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Reisen

Ommmm an der Nordsee

Claudia Berlinger · 22.08.2017

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Am Strand macht Yoga richtig Spaß! © Claudia Berlinger

Am Strand macht Yoga richtig Spaß! © Claudia Berlinger

Stadtreporterin Claudia geht auf spirituelle Reise an der Nordsee und übt sich im Mutter-Kind-Yoga.

Jede Mama, die meditiert, weiß, wie spannend Kinder es finden, die Mama beim Stillsitzen aus dem Konzept zu bringen: „Meditierst du noch laaaange?", „Kannst du mal abputzeeeen?" oder „Mir tut schon der Bauch weh, weil ich sooooo großen Hunger habe" sind Worte, die wir alle kennen und die uns sofort in Aktion und aus der Stille herausbringen.

In Radhikas Seminar lernen wir, dass wir für diese Art Störung dankbar sein dürfen, denn wir sind im Wochenendseminar „Hilfe! Alltag! Yoga für Eltern mit ihren Kindern" gelandet, das uns lehrt, wie wir unsere Kinder in unsere tägliche Yogapraxis einbinden können.

Auf Stau folgt Ommmm

Unser Kleinod, der Yoga Vidya Ashram an der Nordsee, liegt nur dreieinhalb Autostunden von Köln entfernt - rechnet man die zweieinhalb Stunden Ferienstau ab, für die ja niemand etwas kann.

Nach vielen Reifenumdrehungen reisen wir am Freitag Nachmittag an, und während ich an einer geführten Yogastunde teilnehme, hüpft Norea gleich in die Kinderbetreuung, wo sie malt, ein Papierboot bastelt und nach einer Kinderyogastunde eine schöne Entspannungsreise macht, die ihr richtig gut gefällt.

Mantras und Massage

Bei der Begrüßungsrunde erhalten wir Mütter ein Zauberarmband, das uns in Kinder verwandelt, denn auch wir werden in den folgenden Tagen wieder einmal so richtig spielen, toben und die Welt aus anderen Augen betrachten. Nachdem wir gemeinsam Ooooooooom, Shanti, Shanti, Shanti und begleitet von einem Harmonium Mantras gesungen haben, geben wir uns gegenseitig eine wohltuende Rückenmassage, die wir sehr genießen.

Radhika liest uns die indische Geschichte von Hanuman vor, dem Gott in Affengestalt, der auf seiner Suche nach der Königin Sita von Vertrauen, Hingabe und Mut durchströmt wird und deshalb erfolgreich ist. Die Hingabe an unsere Aufgabe als Mütter und das Vertrauen der Kinder in uns ist uns allen bestens vertraut, und wohlgelaunt starten wir mutig in unser gemeinsames Mutter-Kind-Abenteuer.

Kinder voll integriert

Beim Abendessen möchte Norea noch einmal wissen, was eigentlich genau ein Ashram ist. Das ist eine Art Internat, wo die Schüler leben, lernen und auch schlafen. „So wie bei Hanni und Nanni?" Ja, ganz genau, nur dass sich hier alles um das Thema Yoga dreht. Jetzt fühlt sie sich fast wie ein Schulkind und ist hoch zufrieden.

Was mich an der Organisation hier begeistert, ist, dass es im Gegensatz zu Ashrams in Indien gut möglich ist, die Kinder zu integrieren. Während die Eltern in den Satsang gehen, erkunden die Kinder das Seminarhaus, das einen ganz modernen Flair hat, und wir finden die betreute Kindergruppe am Abend auf Sofas eingekuschelt vor dem Kamin, in dem ein Feuer brennt, während Norea in Ermangelung von Stockbrot ihre nassen Socken an einen Stab gebunden hat und sie am Kamin trocknet.

Kalt duschen

Der Satsang ist eine spirituelle Praxis am Morgen und am Abend, wo wir meditieren, Mantras singen und im stillen Gebet zur Ruhe kommen. Das ist für Kinder, die so bewegungsfreudig wie Norea sind, zu lang und still, darum tut es gut zu wissen, dass sie gut versorgt ist und gemeinsam mit anderen Kindern das Leben als kleine Yogini kennen lernt. Nebenbei erfüllt sie sogleich ihre erste Aufgabe: „Finde eine neue Freundin". In den folgenden zwei Tagen erhalten wir noch mehr Aufgaben wie: „Dusche mit kaltem Wasser" und „Drehe dich im Kreis, bis dir schwindelig wird".

Pure Entspannung

Wir verwandeln uns ins Häschen, galoppieren wie die Pferde, verwandeln den Seminarraum in einen Sternenhimmel und bilden einen Yogiberg aus mehreren Teilnehmerinnen. Nach aktiven Phasen lauschen wir den sonoren Klängen von riesigen Klangschalen oder den Indianertrommeln auf der Suche nach dem Schmetterling. Die Yogaposen für die Streckung, Drehung, Rück- und Vorwärtsbeugen, die uns so gut tun, erlernen die Kinder ganz spielerisch.

Der große Spiegeltanz bringt uns so sehr zum Lachen, dass wir uns die Bäuche halten. Zuerst üben wir in Zweiergruppen und dann wechseln wir uns ab und tanzen nach, was die Yogini in der Mitte vortanzt. Das ist wirklich ein herrlicher Spaß, den wir mit ganz sicher mit nach Hause nehmen werden.

Wenn ihr Zuhause jetzt auf den Geschmack gekommen seid, empfehlen wir die Essmeditation: Zieht euren Kindern Augenbinden an und legt ihnen nacheinander verschiedene Früchte in die Hände. Erst werden sie befühlt, dann beschnuppert, dann nehmen sie ganz genau wahr, wie es sich anhört, sie neben dem Ohr zu brechen und im Mund werden sie ausgiebig gekostet und geschmeckt. Anschließend wird natürlich gewechselt. So offenbart auch jeder Tag in eurem Leben seine besonderen Geschenke und „Hilfe! Alltag!" geht in den lang ersehnten Urlaub.

Veranstalter unseres Yogawochenendes ist der Gemeinnützige Verein Yoga Vidya e. V., Deutschlands größte Anlaufstelle für Seminare, Ausbildungen und Yogareisen, die Hatha Yoga in der Tradition von Swami Sivananda praktizieren. Auf der Webseite könnt ihr aus verschiedenen Ashrams auswählen. Am besten nutzt ihr den Filter, der nach Ort, Zeitraum oder Art des Seminars gezielt Angebote für euch zusammenstellt.

Hier findet ihr eine Auswahl an Eltern-Kind-Seminaren, die übrigens nicht an Ferienzeiten gebunden sind.

Das Seminarhaus in Horn-Bad Meinberg (in der Nähe von Bielefeld) beheimatet bis zu 1.000 Menschen und eine sehr breite Auswahl an Workshops und Seminaren. Die deutlich kleineren Ashrams im Allgäu und im Westerwald finden wir auch sehr reizvoll. Unsere Wahl fällt jedoch auf die Nordsee, wo noch ein Tierfreundezimmer frei ist, denn auch Mops Shima hat eine Auszeit mit frischer Meerluft verdient.

Seminarhaus an der Nordsee:

Haus Yoga Vidya

Wiarder Altendeich 10

26434 Horumersiel

Email rezeption@nordsee.yoga-vidya.de,

Tel. 04426 - 90 416 10

 

Preise:

Die Preise sind je nach Seminar sehr unterschiedlich, liegen aber deutlich unter dem Durchschnitt von Yogareisen. Für eure Kinder erhaltet ihr 50 % Rabatt auf die Preise für Erwachsene.

 

Hier könnt ihr die Geschichte von Hanuman lesen:

Hanuman wird in Indien als Affengott verehrt. Er ist engster Freund und Heeresführer des Königs Rama. Als eines Tages dessen Frau Sita entführt wird, erhält Hanuman die Aufgabe, die Königin zu finden und zu befreien. Hanuman ist verzweifelt und weiß nicht, wo er suchen soll. Doch er genießt das volle Vertrauen des Königs, was ihn innerlich stärkt. Nach langer Suche nimmt Hanuman am Meer an der Südspitze Indiens Platz. Es entsteht ein Moment voller Vertrauen und absoluter Hingabe und genau jetzt offenbart sich ihm, dass die Königin Sita auf der Insel Sri Lanka versteckt sein muss. Mit Mut und Vertrauen meistert er den Sprung von Indien nach Sri Lanka. Das eine Bein weilt noch in Indien und das andere befindet sich bereits auf Sri Lanka. Dank dieses Spagats überwindet er das unüberwindbare Hindernis des Meeres und wenig später befreit er die Königin.

Hanuman steht also für die Qualitäten Vertrauen, Hingabe und Mut und die Pose, die diese Qualitäten symbolisiert, ist der Spagat. So ergibt im Yoga alles mehr als nur einen Sinn.

 

Wenn ihr die „Hanuman-Reihe", die wir euch im Video zeigen, üben möchtet, könnt ihr hier den Text lernen:

 

Namasté, ich grüße alle hier im Raum.

Ich grüße die Sonne.

Ich grüße die Erde.

Denn ich bin ein Krieger des Lichts.

Ich baue Brücken.

Und ich schaue immer nach vorne.

Kein Berg ist mir zu hoch.

Denn ich bin ein Krieger des Lichts.

Ich grüße den Himmel.

Ich grüße die Erde.

Ich grüße alle hier im Raum.

 

Norea und Claudia sagen Namasté und viel Spaß beim Yogaüben.

 

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