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Familienleben

Versicherungen für Familien

Janina Mogendorf · 25.10.2024

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Es lohnt sich, in regelmäßigen Abständen den eigenen Versicherungsschutz zu überprüfen. © liderina/Adobe Stock

Es lohnt sich, in regelmäßigen Abständen den eigenen Versicherungsschutz zu überprüfen. © liderina/Adobe Stock

Haftpflicht-, Unfall- oder Lebensversicherung – der Angebots-Dschungel ist riesig. Was brauchen Familien wirklich? Welche Absicherungen sind unnötig? Wir haben mit Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale, die wichtigsten Fragen unter die Lupe genommen, damit eure Familie künftig richtig abgesichert ist.

Wie fange ich an?

Ihr wollt einen Überblick über eure Versicherungen erhalten? Macht eine Bestandsaufnahme und geht alle Unterlagen durch. Prüft, welche Versicherungen aktuell bestehen, wen und was diese absichern und ob sie noch zu eurer aktuellen Lebenssituation passen. Vielleicht seid ihr Eltern geworden, habt ein Haus gekauft oder die Kids sind langsam groß und fallen bald aus dem Familientarif. Die gute Nachricht ist: Es gibt Unterstützung. Versicherungsberater:innen – zum Beispiel von der Verbraucherzentrale – bieten gegen Gebühr eine neutrale Beratung an. Versicherungsmakler:innen arbeiten auch unabhängig, erhalten aber bei Abschluss eine Provision. Wollt ihr zu einer bestimmten Versicherung, wendet euch gezielt an eine:n Vertreter:in. Zudem helfen Online-Portale beim Vergleichen und Stiftung Warentest hilft mit hilfreichen Tipps und Empfehlungen.

Welche Versicherungen sind für Familien unverzichtbar?

„Neben der Krankenversicherung ist das definitiv die private Haftpflichtversicherung“, sagt Elke Weidenbach. Diese übernimmt Schäden, die ein Familienmitglied außerhalb des eigenen Haushaltes unabsichtlich anrichtet. Dabei kann es sich um Omas kaputte Vase handeln, aber auch um Verkehrsunfälle, die ihr als Fußgänger:innen verursacht. In beiden Fällen kommt die Haftpflichtversicherung für den Schaden auf. Andernfalls kann es teuer werden. Schaut nach preiswerten Familientarifen und achtet darauf, dass deliktsunfähige Kinder mitversichert sind. „Gesetzlich sind sie erst mit sieben Jahren deliktsfähig, im rollenden Straßenverkehr erst ab zehn“, sagt Elke Weidenbach. Bis dahin haften die Eltern – aber nur, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzen. „Zerkratzt Ihr Kind in Ihrem Beisein aus Versehen das Auto des Nachbarn, bleibt er auf den Kosten sitzen, wenn Sie richtig aufgepasst hatten und die Versicherung den Schaden dann nicht übernimmt. Das verursacht unnötigen Ärger.“

Tipp: Denkt auch an eure Haustiere. Während Kleintiere wie Hasen oder Katzen unter den Haftpflichtschutz fallen, benötigt der Familienhund eine separate Tierhalterhaftpflichtversicherung. Die Regelungen, inwieweit ein solcher Schutz eine Pflichtversicherung ist, unterscheiden sich je nach Bundesland.

Weitere wichtige Versicherungen

Ein Muss ist auch die Kfz-Versicherung für die Familienkutsche. Sie deckt nach selbstverursachten Unfällen die Schäden der gegnerischen Unfallpartei ab. Achtet darauf, dass alle Fahrer:innen bei der Versicherung eingetragen sind. Falls ihr das Auto verleiht, müsst ihr das bei eurer Versicherung melden, um den Schutz zu erweitern. Gerade bei der Kfz-, aber auch bei anderen Sachversicherungen lohnt sich übrigens der jährliche Vergleich und gegebenenfalls ein Wechsel zu einem anderen Anbieter. Hausbesitzende benötigen eine Gebäudeversicherung für Schäden durch Feuer, Leitungswasser oder Sturm und Hagel. Beim Abschluss sind genaue Angaben wichtig. „Größere bauliche Änderungen, auch die Installation einer Photovoltaikanlage, sollten Sie immer melden“, sagt Elke Weidenbach. Zusätzlich empfiehlt sie eine Hausratversicherung, die zum Beispiel Möbel, Elektronik oder Kleidung gegen Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel, Einbruchdiebstahl, Raub und Vandalismus nach einem Einbruch absichert.

Besonders in Städten macht es Sinn, Räder oder E-Bikes über die Hausratversicherung gegen Diebstahl mitzuversichern. „Dabei muss man auf bestimmte Klauseln achten, zum Beispiel wie das Fahrrad abgeschlossen sein muss und ob bestimmte Einschränkungen für den Versicherungsschutz gelten“, sagt Elke Weidenbach. Eine teure Fahrradversicherung lohne sich nur für hochpreisige Räder, die häufig angeschlossen, aber unbeaufsichtigt abgestellt werden.

Unfall- und Invaliditätsversicherung

Kind im Rollstuhl mit Orthesen © Maria Sbytova/Adobe Stock
Invalidität entsteht bei Kindern statistisch gesehen eher durch Krankheiten als durch Unfälle. © Maria Sbytova/Adobe Stock

Arbeits- und Schulwege sind über die gesetzliche Unfallversicherung abgedeckt. Eine weitergehende private Unfallversicherung macht gerade bei risikoreichen Hobbys wie Reitsport Sinn. „Grundsätzlich raten wir eher zu einer Kinderinvaliditätsversicherung, die zusätzlich auch krankheitsbedingte Behinderungen abdeckt, denn Invalidität entsteht bei Kindern statistisch gesehen viel eher durch Krankheiten als durch Unfälle.“ Geht es auf Reisen, ist eine Auslandskrankenversicherung empfehlenswert. Oft reicht eine günstige Familienpolice aus. Gerade bei besonderen gesundheitlichen Vorbelastungen oder längeren Reisen macht es Sinn, Familienmitglieder einzeln zu versichern. Wichtige Leistungen sind der Krankenrücktransport und Notfallbehandlungen. Achtet auch darauf, welche Bedingungen enthalten sind.

Gesundheitsfragen bei Versicherungen

Beim Abschluss einiger Versicherungen müssen Gesundheitsfragen beantwortet werden. „In der Regel fragen Anbieter nach Erkrankungen, zum Beispiel der letzten fünf Jahre. Auf dieser Basis entscheiden sie, ob sie jemand annehmen und ob es Risikozuschläge oder Ausschlüsse gibt“, erklärt Elke Weidenbach. Es ist wichtig, die Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, damit es im Schadensfall keine Probleme gibt. „Am besten holt man sich Einsicht in die Krankenakten der behandelnden Ärzte, um alle relevanten Diagnosen zu kennen.“

Versicherungen für Kinder können in der Regel ab einem Alter von sechs Monaten abgeschlossen werden. Je jünger das Kind, desto überschaubarer ist in der Regel die Krankengeschichte. Aber auch bei Babys kann zum Beispiel ein Schnuller-Ekzem zum Ausschluss von Hautkrankheiten führen. Um Fallstricke zu vermeiden, ist es in jedem Fall sinnvoll, sich von erfahrenen Fachleuten beraten zu lassen.

Berufsunfähigkeit und Risikolebensversicherung

Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) greift, wenn jemand seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann. Manche Kinderinvaliditätsversicherungen lassen sich auch in eine BU umwandeln oder ähnliches. Ein neuer Abschluss der Versicherung ist ab zehn Jahren möglich. Spätestens aber zu Beginn der Ausbildung sollte man darüber nachdenken. Eine Risikolebensversicherung ist ratsam, wenn es einen Hauptverdiener in der Familie gibt oder ein größerer Kredit, beispielsweise für ein Haus, abbezahlt wird. Im Todesfall sichert die Risikolebensversicherung die Familie finanziell ab.

Versicherungen, die kein Muss sind

Neben den empfohlenen Versicherungen gibt es auf dem Markt so einige Angebote, die für viele Familien nicht relevant sind. Sei es, weil mögliche Schäden bereits anderweitig abgesichert sind, ein Schadensfall eher unwahrscheinlich ist oder die Existenz nicht bedrohen würde. Neben der Handyversicherung betrifft das zum Beispiel Brillen-, Reisegepäck- oder Krankenversicherungen für Haustiere. Auch Rechtschutzversicherungen, außer im Verkehrsrechtsschutz, sind in vielen Fällen nicht notwendig.

Fachliche Beratung und Schadensfall

Ob Versicherungen nun euer Lieblingsthema sind oder nicht – es lohnt sich, in regelmäßigen Abständen den eigenen Versicherungsschutz zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Holt euch Hilfe, wenn ihr unsicher seid, macht Elke Weidenbach deutlich. „Ob es um Auswahl und Abschluss von Versicherungen geht, um Vertragslaufzeiten oder die korrekte Formulierung bei der Meldung von Schadensfällen: Die Fachanwälte der Verbraucherzentrale beraten gerne.“