Kolumne
Sequel - sort of
Frau Karli · 30.11.2022
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Die Tierlieben unter Ihnen erinnern sich vielleicht noch an unseren guten, treuen Salami. Ich bin selbst erstaunt, wie viel Raum unser Hamster eingenommen hat. Lange hatte ich gegen die Anschaffung eines Nagers gewettert, aus den üblichen Gründen, Sie wissen schon: Zeit, Aufwand, die unweigerlichen Streitereien um Zuständigkeiten, Hygiene und so weiter. Doch wie viele Mütter wurde auch ich irgendwann mürbe. Fast gegen meinen Willen wuchs mir der sanftmütige Salami dann doch ans Herz. Auch, weil seine Krankengeschichte uns zusammenschweißte. Denn nicht mein Mann, nicht unsere Kinder, sondern ich war es, die unseren dsungarischen Zwerghamster alle zehn Tage zur Tierärztin fahren musste, die ihm die krummen Zähnchen stutzte (Fehlstellung, Gaumenverletzungen, entzündliche Grässlichkeiten: you get the picture). Noch eine Erinnerung: Ich weiß nicht, ob das so üblich ist, aber Salami wurde im Wartezimmer immer mit Vor- und Nachnamen aufgerufen.
Auch mein Mann legte sich ins Zeug. Er baute mit Hingabe eine ausgiebig durchdachte Wohnanlage für Salami, in die er all unsere eigenen Bedürfnisse projizierte: einladender Essbereich auf einer Empore, eigene Fitness-Zone, Ruhe-Oasen, Luxus auf mehreren Ebenen. Die Kinder konstruierten allerlei Parcours-Anlagen und drehten Hamsterfilme, die wir uns bis heute gerne anschauen. Als Salami nach fast drei Jahren starb, hinterließ er eine Lücke. Deshalb waren meine Widerstände beim zweiten Nagerchen auch nicht mehr so groß. Seit Kurzem lebt Suki bei uns – ebenfalls eine Dsungarin. Tja, sagen wir mal so: Wir sind noch in der Kennenlernphase. Sie beißt nicht mehr so oft. Sie ist optisch schön. Schüchtern ist sie auch nicht: Wenn man an ihrer Wohnung, die sie von Salami geerbt hat, vorbeigeht, reckt und streckt sie sich, bis man sie herausnimmt. Bei Gelegenheit muss ich mal ihr Mäulchen checken, ob auch sie eine Fehlstellung hat. Morgen vielleicht. Oder übermorgen.
Herzlichst Ihre
Frau Karli
© John Krempl/photocase.com
Frau Karli lebt zusammen mit ihren beiden Töchtern und ihrem Mann, der zugleich ihre Jugendliebe ist, in freundlichen Verhältnissen irgendwo im Raum Köln. Sie beherrscht das gesamte Alphabet, hält herzlich wenig von medialer Freizügigkeit und kann alle Familienmitglieder am Duft ihrer Stirn erkennen.
In jeder KÄNGURU-Ausgabe und online: Kennt ihr schon alle Frau-Karli-Texte?