Gesundheit
Heuschnupfen bei Kindern
Libelle Magazin · 10.03.2021
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Der Pollenflug im Überblick
Die Blühzeiten der verschiedenen Bäume, Sträucher, Gräser und Kräuter, die allergene Pollen enthalten, verschieben sich je nach Wetter- und Temperaturverlauf von Jahr zu Jahr. Sogenannte Frühblüher beginnen zumeist am Ende des Winters, Blütenstaub freizusetzen. Das heißt, spätestens ab Januar und Februar streuen Hasel und Erlen ihre Pollen aus – bei warmen, frühlingshaften Wetter umso mehr. Ende Februar und Anfang März folgen Esche, Pappel und Weide. Die aggressiven Birkenpollen schwärmen in der Regel Ende März bis Anfang April aus.
Gräserpollen ab Mai
Ab Mai gesellen sich die Gräserpollen hinzu, für viele Allergiker beginnt damit die Hochzeit ihrer Beschwerden, zumal die Gräserpollen oftmals bis in den frühen Herbst hinein fliegen. Im Juni, Juli, August und September sind auch Pollen von Roggen, Weizen, Sauerampfer und Spitzwegerich sowie regional Beifuß und Ambrosia in der Luft. Ab Oktober lassen sich dann nur noch vereinzelte Gräser- und Kräuterpollen ausfindig machen und im November ebbt der Pollenflug nahezu vollständig ab. Ab Dezember sind dann wieder erste Hasel- und Erlenpollen möglich. Anders als oft angenommen, gibt es also keine echte „Winterpause“ für Pollen-Allergiker. Zumal häufig noch eine Hausstaubmilben-Allergie hinzukommt, die insbesondere in der Heizperiode für Beschwerden sorgt.
Pollenkalender beachten
Wenn Eltern – vielleicht schon vorgewarnt durch eine familiäre Allergie-Belastung – bemerken, dass ihr Kind häufig schnieft, die Augen reibt, Niesattacken bekommt oder über Jucken im Rachenraum klagt, sollten sie die Allergiesymptome aufmerksam beobachten. Denn wer die Allergien genau kennt, kann versuchen, ihnen etwas aus dem Weg zu gehen. Mit einem Pollenkalender oder über die aktuellen Wettervorhersagen inklusive Pollenflug lässt sich herausfinden, was die aktuellen Hauptallergene sind.
Immer mehr Heuschnupfen bei Kindern
Etwa jedes 11. Kind in Deutschland (8,9 Prozent) ist betroffen – mit steigender Tendenz. Häufig haben Kinder, die unter einer allergischen Erkrankung leiden, mindestens ein Elternteil, das ebenfalls von einer Allergie betroffen ist. Dagegen haben Kinder mit älteren Geschwistern seltener Heuschnupfen. Auch das Aufwachsen auf einem Bauernhof oder auch der frühe Besuch einer Kindertagesstätte senken das Allergierisiko – was vermutlich auf einen verstärkten Kontakt mit bestimmten, oft harmlosen Mikroorganismen und damit eine „Gewöhnung" an Allergene beruht.
Überantwort des Immunsystems
Denn die Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems. Beim Heuschnupfen löst das Immunsystem der Betroffenen eine Abwehrreaktion aus, wenn es mit bestimmten Blüten-, Baum- und Gräserpollen in Kontakt kommt. Diese Stoffe (Allergene) werden vom Körper fälschlicherweise als „Feinde" erkannt. Die Immunabwehr toleriert diese Allergene nicht als harmlos, sondern bekämpft sie mit allen Mitteln. Dazu setzt der Körper Entzündungsstoffe frei, vor allem Histamin: Dies lässt die Nasenschleimhaut anschwellen und vermehrt Flüssigkeit bilden. Triefnase und/oder Stockschnupfen sind die Folge. Außerdem kommt es zu häufigem Niesen. Bei den meisten Patient:innen reagiert auch die Bindehaut der Augen mit. Die Augen werden rot, sie jucken und tränen.
Heuschnupfen startet oft in der Jugend
Jungen sind öfter allergisch als Mädchen. Das Erkrankungsrisiko steigt zudem mit zunehmendem Alter. Unter den Drei- bis Sechsjährigen sind nur knapp fünf Prozent der Kinder betroffen, unter den Sieben- bis Zehnjährigen bereits gut zehn Prozent und unter den 14- bis 17-Jährigen 18,4 Prozent (Quelle).
Kleidung nicht im Schlafraum lagen
Während der Heuschnupfenzeit ist es ratsam, sportliche Aktivitäten im Freien etwas einzuschränken und die draußen getragene Kleidung nicht im Schlafraum zu lagern. Oft hilft auch, die Haare vor dem Zubettgehen zu waschen. Dort setzen sich nämlich häufig Pollen fest, die zu Beschwerden führen können. Eltern sollten bei Verdacht auf eine Allergie das Kind einer Ärztin oder einem Arzt vorstellen. Wichtig ist, eine Eskalation der Allergie zu vermeiden, damit sie sich nicht auf immer mehr Pollenarten ausweitet oder sogar asthma-ähnliche Symptome zeigt.
Nebenwirkung Müdigkeit
Insbesondere die Fachärztin oder der -arzt kann auch über geeignete Medikamente oder Behandlungsmethoden beraten. Bei starken, anhaltenden Beschwerden gibt es auch für Kinder Nasensprays, Tropfen, Säfte und Tabletten. Insbesondere Wirkstoffe, die gegen das ausgeschüttete Histamin wirken („Antihistaminika“) können zu Müdigkeit führen und die Leistungsfähigkeit mindern. Deshalb wird zu einer Einnahme vor dem Schlafengehen geraten – und auch nur, wenn die Einnahme wirklich nötig ist.
Nasenspray wirkt lokal
Nasensprays und Augentropfen haben die Vorteile, dass sie sehr gut bei Bedarf angewendet werden können und vor allem sehr lokal auf Nase und Augen, also am Ort der Beschwerden, wirken. Sind in schweren Fällen Cortison-Präparate notwendig, wirken diese sehr effektiv zum Beispiel als Nasenspray. Für Kinder stehen weitere spezielle Wirkstoffe und Zubereitungen zur Verfügung, die gewährleisten, dass die Wirkstoffe nicht oder nur in geringem Umfang in den Körperkreislauf gelangen.
Vorsicht mit abschwellenden Sprays
Bei stark behinderter Nasenatmung kann die kurzfristige Anwendung von abschwellenden Nasensprays eine Erleichterung bringen. Von einer längeren Anwendung als einer Woche ist allerdings dringend abzuraten, da sich nach dem Absetzen automatisch erneut eine Schwellung der Nasenschleimhaut entwickeln kann, die das Weglassen des Sprays erschwert und in einen Kreislauf der Medikamentenabhängigkeit führen kann. Der häufig für „Einsteiger“ empfohlene Wirkstoff Cromogylcinsäure, der ebenfalls als Nasenspray oder in Form von Augentropfen angewandt wird, hat gegenüber abschwellenden Wirkstoffen den Vorteil einer guten Verträglichkeit. Allerdings wirkt er nur vorbeugend. Er muss daher regelmäßig vor dem Einsetzen der Beschwerden angewandt werden, um einen ausreichenden Effekt zu erzielen.
Hyposensibilisierung möglich
In einigen Fällen, insbesondere wenn das betroffene Kind nur auf wenige Pollenarten allergisch reagiert, kann ab dem Jugendalter eine so genannte Hyposensibilisierung in Betracht gezogen werden. Dabei wird das hochverdünnte Allergen in steigender Dosierung über einen längeren Zeitraum regelmäßig in den Arm gespritzt mit dem Ziel, dass der Körper eine gewisse Toleranz gegen das Allergen entwickelt.