und vieles mehr – die Bandbreite soll breit sein. Denn nur eine ausgewogenen Ernährung stillt den Nährstoffbedarf – und hier setzen auch die Bedenken von Expert:innen an. „Baby Led Weaning ist ein offenes System ohne Regeln“, sagt Monika Cremer. „Ob die Ernährung ausgewogen ist, hängt vom Angebot der Eltern ab und davon, was das Kind letztendlich isst.“

Damit ein Kind nicht einseitig zugreift, muss es somit ein großes Interesse für verschiedene Lebensmittel mitbringen. Und damit es wirklich satt wird, muss es sich einige Zeit konzentrieren können. Weitere Voraussetzungen sind, dass ein Kind Stücke zum Mund führen und aufrecht sitzen kann.  

Neuseeländische Studie zur Verschluckungsgefahr

Der aufrechte Sitz ist besonders wichtig, um der Verschluckungsgefahr entgegenzuwirken, weshalb auch harte und kleine Stücke wie Nüsse, Beeren oder Popcorn ein Tabu sind. Selbstverständlich darf das Kind nur unter Aufsicht essen – was im Übrigen natürlich auch ein Grundsatz der Brei-Methode ist. Werden diese Sicherheitsmaßnahmen von Eltern beachtet, ist laut einer Studie aus Neuseeland zur sogenannten BLISS-Methode – ein Beikost-Konzept, das mit Baby Led Weaning gleichzusetzen ist – kein erhöhtes Risiko für Verschlucken gegeben. Die BLISS-Kinder aktivierten in der Studie ihren Würgereflex mit sechs Monaten häufiger, mit acht Monaten jedoch seltener als Kinder der breigefütterten Kontrollgruppe. Außerdem haben Eltern bei der BLISS-Methode ihre Kinder im Alter von elf Monaten doppelt so häufig beim Essen begleitet, als Eltern von Kindern der Kontrollgruppe.

Viele Studien zum Thema Baby Led Weaning oder zu den Vorteilen des Konzepts existieren nicht. „Es ist zum Beispiel auch nicht belegt, dass durch Baby Led Weaning Kinder später weniger wählerisch sind oder Übergewicht vorgebeugt wird“, so Felizitas Alaze-Hagemann, Gesundheitswissenschaftlerin beim Netzwerk „Gesund ins Leben“. Die Expertin plädiert für eine Mischform. „Denn auch Breikinder sollen verschiedene Texturen von Lebensmitteln kennenlernen und mal Fingerfood ausprobieren“, so Alaze-Hagemann.

Tipps für die Kombination beider Konzepte

Genauso handhabte es Sophia aus Köln bei ihren beiden Söhnen. Sie kombinierte beide Konzepte miteinander und nicht eines ausschließlich. Zu den Hauptmahlzeiten bot sie ihren Kindern Brei an. „Denn ich war schon froh, wenn ich mal die einen oder andere Stillmahlzeit ersetzen konnte“, erinnert sich Sophia. „Und beim reinen Baby Led Weaning bleibt das Stillen doch lange die Haupternährung.“ Zu den Zwischenmahlzeiten bot sie ihren Kindern dann Fingerfood an.

Über einschlägige Blogs im Internet, auf sozialen Netzwerken, in Büchern und über einen Podcast fand Sophia Tipps zum Vorgehen und Rezepte. So gab es für ihre damals noch zahnlosen Söhne zwischen den Hauptmahlzeiten Gesundes, das Sophia zwischen ihren Fingern zerdrücken konnte, wie den weichen Teil einer geschälten Gurke, weiche Birne, Banane, Gemüsepfannkuchen oder Gemüsewaffeln. Letztere fror Sophia gern im Gefrierwach ein, um sie bei Bedarf ihren Kindern unterwegs im Kinderwagen auf die Hand zu geben.

„Durch das Thema Baby Led Weaning befasste ich mich insgesamt mehr mit dem Thema Ernährung, was sich auf das gesamte Familienessen auswirkte“, erzählt Sophia. Seither kommen mehr Gemüse und mehr Vollkorn auf den Tisch.

Die Vorteile einer Kombination liegen auf der Hand

Fazit: Das Zufüttern mit Brei und Baby Led Weaning schließen sich gegenseitig nicht aus. Es ist sogar sinnvoll, keine der beiden Methoden dogmatisch zu praktizieren. Mit dem Brei stellen Eltern sicher, dass der Nährstoffbedarf des Kindes gedeckt ist. Mit Fingerfood fördern sie die Erkundungsfreude des Kindes und führen es an unterschiedliche Texturen heran. In beiden Fällen gilt als Leitlinie: Das Kind bestimmt das Tempo sowie wann und wie viel es isst. Denn wenn Eltern die Signale des Kindes beachten, fördern sie nachweislich ein gesundes Essverhalten.