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Bücher gegen Rassismus

Lesetipps der Stiftung Lesen · 17.07.2020

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© AdobeStock

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Rassismus zu erkennen und aktiv dagegenzusteuern, ist eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Daher ist es wichtig, möglichst früh den Grundstein für ein achtsames Miteinander zu legen. Lesen und Vorlesen kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

Erfahrungen mit Ausgrenzung, Diskriminierung und Intoleranz gehören zum Alltag vieler Menschen: Aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Sprache werden sie entweder selbst ausgeschlossen und abgelehnt oder sie kennen Betroffene. Rassismus hat vielfältige Ursachen, beruht jedoch häufig auf einem Mangel an Einfühlungsvermögen und Verständnis. Dem will die Stiftung Lesen mit den Leseempfehlungen „Bücher gegen Rassismus“ entgegenwirken. Sie unterstützt und sensibilisiert damit einerseits Erzieherinnen und Erzieher, Eltern und Lehrkräfte, regt andererseits aber auch Kinder und Jugendliche mit Geschichten zum Nachdenken und Austausch untereinander an.

 

ab 3 Jahren
ICH BIN ANDERS ALS DU - ICH BIN WIE DU

Ich bin anders als du, weil ich woanders herkomme? Ansichtssache! In diesem schönen Wende-Bilder-buch über Kinder von überall aus der Welt geht es um Unterschiede, vor allem aber auch um Gemeinsam-keiten. Denn macht wirklich das Herkunftsland, die Hautfarbe, die Körpergröße, das Geschlecht oder die Zahl der Familienmitglieder den Unterschied aus? Oder vielleicht eher die Lieblingsspeisen, die besonderen Fähigkeiten und Interessen? Und sind nicht auch ganz unterschiedliche Freunde gleich – weil sie die gleichen Gefühle füreinander haben? Oder ganz einfach: weil alle ... Menschen sind!?
So viel zu gucken, zu entdecken, zu beschreiben, zu erzählen! Und bei jedem Bild, bei jedem Unterschied und jeder Gemeinsamkeit wird es eine Vielzahl von Ideen, Meinungen und Erfahrungen geben, mit denen sich auch schon die Jüngsten an einem Vorlesegespräch beteiligen können. Liebevoll illustriert, mit kurzem Text und reichlich Raum für Fantasie!

Constanze von Kitzing
Ich bin anders als du - Ich bin wie du
Carlsen Verlag 2019
13 Euro

ab 4 Jahren
LITTLE PEOPLE - BIG DREAMS: ROSA PARKS

In den Zeiten der Rassentrennung erforderte es in Alabama mehr als nur ein bisschen Mut, gegen die alltägliche Benachteiligung aufgrund der eigenen Hautfarbe aufzubegehren. Genau das hat Rosa Parks getan, die sich weigerte, ihren Sitzplatz im Bus zuguns-ten eines Weißen aufzugeben. Ihre Geschichte gilt bis heute als exemplarisch für den unbedingten Willen, auch einen scheinbar aussichtslosen Kampf aufzunehmen.
Durch die einfachen Illustrationen in kräftigen Farben und einen verständlichen Text in idealer Vorleselänge ermöglicht das schöne Bilderbuch aus der sehr emp-fehlenswerten Reihe „Little people – big dreams“ auch schon den Jüngeren den Zugang zu einem wichtigen Thema.

Lisbeth Kaiser/Marta Antelo
Little people - big dreams: Rosa Parks
Insel Verlag 2019
13,95 Euro

 

ab 5 Jahren
TRAU DICH, SAG WAS!

Sprechblasen mit klaren Aussagen und Appellen verweisen schon im Vorsatz auf das zentrale Thema dieses besonderen Bilderbuchs: „Zusammen geht alles besser!“, „Hass hat hier nichts verloren!“, „Das schaffe ich!“ und „Deine Stimme zählt!“. Die folgenden Bilderbuchseiten richten sich an die Kinder selbst und ermutigen sie mit einfachen Texten in wörtlicher Rede und ruhigen, farbstarken Illustrationen, Stellung zu beziehen, für andere da zu sein, sich etwas zu trauen und Verantwortung zu übernehmen. Das kann beim Schlichten eines Streits, beim selbstbewussten Zeigen eigener Stärken, aber auch bei ganz alltäglichen Dingen wie Malen oder dem Pflanzen einer Blumenwiese sein. „Manchmal wirst du etwas sagen und keiner hört dir zu ...“ Das kann sich aber ändern – wenn man nicht aufhört, es zu sagen!
Ein originelles Mutmach-Buch mit sehr viel Potenzial für Gespräche und Projekte! Die leeren Sprechblasen auf den hinteren Einband-Innenseiten laden auf jeden Fall dazu ein.

Peter H. Reynolds
Trau dich, sag was!
Fischer Sauerländer 2020
14,99 Euro

 

ab 6 Jahren
WIE IST ES, WENN MAN ANDERS IST?

Das kennen auch schon die Jüngsten: gehänselt oder ausgegrenzt zu werden, weil irgendetwas an ihnen anders ist. Das kann die Kleidung sein, die Sprache, die Religion oder auch die Hautfarbe. Aber nicht erst, wenn Kinder persönlich betroffen sind, kommen Fragen auf, die gar nicht so leicht zu beantworten sind. Wie erklärt man Intoleranz, Ungerechtigkeit oder Rassismus? Wie entstehen Vorurteile? Und wie kann man sich dagegen zur Wehr setzen oder anderen dabei helfen?
Hier übernehmen die Illustrationen einen wichtigen Part: Reduziert, ausdrucksstark und mit Fokus auf den Gefühlen der Figuren ergänzen sie den Text sehr stimmig und veranschaulichen die zahlreichen (Alltags)szenen, die jungen Leserinnen und Lesern vor Augen führen, dass Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe durchaus positiv sein kann. Aber eben nicht alles ist, was zählt! Der Appell zu mehr Hilfsbereitschaft, Offenheit und Solidarität eignet sich gut für den Einsatz im Rahmen von (Schul)projekten und als sehr aktueller Gesprächsanlass.

Louise Spilsbury/Hanane Kai
Wie ist es, wenn man anders ist?
Gabriel Verlag 2019
10 Euro

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Diversity Spielzeug – Warum Integration beim Spielen beginnt

 

ab 10 Jahren
ALS WIR ADLER WURDEN

Die „Adler“: Elias, Pinar, Kai, Jannik und Loni sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die es genießt, gemeinsam Abenteuer zu erleben, Rätsel zu lösen, Aufgaben zu erfüllen, sich zusammen stark zu fühlen. Doch dann ändert sich etwas für die Menschen in der Straße, in der die Freunde leben. Und ausgerechnet Janniks großer Bruder Bo, dessen spannende Alien-Geschichten den Rahmen der gemeinsamen Spiele vorgeben und der die Regeln bestimmt, hintertreibt nun die Gemeinschaft und beginnt damit, Loni auszugrenzen. Weil ihre Mutter aus Kenia stammt – und Loni anders ist.
Eine spannende Geschichte und eine zeitlos wichtige Thematik gehen hier Hand in Hand. Natürlich mit einer klar erkennbaren Botschaft sowie aktuellen und historischen Bezügen! Der Vorgang, der zwischen ehemals besten Freunden eine Kluft entstehen und eine bestimmte Gruppe zum Sündenbock werden lässt, hat schließlich im negativen Sinne Tradition. Die Willkür und Ungerechtigkeit, vor allem aber die Gefühle der Betroffenen, werden im Rahmen der Geschichte absolut nachvollziehbar geschildert.

Uticha Marmon
Als wir Adler wurden
Fischer Sauerländer 2020
14 Euro

ab 12 Jahren
EINER VON 11

Ein junger Spieler am Spielfeldrand, ein entscheidendes Spiel, jubelnde Fans – und die 69. Minute, der Moment direkt vor der Einwechslung: Da kommen beim Ich-Erzähler jede Menge Gedanken, Gefühle, Träume und Erinnerungen hoch. An seine Kindheit, in der er wegen seiner Hautfarbe oft anders behandelt wurde als die anderen und doch einfach nur dazugehören wollte. An seinen Vater, der aus Nigeria stammt, an seine Mutter, die in Bamberg geboren wurde. Und immer wieder an die Farben, die sein Trikot trägt, ihre Geschichte, ihre Bedeutung, für ihn und für die, die draußen seinen Namen rufen. Und dann ertönt der Pfiff – und er ist einfach nur noch einer von ihnen.
Ein kleines Buch mit großem Thema! Wer hier klassisches Fußballwissen sucht, wird nicht fündig – dafür bringt der Monolog des namenlosen Spielers vieles auf den Punkt, was nicht nur rund um den Kultsport immer wieder im Gespräch ist: Identifikation mit einem Team – und einem Land! Ein ungewöhnlicher Zugang mit viel Gesprächspotenzial.

Manfred Theisen/Verena Ballhaus
Einer von 11
Loewe Verlag 2018
6,95 Euro

ab 14 Jahren
THE HATE U GIVE

Starr lebt in zwei Welten, die sie strikt voneinander trennt. Da ist auf der einen Seite das verarmte Viertel Garden Heights, in dem sie aufgewachsen ist. Auf der anderen Seite die Privatschule, auf die ihre Eltern sie schicken, um ihr eine Perspektive zu bieten. Und auf der sie eine der wenigen Schwarzen ist. Trotz der großen Unterschiede zwischen ihren beiden Lebenswelten fühlt sich Starr in jeder auf ihre Weise wohl und hat gute Freunde gefunden, die sie schätzt und nicht verlieren möchte. Alles ändert sich, als ihre beste Freundin Kayla sie auf eine Party in den Garden Heights mitschleppt und sie mit ansehen muss, wie ihr Kindheitsfreund Khalil von einem weißen Polizisten bei einer Routinekontrolle erschossen wird. Starr merkt plötzlich, wie unterschiedlich ihre beiden Welten sind. Sie muss sich entscheiden: Soll sie ihre Stimme erheben und erzählen, was wirklich geschehen ist oder schweigen. Beides hätte ernsthafte Konsequenzen.
Ein Buch, das nicht umsonst in den USA einen Hype ausgelöst hat. Das liegt zum einen daran, dass die Autorin mit Starr einen authentischen und sympathischen Charakter erschaffen hat, der den Leserinnen und Lesern das Gefühl vermittelt, sie schon lange zu kennen und ihre Gefühle, Handlungen und vor allem ihren Zwiespalt zu verstehen. Zum anderen spricht die Autorin mit der ausführlichen Beschreibung der Perspektivlosigkeit der Jugendlichen in Garden Heights sowie der Angst vor Polizeigewalt zwei wichtige Themen an, die aktueller denn je sind. Ein Buch, das einen Nerv trifft und nicht zuletzt zum Diskutieren über Intoleranz und Rassismus einlädt.

Angie Thomas
The hate u give
cbj 2018
18 Euro

ab 14 Jahren
ZARTBITTERTOD

Was haben die Zutaten edler Chocolaterie mit der deutschen Kolonialgeschichte im Allgemeinen und der Familiengeschichte des Mädchens Mia aus Meißen im Besonderen zu tun? Dem kommen sowohl die Leserinnen und Leser als auch die junge angehende Journalistin erst nach und nach auf die Spur: beim mühsamen und lebensgefährlichen Aufdröseln der verwickelten Lebensstränge von Mias dunkelhäutigem Urgroßvater Jakob, der einst mit einem Soldaten und später erstaunlich erfolgreichen Schokoladenfabrikanten aus dem deutschen Kolonialgebiet in Afrika zurückkam. Es wird aber noch viel verwirrender, wenn es dann um halb zerfallene Schriftstücke in Sütterlin-Schrift, eine Kriegerausrüstung auf dem Dachboden, zwei Morde, ein Projekt in Namibia und den attraktiven Erben des Schokoladen-Imperiums geht, das ganz offensichtlich sehr fragwürdige Wurzeln hat.
Eine ungewöhnliche Mischung aus Jugendkrimi und viel zu wenig bekannten historischen Fakten. Diese werden überwiegend durch die eingestreuten Auszüge aus den Kriegstagebüchern eines Kolonialsoldaten, der um die Jahrhundertwende an der Vernichtung der Herero-Bevölkerung durch deutsche Soldaten beteiligt war, vermittelt. Inhalt und Tonfall zeigen dabei deutliche Parallelen zu den erst Jahrzehnte später verbreiteten Parolen des Nationalsozialismus, aber auch zu ganz aktuellen O-Tönen. Daneben liest sich die Spurensuche im außergewöhnlichen Milieu der Schokoladenfabrikation auch noch spannend und unterhaltsam.

Elisabeth Herrmann
Zartbittertod
cbj 2020
10 Euro

Diese Buchempfehlungen der Stiftung Lesen könnt ihr hier als PDF herunterladen.

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