Reisen
Winterurlaub in Tirol
Christoph Schrahe · 01.02.2019
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Potego bildet die Nachhut, denn er ist der Chef. Zumindest solange die Stuten nicht dabei sind, denn Lamahengste haben in der Herde nichts zu sagen. Doch heute Abend sind die acht männlichen Lamas unter sich, mal abgesehen von den Teilnehmern an der geführten Lamawanderung durch Biberwier, der kleinsten und dörflichsten Ortschaft im Moos, dem weiten Talkessel unterhalb der Tiroler Seite der Zugspitze. Mit den friedlichen, folgsamen Tieren in der Dunkelheit durch das tief verschneite Dorf, entlang der mattweiß schimmernden Felder und zwischen sich unter der Schneelast biegenden Bäumen zu schreiten, hat geradezu therapeutische Wirkung: Die acht teilnehmenden Teenager vergessen völlig, ihre Smartphones zu zücken.
Zahlreiche Aktivitäten für Familien
Das Fotografieren erledigen die mitlaufenden Eltern, die ebenfalls verzückt, aber eben nicht ganz so impulsgesteuert sind und daher daran denken, die Momente fürs Familienalbum festzuhalten. Die wöchentlich stattfindende Wanderung mit den Lamas von Martin Kuprian, dessen Familie die Tiere bereits in der dritten Generation züchtet, ist eine der zahlreichen kostenlosen Aktivitäten, die Familien in der Tiroler Zugspitzregion abseits der Pisten unternehmen können. Auch Fackelwanderungen und Schneeschuh-Schnuppertouren zählen dazu. Nur rechtzeitig anmelden muss man sich.
Action statt Achtsamkeit ist das Motto beim freitäglichen Funsport- und Rodelabend an der Marienbergbahn am Ortsrand von Biberwier. Die beleuchtete Piste ist dann zum Befahren mit allerhand vertrauten und exotischen Fahrgeräten freigegeben: vom Airboard über Skifox – einem Melkschemel mit Kufe –, Snowbikes und Rennrodel bis zu minimalistischen Zipflbobs. Mit gültigem Skipass kann man die Sesselbahn kostenlos nutzen, die Miete der Geräte, die man während des Abends munter wechseln kann, kostet acht Euro.
Wir bauen ein Iglu!
© Christoph Schrahe
Tagsüber können Kids als Realweltalternative zu Minecraft am Grubigstein oberhalb von Lermoos ein Iglu aus Schneeblöcken errichten. Bei der vierstündigen Aktion geht es zunächst mit Schneeschuhen in zehn Minuten durch den traumhaft stillen Winterwald zum Bauplatz in 1.700 Meter Höhe. Hier wartet schon ein offenes Lagerfeuer, auf dem mittags Suppe gekocht wird. Aber zunächst heißt es Arbeiten: Schnee festtreten, einen Graben ausheben, an dessen Bergseite Quader aus dem Schnee sägen und zur Baustelle tragen. Dort warten Christian und Dietmar. Die beiden ausgebildeten Bergführer der Alpinschule Lermoos fungieren als leitende Architekten, zirkeln den Grundriss des Iglus in den Schnee und entscheiden, welcher Block wo hinkommt.
Zwischenzeitlich machen sich angesichts unregelmäßiger und wackliger Blöcke Zweifel breit, ob das Werk gelingen wird. Aber je tiefer die Arbeiter in der Schneemiene vordringen, desto tragfähiger werden die weißen Bausteine. Zwei letzte Quader machen den Deckel zu. Abschließend wird durch den Schnee von unten ein Zugang ins Innere gegraben. Als die dort verbliebenen Konstrukteure wieder ans Tageslicht kommen, applaudiert der Rest der Montagetruppe. Darunter auch so mancher Vater, der soeben die kindliche Liebe zum Spielen im Schnee wiederentdeckt hat.
Fahrvergnügen im Pistenbully
© Zugspitzarena Tirol
Die Väter (und alle anderen Kinder ab zehn Jahren) können am Grubigstein außerdem täglich ihre Affinität zu PS-starken Maschinen ausleben: als Co-Pilot im Pistenbully. Die sechs Meter breiten, neun Tonnen schweren Ungetüme haben 390 PS unter der Haube und ein ganz besonderes Fahrverhalten, das während der zweistündigen Fahrt für manche Überraschung sorgt. Mit Frontschaufel, Fräse und Glättbrett sorgen die Schneekatzen dafür, dass die Pisten sich allmorgendlich in möglichst familienfreundlichem Zustand präsentieren, denn nicht nur abseits, auch in den Skigebieten setzt man in der Tiroler Zugspitz Arena voll auf Familien.
Skigebiete für Familien
Die beiden Ehrwalder Skigebiete sind sogar offiziell als Familienskigebiete zertifiziert. Für Hans Heinrich Srbik, den Eigentümer der Ehrwalder Wettersteinbahnen, ist es eine Herzensangelegenheit, Familien bestmöglich zu bedienen. Schließlich kommt der in Bayern lebende Mittsiebziger noch regelmäßig selbst mit Kindern und Enkelkindern nach Ehrwald, um direkt von seinem Elternhaus aus auf die Piste zu starten. Die Lage direkt am Ort ist das große Plus des kleinen Skigebiets. Von vielen Quartieren sind es nur ein paar Schritte zum Lift. Dort gibt es natürlich ein Ski-Depot, so dass niemand seine Ski durch das Dorf schleppen muss – für die Zertifizierung als Familienskigebiet ist das ein Muss.
Srbik legt außerdem Wert auf Komfort: In der Pistengastronomie gibt es keine Selbstbedienung (kein Jonglieren von beladenen Tabletts!) und in allen fünf Restaurants spezielle, gesunde Kindergerichte. Das Restaurant Confetti Alm an der Talstation der kindersicheren 6er-Sesselbahn wartet mit Kinderspielbereich und Indoor-Kletterwand auf. Draußen gibt es einen großen Übungsbereich und entlang des Sessellifts breite, mäßig geneigte Hänge, die auch weniger versierten Familienmitgliedern entspanntes Skifahren ermöglichen.
Komfort und Naturerleben
© Zugspitzarena Tirol
Mit einer wirklich leichten Talabfahrt (so leicht, dass man sie an zwei Abenden pro Woche sogar zum Rodeln nutzt) wartet auch das Skigebiet Ehrwalder Alm auf. In tief eingekerbten Alpentälern durchaus keine Selbstverständlichkeit. Zentrum des Geschehens ist das auf 1.500 Meter Höhe gelegene Tirolerhaus an der Bergstation der Gondelbahn, die von Ehrwald hinaufführt. Hier findet man das Kinderland der Skischule, die Kleinkindbetreuung und eine vorzügliche Gastronomie, in der es dank Rolltreppen zu den Toiletten kein halsbrecherisches Treppensteigen in Skistiefeln gibt. Auch sonst setzt man an der Ehrwalder Alm voll auf Komfort: sämtliche Sesselbahnen verfügen über Sitzheizung und Wetterschutzhauben.
Für Abwechslung beim Abfahren sorgen die Funslope mit ihren Tunnels, Steilkurven, Wellen und Soundeffekten sowie der Familypark mit kleinen Sprüngen und leichten Rails. An Tagen mit guten Schneebedingungen bedarf es dieser gebauten Elemente jedoch gar nicht. Dann locken die Wälder im Pistenrandbereich mit Abenteuern im tiefen Schnee. In Begleitung von Skilehrern ist das eine gefahrlose Angelegenheit. Die Profis mit den roten Anzügen wissen, welche verborgenen Routen bei welchen Verhältnissen befahrbar sind. Für Kinder ist das ein Naturerlebnis, das an Intensität kaum zu überbieten ist – und das sie immer wieder erleben wollen, auch wenn sie schon längst keine Kinder mehr sind. Die Tiroler wissen das.
Skifahren
Sechs alpine Skigebiete mit zusammen 142 km Abfahrten (davon 106 km beschneit und 17 km auf dem schneesicheren Zugspitzplatt) und 56 Liften. Saison an Ehrwalder Alm und Grubigstein bis 22.4.19, Zugspitzplatt bis 28.4.19. Für Langläufer gibt es 131 km kostenlose Loipen zwischen 1.000 und 1.600 Meter Seehöhe.
Preise
Unterkünfte: Hotel garni Family Alm Tirol ab 141 € für 2 Erwachsene und 2 Kinder im Familienzimmer (Küchenzeile, Esstisch) inkl. Frühstück mit vielen biologisch und regionalen Produkten, Sauna, Spielbereich, Verleih von Kinderwagen, Babykraxe, Babybadewanne, Babybett. www.familyalm.at;
Ferienwohnungen für 4 Personen ab 65 €/Tag, Buchung unter www.zugspitzarena.com.
Sonstiges: Familientarif (2 Erw., 2 Kinder unter 19 Jahre) Top Snow Card (gültig auch in Garmisch und Mittenwald) für 6 Tage 667 €, Kinder bis 5 Jahre fahren kostenlos, 2 Tage kosten für 2 Erw. und 2 Kinder z.B. in Berwang-Bichlbach 236 €, Familientarife auch für ein Elternteil mit Kind/ern, Skikurs für Kinder ab 3 Jahre ab 250 € für 6 Tage (jeweils 4 Stunden), Skikindergarten im Tirolerhaus auf der Ehrwalder Alm (ab 0 Jahre) 14 €/Stunde. Pistenbully Co-Pilot 40 € (Kinder 25 €), Iglu-Workshop 45 € (inkl. Schneeschuh-Miete, Mittagessen und Getränken).
Anreise
Mit dem PKW aus dem Rheinland vignettenfrei via Ulm, A7 und B179, ca. 600 km. Per Bahn via München (1 x Umsteigen) in knapp sieben Stunden nach Ehrwald.
Auskunft
Tiroler Zugspitz Arena
Schmiede 15
A-6632 Ehrwald
Tel. 0043 (0)5673 20 000, info@zugspitzarena.com