Kolumne
Alles Gute aus der Uschi
Frau Karli · 31.05.2023
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Burger essen wir gerne mit Wedges, die ich mit Köfte-Gewürz aufmotze. Diese wiederum gehen gar nicht ohne geräucherte Salsa, ebenfalls hausgemacht. Auch Pizza ist immer eine gute Idee, muss aber binnen einer halben Stunde auf den Tisch und bitte mit dünnem Knusperboden, zu viel Teig mögen wir nicht. Manchmal überlegen wir noch während der Hauptspeise, dass zum Nachtisch so ein Apfel- oder Beerencrumble mit Vanille-Eis nett wäre – auch bei solchen Geistesblitzen fackeln wir nicht lange. „Ich weiß gar nicht, wie wir früher gegessen haben“, sinnierte unsere 9-Jährige neulich mit vollen Hamsterbacken. Mit „früher“ meint sie: Bevor wir unsere Uschi hatten. Uschi, das ist unsere Heißluftfritteuse und ja, mein Mann musste sich an den Namen erst gewöhnen.
Auf meinen Wunsch hin schenkte er sie mir in jener Zeit zum Geburtstag, in denen außerhäusliches Essen quasi unerreichbar war (ebenso wie Treffen mit Freunden, zumutbare Arbeitsabläufe, Schulbesuch und gesellschaftlicher Konsens, aber lassen wir das). Uschi hat unser kulinarisches Familienleben jedenfalls erheblich aufgewertet und zugleich alle assoziierten Prozesse entschlackt. Wenn ich Außenstehenden die Transformation unserer kleinen Garküche zu erklären versuche, muss ich immer ein bisschen ausholen und ihnen nicht nur die Funktionsweise einer Heißluftfritteuse erklären (führt hier zu weit, konsultieren Sie bei Interesse Youtube oder eine KI Ihres Vertrauens), sondern auch den Reiz dieser speziellen Zubereitungsweise: So geht es mir nicht etwa um fettarme Nahrung (was das Marketing vieler Hersteller impliziert), sondern um maximalen Genuss bei minimalem Aufwand (wenig Stinkerei und Fett-Geschmiere, kein Am- Herd-Stehen).
Dass einige Gerichte fettärmer ausfallen als die konventionell zubereiteten Varianten, ist natürlich dennoch ein Plus – vom „kämpfenden Tofu“ meines chinesischen Großvaters bis hin zu Karniyarik, den gefüllten Auberginen unserer türkischen Vorfahren: Vieles, was sonst frittiert und gebraten wurde, kommt nun einfach mit Öl bepinselt in die Uschi. Inzwischen gibt es viele Heißluftfritteusen in unserem Umfeld – die Uschi meiner Schwester heißt allerdings Frieda. Zu meinem letzten Geburtstag habe ich mir übrigens Uschis Ehemann gewünscht: einen Topf mit vielen Begabungen und Einsatzmöglichkeiten, den guten Roy!
Herzlichst Ihre
Frau Karli
© John Krempl/photocase.com
Frau Karli lebt zusammen mit ihren beiden Töchtern und ihrem Mann, der zugleich ihre Jugendliebe ist, in freundlichen Verhältnissen irgendwo im Raum Köln. Sie beherrscht das gesamte Alphabet, hält herzlich wenig von medialer Freizügigkeit und kann alle Familienmitglieder am Duft ihrer Stirn erkennen.
In jeder KÄNGURU-Ausgabe und online: Kennt ihr schon alle Frau-Karli-Texte?