Familienleben
Vatersein in der Corona-Krise
Bernhard Gitschtaler · 20.05.2020
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„Corona hält die Welt in Atem und Eltern rund um den Globus auf Trapp. Was aber tun, wenn nach wochenlangem Social Distancing, Ausgangsbeschränkungen und Besuchsverboten, Homeoffice (wer kann), geschlossenen Kindergärten und Schulen, Homeschooling und dem allgemeinen Lock-down alles zuviel wird, der Wahnsinn in der Familie auszubrechen droht? Der Rapper und laut Forbes Dollarmilliardär, Kanye West, wusste Rat und flog mit seinen Kindern (6, 4, 2 Jahre und 11 Monate) von ihrem Zuhause in der Luxusvilla in Los Angeles, auf die familieneigene Range in Wyoming. So konnte Mama Kim Kardashian mal einige Tage die Ruhe genießen, shoppen und für ihr Jus-Studium lernen.
Wenn Sie nun keine solchen – sagen wir – Zweitwohnsitzmöglichkeiten haben und als Vater oder Mutter schon froh sind, wenn sie in der überteuerten Wohnung zumindest einmal das Zimmer wechseln können, dann geht es Ihnen so, wie den meisten Menschen in Zeiten von Corona. Und damit ist auch schon die Frage beantwortet, die diesem Text zugrunde liegt: wie man die nervenaufreibende, schlafraubende und in vielen Fällen Existenz bedrohende Corona-Krise und deren Folgen übersteht und noch dazu ein guter Vater und Partner ist, hängt großteils von der sozioökonomischen Stellung der jeweiligen Personen und deren Familien ab. Covid-19 macht einmal mehr die Ungleichheit und Ungerechtigkeit dieser Welt sichtbar.
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Auch ich würde gerne meiner Partnerin helfen, indem ich per Privatjet mit unserem 11 Monate alten Sohn auf die Range fliege. Alleine, wir haben keine Range, auch keinen Flieger und schon gar keine Villa. Die meisten Männer, die es ernst meinen mit ihrer Vaterschaft, die sich einbringen wollen, aktive Väter sein wollen und schon von Anfang an eine Beziehung zu den eigenen Kindern aufbauen möchten, tun alles dafür, um die Partnerin einmal freizuspielen, die Last der Corona-Situation zu teilen. Aber Vater ist nicht gleich Vater und der entscheidende Unterschied liegt zumeist nicht nur in der Motivation, sondern vor allem an der Dicke der Brieftasche. Corona macht dies nun noch deutlicher schmerzlich spürbar.
Und dennoch muss gerade jetzt eines wieder bewusst gemacht werden: Die gesunde Entwicklung von Babys und Kleinkindern hängt weniger von der Masse an Spielzeug, der Größe des Kinderzimmers oder des neuesten Flatscreens ab, als viel mehr von der Liebe, Zeit und Aufmerksamkeit die wir unserem Nachwuchs schenken. Die Herausforderung liegt für viele nun darin, trotz der herrschenden Krisensituation die Kraft zu finden diese Liebe und Aufmerksamkeit tagtäglich schenken zu können.
Beruhigt stellt man dann aber auch fest, Covid-19 spüren auch die Eltern unter den Superstars und Milliardären, wenn es um den Nachwuchs geht. Kim Kardashian dazu: „Der Lehrer für vier kleine Kinder, wobei zwei gehen zur Schule, also für zwei, zu sein, ist Wahnsinn.“ Kim wisse nun, dass sie auf keinen Fall weitere Kinder haben wolle: „Falls ich jemals für eine Minute dachte, dass ich ein weiteres Kind möchte - das ist jetzt aus dem Kopf. Es ist wirklich hart.“ Irgendwie machen dann in mancherlei Hinsicht doch wieder alle Eltern dieselben Erfahrungen.“
Bernhard Gitschtaler © Anna Rotinger