Kinderbücher zum Thema Tod, Sterben und Trauerbewältigung

Wie spricht man mit Kindern über den Tod?

Wenn Kinder erstmalig mit dem Thema Tod in Berührung kommen, sei es beim Haustier oder bei den Großeltern, bleiben neben Trauer und Schmerz auch oftmals viele ungeklärte Fragen im Raum: Müssen alle einmal sterben? Wohin geht man, wenn man verstorben ist? Was passiert mit einem Körper, wenn er nicht mehr lebt? Doch nicht nur bei Kindern herrscht Ratlosigkeit bezüglich dieser neuen Erfahrung. Auch Eltern wissen teilweise nicht genau, wie sie mit dem Verlust vor ihren Kindern umgehen sollen, wie sie ihn erklären oder zumindest erträglicher machen können.

Die nachfolgende Auswahl von Büchern geht all diesen Fragen und Gefühlen nach, mal auf nachdenkliche, mal auf humorvolle Art und Weise. Die Bücher bieten verschiedene und altersangemessene Zugänge, um das schwierige Thema zu enttabuisieren und den Kleinen ehrliche Antworten auf ihre wichtigen Fragen zum Ende des Lebens zu geben. In unserer Zusammenstellung werden dabei verschiedene Schwerpunkte behandelt wie beispielsweise Abschied, Beerdigungen, Trauer und Trost, Sternenkinder oder Suizid.

Wo gehst du hin, Opa?

Ein Bilderbuch über das letzte Geheimnis

© Aracari

Emmis Opa ist sehr krank. Daher beschäftigt sie die Frage, wohin er wohl gehen wird, wenn er bald vielleicht „von ihr geht“. Er selbst bezeichnet das, was mit ihm passieren wird, als ein Geheimnis und ein Abenteuer. Auf den insgesamt 32 Seiten des Bilderbuchs stellt Emmis Opa verschiedenste Vermutungen darüber auf, an welche weit entlegenen, wunderbaren und fantastischen Orte er sich begeben könnte, wenn er nicht mehr bei ihr ist: In einen paradiesischen Garten, ins Weltall oder einfach dorthin, wo alle Verstorbenen sich wiedersehen. Über diese Darstellung und Verarbeitung verliert die möglicherweise angsteinflößende Thematik für Kinder ihren Schrecken und lädt vielmehr zum aufregenden Fantasieren über „das letzte Geheimnis“ des Lebens ein.

Wieso? Weshalb? Warum?

Band 42: Abschied, Tod und Trauer

© Ravensburger

In diesem Sachbuch der bekannten Reihe des Ravensburger Verlags werden fachlich geprüfte Antworten und Informationen auf kindgerechte Weise veranschaulicht. Was ist ein Hospiz, was passiert bei einer Einäscherung und mit welchen Ritualen verabschiedet man sich in verschiedenen Kulturkreisen und Religionen von geliebten Menschen? Dabei werden auch emotionale und zwischenmenschliche Bereiche der Thematik angesprochen, beispielsweise welche Gefühle im Trauerprozess auftreten können oder wie individuell der Umgang damit sein kann. Das Buch zeichnet sich insbesondere durch seinen interaktiven Charakter aus, da die vermittelten Inhalte durch die aufklappbaren Türchen auf den Seiten wortwörtlich „begreifbar“ werden.

Die besten Beerdigungen der Welt

© Moritz Verlag

Ester, der kleine Putte und „ich“ gründen an einem langweiligen Tag ein Bestattungsinstitut, um all den toten Hummeln, Mäusen und Igeln, die sie finden können, eine würdevolle Beerdigung zu bieten. Beim Aussuchen schöner Grabstätten und geeigneter Särge wird ihnen bewusst, dass selbst Tote noch viel Arbeit und Organisation verursachen – und dass jede Beerdigung auf ihre eigene Art und Weise etwas Besonderes ist. Dieses humorvolle Buch aus Schweden betrachtet das Thema so leichtfüßig und unbekümmert, wie die Welt nur aus Kinderaugen aussieht. Das macht die Geschichte letztlich auch für Erwachsene zu einem herzerwärmenden Leseerlebnis.

Der Baum der Erinnerung

© arsedition

Nach einem langen und glücklichen Leben mit seinen Freund:innen im Wald ist der Fuchs sehr müde geworden, sodass er sich eines Tages in den Schnee legt und für immer die Augen schließt. Die anderen Tiere des Waldes versammeln sich um ihn herum, um Abschied zu nehmen und zu trauern – das tun sie zuerst in Stille, dann in Gesprächen, und schließlich schwelgen sie sogar in schönsten Erinnerungen an ihren Freund. In seinen ruhigen Worten und liebevollen Illustrationen ist dieses Bilderbuch eine wunderschöne Aufarbeitung, die den Fokus nicht auf das Sterben selbst, sondern auf den Trost innerhalb der Gemeinschaft der Hinterbliebenen legt. So zeigt „Der Baum der Erinnerung“, wie Verstorbene in unseren Herzen und Gedanken unsterblich bleiben.

Marlene wohnt im Himmel

Eine Geschichte für Geschwister von Sternenkindern

© Neukirchener

Anna Koppri erzählt auf einfühlsame Weise die Geschichte der beiden Geschwister Elea und Timur, die sich gemeinsam mit ihren Eltern auf die Geburt des kleinen Schwesterchens Marlene freuen. Als Mama und Papa jedoch eines Tages aus dem Krankenhaus zurückkehren, lebt das Baby nicht mehr und die Familie muss Abschied von Marlene nehmen, bevor sie überhaupt auf die Welt gekommen ist. Das Buch zeigt Kindern verschiedene Möglichkeiten auf, diesen Verlust zu verarbeiten und führt vor Augen, wie eine Familie gemeinsam und zugleich sehr individuell trauern kann. Weinen und traurige Lieder haben in diesem Prozess ebenso einen festen Platz wie die vielen, bunten Luftballons, die die Familie für Marlene in den Himmel steigen lässt. Im Anschluss an die Geschichte folgt im Buch ein Sachteil, der über die Themen Sternenkinder und Stille Geburt informiert.

Und was kommt dann?

Das Kinderbuch vom Tod

© Moritz Verlag

Pernilla Stalfelt stellt in ihrem Buch eine spannende Vielfalt von Fakten und Vorstellungen rund um das Thema Tod zusammen. So erklärt sie einerseits sehr anschaulich, warum ein Testament manchmal sinnvoll sein kann und dass der Tod die Erde letzten Endes vor Überfüllung schützt. Sie fantasiert aber auch gerne einfach ins Blaue hinein, was vielleicht nach dem Tod kommen könnte. Sie erzählt von gruseligen Untoten, die zu spukenden Gespenstern oder Vampiren werden, ebenso wie von den bunten und fröhlichen Partys auf den Friedhöfen in Mexiko. Die kleinen Texte und comicartigen Zeichnungen, die im Buch Humor, Tiefgründigkeit und Sachlichkeit vereinen, zeigen, dass der Tod gar nicht immer eine todernste Angelegenheit sein muss.

Leben ohne Mama Maus

Ein Kinderfachbuch über Suizid in der Familie

© Mabuse

Dieses Kinderfachbuch wagt sich auf einem zutiefst berührenden und gleichzeitig äußerst professionellen Weg an das Tabuthema Suizid heran. Dazu ist es in drei verschiedene Teile gegliedert: Zunächst wird die Geschichte der Familie Maus erzählt, die verarbeiten muss, wie Mama Maus an der Dunklewolken-Krankheit (Depression) erkrankt und sich letztlich das Leben nimmt. Im zweiten Teil erfolgt eine direkte Ansprache des erzählenden Mäusekindes an die jungen Leser:innen, in der die Maus ihren persönlichen Trauerprozess und die damit verbundenen Gefühle teilt. Abschließend sind für das erwachsene Lesepublikum sorgsam ausgewählte Hilfestellungen enthalten, die auf den Bereich der Trauerbewältigung und Traumatherapie zurückgehen, sodass das Buch letztlich für jedes Familienmitglied einen altersgerechten Zugang für eine besonders schwierige Thematik anbietet.