Kolumne
Kleines Ei – Große Wirkung
Holger Müller · 30.05.2022
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Vor Kurzem habe ich – sehr spontan, denn ich fand es großartig überzeugend – ein Abo abgeschlossen. Ein Eierabo. Was sich nach zwielichtigem Vertragsabschluss per Haustürgeschäft anhört, ist genau das Gegenteil. Ich bekomme auch nicht regelmäßig Eier nach Hause geschickt (wusstet ihr: Es gibt Abos für Socken und Unterhosen. Der Anbieter verspricht, „das spare Zeit und schone die Nerven“). Mein Abo ist auch kein Push-Abo, bei dem etwas zu mir kommt, sondern es läuft mit dem Pull-Prinzip. Es funktioniert so: Ich zahle einen Betrag und habe dann Anspruch auf 200 Eier, ein Suppenhuhn und ein Hähnchen. Die Eier hole ich im Stadt-Land-Gemüse-Hofladen in Ehrenfeld ab, wann immer ich möchte, trage die Anzahl in eine Liste ein und irgendwann sind die 200 erreicht.
Huhn und Hahn nimmt man mit, wenn man mag beziehungsweise es welche gibt. Die Hühner, die unsere Eier legen und auf unseren Tellern landen, sind sogenannte „Zweinutzungshühner“ der Rasse Coffee und Cream – toller Name. Die Coffee und Cream-Zweinutzungshühner sind der ökologisch verantwortliche Gegenentwurf zur Gentechnik. Auch die männlichen Küken (Bruderhähne) dürfen schlüpfen und im Freien und in Würde leben. Da das Töten von Eintagsküken seit Kurzem in Deutschland verboten ist, suchen Biotechnologie-Unternehmen nach „Lösungen“ wie In-Ovo-Selektion oder gen- technischer Veränderung der Elternhühner der Legehennen. Hierbei wird bei den Hähnen ein Gen eingebaut, das die Embryonen bei spezieller Bestrahlung absterben lässt – übrigens sind die Eier dann nicht kennzeichnungspflichtig. Wer das nicht mag, ist mit dem Eier-Abo gut bedient und unterstützt dabei noch die Zucht des ökologischen Huhns von morgen. Wir sind dabei und haben schon das 400er-Abo.
Autor Holger Müller lebt mit Frau und Töchtern in Köln. Als Familie versuchen sie, das komplexe Thema Nachhaltigkeit in ihrem Alltag zu leben. Holger arbeitet als Qualitätsmanager an einer Hochschule und lehrt an der Universität Duisburg-Essen, wie Nachhaltigkeit und Zukunft zu gestalten sind. Im KÄNGURU schreibt er regelmäßig über diese Ideen in seiner Kolumne „Grüner Leben“.
Kennt ihr schon alle „Grüner Leben“-Kolumnen? Stöbert euch durch.