Medien
Buchautor Magnus Myst im Gespräch ...
Claudia Berlinger · 04.05.2020
zurück zur ÜbersichtBuchautor Magnus Myst
Die Bösen Bücher sind allesamt haptische Leseerlebnisse, bei denen ordentlich hin und her geblättert werden muss. Mal sind die Seiten durcheinandergeraten und der Leser muss sich aktiv beteiligen, um sie wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen. Dann will das Böse Buch erst einmal herausfinden, ob es dem Leser auch trauen kann und führt ihn absichtlich auf falsche Fährten. Das Besondere an dieser Buchreihe ist: Sie ist interaktiv. Das kleine Böse Buch zum Beispiel hat einen großen Traum: Es will ein richtiges Böses Buch werden, so wie die Großen. Jetzt braucht es die Hilfe des Lesers, um auf den richtigen, pardon: bösen Weg zu kommen! Das Böse Buch führt ein Eigenleben, stellt Lesern Fragen und gibt ihnen Rätsel auf, die sie lösen müssen, um die Geschichte an der richtigen Stelle weiterlesen zu können.
Gefangen in der Geschichte
Während ich Band 1 des kleinen Bösen Buches noch vorgelesen habe, wurde ich bei Band 2 recht schnell aus der Geschichte verjagt und durfte Band 3 gleich gar nicht mehr mitlesen. Offenbar beliebte es dem kleinen Bösen Buch, zu überprüfen, ob ich – wie alle anderen Erwachsenen auch – nicht ein Alien sein könnte. Eine geheimnisumwobene Interaktion zwischen der achtjährigen Leserin und der Fantasygeschichte nahm ihren Lauf, zu deren Zweck meine Tochter sich laut Zaubersprüche rufend auf ihr Hochbett zurückzog und nur noch zum Essen erschien, bis der köstliche Spuk vorbei und ich als liebende Mutter rehabilitiert war. Zugegeben kostete es mich ein wenig Überwindung, mich im Zuge dieses rasanten Entwicklungsschrittes meiner Tochter zurückzuziehen, denn ich hätte wirklich zu gerne mitgelesen. Stattdessen bat ich den Autor, mir Auskunft darüber zu geben, wie er auf die Idee für dieses einzigartige Idee gekommen ist.
Das sei schon beim Schreiben so, erklärt Autor Magnus Myst, dass er sich mit der Frage konfrontiert sehe: Was will das Buch eigentlich? „Ich muss das Buch, das ich schreibe, erst selbst entdecken. Am Ende hat sich jedes Buch dann ein bisschen selbst erschaffen.“ Es gehört viel Zutrauen dazu, Kindern Aufgaben zu stellen, doch Myst findet, man dürfe Kindern ruhig etwas mehr zutrauen, von „perfekter“ Pädagogik abweichen und sie auch einmal mit der Frage konfrontieren: Willst du brav oder böse sein? Und so lernen die jungen Leserinnen und Leser den finsteren Finster kennen, der sogar böse-böse ist und der einen geheimen, supermächtigen Zauberspruch stehlen will. Außerdem ein Mädchen, das so übertrieben brav ist, dass es nicht mehr pupst und darum leider am Ende der Geschichte platzen muss. „Kinder lieben diese Stellen!“ Das bekomme Magnus, der selbst keine Kinder hat, bei Lesungen hautnah mit. Er übertreibe gerne und weiche dabei auch von „political correctness" ab, denn das mache die Geschichten spannend und schaurig-lustig. „Kinder wachsen in eine komplizierte Welt hinein, wo nicht nur alles gut, sondern manches sowohl-als-auch sein kann. Sie haben vielleicht einen Lehrer, der doof ist und das lässt sich nicht ändern. Damit kann man nur lernen umzugehen.“
Vom Escape Room zur Buchreihe
Eigentlich sammelt Magnus Myst permanent Ideen für das nächste Böse Buch, wenn er nicht gerade die „Agentur für Zeitreisen, Quantenmagie und Abenteuer“ in der Kölner Südstadt leitet. Hier geht die interaktive Reise für Kinder ab zehn Jahren und für rollenspielverliebte Erwachsene in seinen Escape Rooms weiter. In ihnen muss eine Gruppe gemeinsam mit Hilfe von Gegenständen und Hinweisen Rätsel lösen, um innerhalb einer Stunde aus diesem Raum zu entkommen. „Es ist wie eine Schnitzeljagd, nur mit deutlich mehr Abenteuercharakter und eben in einem abgeschlossenen Raum", so Myst, der mich sogleich einen der Räume inspizieren lässt.
Erwachsene raus!
Ich betrete eine magische Schatzkammer, die liebevoll bis ins kleinste Detail ausgestaltet ist und bekomme es ehrlich gesagt schon dadurch mit dem Gruseln, weil dieser Raum sich im Keller befindet. Den Kindern, die hier ihren Geburtstag feiern, gehe Angst vollkommen ab. Sie hätten andere Baustellen, so Myst. „Manche Kinder trauen sich erst einmal gar nicht, auszuprobieren und ohne Erlaubnis Döschen und Gläser anzufassen oder Türen zu öffnen. Hier dürfen und sollen sie Fehler machen, um am Ende zu einem eigenen Ergebnis zu kommen.“ Darum heiße es bei Kindergeburtstagen auch als Erstes: „Erwachsene raus!“ „Und wenn die Kinder dann ihre Diplome in den Händen halten, sind sie megastolz, dass sie das auch ohne ihre Eltern geschafft haben," weiß Myst zu berichten.
Falls meine Tochter einen Geburtstag in einem Escape Room feiern möchte, bin ich froh, wenn ich im Café nebenan auf sie warten darf. Aber nachdem die kleinen Bösen Bücher für das Lesealter ab 8 Jahre solch ein Erfolg waren, ziehen die großen Bösen Brüder für Kinder ab 11 Jahren an ihrem nächsten Geburtstag definitiv in unser Buchregal ein.
Die Reihe „Das kleine böse Buch“ erscheint im Ueberreuter Verlag und eignet sich für Kinder ab 8 Jahren. Die „großen“ bösen Bücher eignen sich für Kinder ab 11 Jahren.
Die Agentur für Zeitreisen, Quantenmagie und Abenteuer:
TeamX
Vorgebirgsstraße 59
50677 Köln