Gesundheit
Zähne und Armut in Köln
Anja Tischer · 24.08.2015
zurück zur ÜbersichtDie Zähne von Kindern in Deutschland sind so gesund wie nie zuvor. Doch Kinder aus armen Verhältnissen leiden häufiger unter Karies, als Kinder aus besser gestellten Familien. Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich erwiesen und macht sich auch in verschiedenen Kölner Stadtbezirken bemerkbar. Im Jahr 2012 veröffentlichte die Stadt in einem Gesundheitsbericht mit dem Titel „Zahngesundheit bei Kindern in Köln“ Ergebnisse von Reihenuntersuchungen an Grundschulkindern: Je höher der Anteil von Familien ist, die Sozialhilfe beziehen, desto schlechter sind die Werte der Kinderzahngesundheit. Auf Platz eins steht Lindenthal. 70 Prozent der untersuchten Grundschulkinder in dem westlich gelegenen Stadtteil haben ein naturgesundes Gebiss. Hier benötigen die wenigsten Familien aus Köln staatliche Hilfe. Es folgen die Innenstadt, Rodenkirchen, Porz, Nippes, Ehrenfeld, Kalk, Mülheim und Chorweiler. In Chorweiler hat ungefähr nur jedes zweite Grundschulkind ein naturgesundes Gebiss. Die meiste Sozialhilfe beziehen Familien in Kalk.
Blitzlicht: 1988 und 2015
„Die Krankenkassen haben im Zusammenwirken mit den Zahnärzten und den für die Zahngesundheitspflege in den Ländern zuständigen Stellen (...) Maßnahmen zur Erkennung und Verhütung von Zahnerkrankungen ihrer Versicherten, die das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, zu fördern und sich an den Kosten der Durchführung zu beteiligen.“ Gleiche Chancen für alle – auch in Sachen Gesundheit: Das war die Idealvorstellung, als der Gesetzgeber im Jahr 1988 den Paragraphen zur Verhütung von Zahnerkrankungen formulierte und damit die Gruppenprophylaxe in Kitas und Schulen gesetzlich festlegte. Die Tatsache, dass heute in den Kölner Stadtteilen Chorweiler, Kalk und Mühlheim weniger Grundschulkinder naturgesunde Zähne haben als in den gut situierten Vierteln Lindenthal oder Rodenkirchen zeigt: Auch nach fast 30 Jahren spiegelt immer noch das Gebiss den sozialen Status eines Menschen wider.