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Gesundheit

Ernährungsbildung: Kindern gesunde Ernährung beibringen

Angela Sommersberg · 21.02.2025

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Ernährungsbildung ist mehr als die Vermittlung von Wissen über Essen. © Wayhome/Studio-AdobeStock

Ernährungsbildung ist mehr als die Vermittlung von Wissen über Essen. © Wayhome/Studio-AdobeStock

Wie lernen Kinder eine gesunde Ernährung? Andrea Schneider von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW der Verbraucherzentrale ist Ernährungswissenschaftlerin und erklärt, wie Kitas, Schulen und Eltern Kindern eine gesunde Ernährung vermitteln. Außerdem gibt sie Tipps für den Fall, dass Kinder das Essen in der Einrichtung verschmähen.

Nachmittags halb vier in Deutschland, ein Elternteil läuft mit seinem Kind die Straße entlang: „Und, was hast du heute zu Mittag gegessen?“ Diese Frage gehört wohl zu den ersten, die Eltern nach dem Abholen aus der Kita oder OGS stellen. Denn mal abgesehen davon, dass sie einfach zu beantworten ist und somit das Gespräch in Gang bringt, verschafft sie Eltern auch einen Überblick: Hat mein Kind heute genug gegessen? Was braucht es noch? Sollte ich kochen oder reicht ein Butterbrot?

Kinder verbringen heute viel Zeit in Institutionen wie Tagespflegen, Kitas oder Schulen, deswegen prägt das Essen, das es dort gibt, die Kinder entscheidend“, sagt Andrea Schneider von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW der Verbraucherzentrale. Die Ernährungswissenschaftlerin erklärt, wie Kitas und Schulen Kindern das Thema Ernährung nahebringen, worauf Eltern zu Hause achten sollten und was man tun kann, wenn das Kind das Essen in der Einrichtung verschmäht.

Ernährungsbildung in Kitas und Schulen

Um es gleich vorwegzunehmen: In Nordrhein-Westfalen gibt es keine verpflichtenden Richtlinien, die vorschreiben, wie Kitas oder Schulen Ernährungsbildung umsetzen sollen. Zwar finden sich sowohl im Lehrplan für Grundschulen als auch im Kinderbildungsgesetz NRW gewisse Aspekte, doch diese bleiben vage. So heißt es im Lehrplan lediglich, die Schüler:innen sollten am Ende der 2. Klasse die „Grundsätze der Körperpflege und der gesunden Lebensführung“ beschreiben können. Das Thema gesunde Ernährung ist dabei einer von vielen Unterpunkten.

„Unserer Erfahrung nach hängt viel davon ab, welche Schwerpunkte die Lehrkräfte setzen. Wer in seiner Freizeit gerne kocht, wird mit den Kindern vermutlich mehr über Ernährung sprechen, als jemand, der viel bastelt“, sagt Andrea Schneider. Sie und viele weitere Kolleg:innen kämpfen schon lange dafür, das Thema Ernährungsbildung präziser im Lehrplan festzuhalten. Bisher ohne Erfolg. Heißt: Eltern sind letztlich davon abhängig, dass Kitas und Schulen das Thema aus eigener Motivation heraus gut umsetzen. „Wir sollten aber immer im Hinterkopf behalten, dass die allermeisten Erzieher:innen und Lehrkräfte nur das Beste für die Kinder wollen. Und gerade die Kitas haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert“, sagt Andrea Schneider. Helfen können dabei unter anderem die „Qualitätsstandards“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung, die es übrigens in jedem Bundesland gibt, fungiert als Ansprechpartner, Unterstützer und Vermittler für alle Seiten: Träger von Kitas und OGS, Kommunen, Pädagog:innen und Eltern.

Gesunde Ernährung: Wie frühzeitige Bildung Übergewicht vorbeugt

Wie wichtig es ist, einen gesunden Lebensstil und die damit verbundenen Alltagskompetenzen zu fördern, zeigen die Zahlen: Laut der Untersuchung zur „Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ ist etwa jedes sechste Kind in Deutschland übergewichtig oder adipös. Besonders betroffen sind Jugendliche im Alter von 11 bis 13 Jahren. Sogar bei kleinen Kindern stellen Ärzt:innen Übergewicht fest: Neun Prozent der 3- bis 6-Jährigen sind betroffen. Dem will FrühstArt, ein Kölner Projekt von Uniklinik, Uni Reha und Sporthochschule, entgegenwirken. Die Expert:innen haben sich zum Ziel gesetzt, diese jungen Kinder besser zu versorgen. Denn: „Haben Kinder schon in jungem Alter Übergewicht, steigt das Risiko, in der Pubertä tweiter an Gewicht zuzunehmen“, heißt es auf derHomepage des Projekts. Ein Problem, denn Übergewicht und Adipositas können Folgeerkrankungen wie Typ 2 Diabetes, Leberverfettung, Bluthochdruck und viele andere nach sich ziehen.

„Ernährungsbildung hat ein riesiges Potenzial für die Gesundheitsprävention“, sagt Andrea Schneider. Kitas und Schulen seien Orte der Chancengleichheit, an denen vor allem Kinder aus bildungsfernen Familien ein gesundes Essverhaltenlernen können. „Unser Ziel als Vernetzungsstelle ist, dass Kinder lernen, selbst über ihr Essverhalten zu entscheiden. Und das können sie nur durch Bildung.“ Das Wissen über Ernährungsthemen habe in den letzten Jahren jedoch rapide abgenommen, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.„ Viele Kinder wissen nicht, dass die Milch von der Kuh kommt und erst recht nicht, welche Produkte aus Milch hergestellt werden können.“

Wie bringt man Kindern das Wissen über Ernährung bei?

Das sei natürlich abhängig vom Alter, sagt Andrea Schneider. „Bei Kindern unter 3 Jahren können die Erzieher:innen das Thema spielerisch im Morgenkreis aufgreifen und entsprechende Lieder singen. Auch ein Geschmacksparcours, bei dem die Kinder Nahrungsmittel mit allen Sinnen erleben, also fühlen, riechen, sehen und schmecken, kommt gut an“, so die Expertin. Kita-Kinder über 3 Jahren könne man zum Beispiel über den Speiseplan mitbestimmen lassen. Oder ihnen ein Frühstücks-Buffet anbieten,bei dem sie sich das nehmen können, was sie mögen, und gleichzeitig lernen, ihr Hungergefühl einzuschätzen. Weiterhin plädiert die Ernährungsberaterin für gemeinsames Kochen in der Gruppen-Küche oder die Aufzucht von Gemüse auf dem Außengelände. Für die Grundschule rät Andrea Schneider: „Die Lehrkräfte sollten den Schulterschluss mit ihren Kolleg:innen aus dem OGS-Bereich machen. Am Nachmittag können dann AGs zum Thema Kochen oder Gärtnern angeboten werden.“ Ernährungsbildung könne man nämlich wunderbar in viele Bereiche des Alltags einbauen. Ganz wichtig aber sei die Vorbildfunktion de rFachkräfte: „Die Erzieher:innen sollten sich professionell verhalten und gemeinsam mit den Kindern Vollkornbrot und Rohkost essen. Das Nutella-Brot können sie in der Freizeit zu sich nehmen.“

Und was brauchen die Kinder zu Hause?

Den Tipp mit der Vorbildfunktion kann Andrea Schneider für zu Hause nur noch mal wiederholen. Trotzdem ist sie nicht für generelle Verbote, etwa von Süßigkeiten. „Wer möchte, kann sein Kind komplett zuckerfrei ernähren, aber das kann auch nach hinten losgehen. Wichtiger finde ich, einen maßvollen Umgang mit Süßigkeiten zu vermitteln.“ Keinesfalls sollten Eltern jedoch mit Essen belohnen. Ansonsten rät sie, ein vielfältiges Angebot zu machen, mit einmal pro Woche Fisch, wenig Fleisch und vielen pflanzlichen Lebensmitteln, und darauf zu achten, dass die Kinder ausreichend trinken. Und: Sich nicht zu sehr von schwierigen Phasen stressen zu lassen, in denen die Kinder beim Essen sehr wählerisch sind. „Eltern sollten ihren Kindern keine unbeliebten Lebensmittel aufzwingen, diese aber immer wieder anbieten.“ Aber vor allem: Machen. „Die Kinder mit zum Einkaufen nehmen, zusammen mit ihnen kochen und vor allem: Gemeinsam mit ihnen essen.“ Denn diese Mahlzeiten seien auch eine wichtige Kommunikationszeit für die Familie.

Was tun, wenn das Kind das Kita-Essen nicht isst?

Zum Schluss noch zur Frage aller Fragen: Was tun, wenn das Kind das Essen in Kita oder Schule verschmäht? „Das Wichtigste ist“, sagt Andrea Schneider, „nicht direkt Krawallz u machen, sondern erstmal die Kommunikation suchen, am besten mit der Gruppenleitung.“ Denn vielleicht stellts ich dann heraus, dass alle bis auf das eigene Kind das Essen mögen. Das wiederum kann vielfältige Ursachen haben. Vielleicht möchte das Kind sich lieber selbst bedienen anstatt eine fertige Portion vorgesetzt zu bekommen. Vielleicht ist das Gerichtzu heiß oder zu kalt. Oder vielleicht stecken auch emotionale Gründe dahinter. All das gilt es abzuklären. „Wenn jedochv iele Eltern dieses Problem melden, kann man sich an den Elternrat der Kita wenden und danach das Gespräch mit der Leitung suchen.“ Denn: Der Träger bestimmt, welches Essen in der Einrichtung angeboten wird. „So hart das auch klingen mag: Die Eltern kaufen diese Leistung letztlich ein.“ Umso wichtiger findet sie es, schon bei der Auswahl der Kita das Essensthema anzusprechen. Denn Ernährungsbildung, so viel steht spätestens jetzt fest, ist viel mehr als die Vermittlung von Wissen über Essen.