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Familienleben

Taschengeld für Kinder

Thea Wittmann · 18.10.2018

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© Mark Piovesan/iStockphoto.com

© Mark Piovesan/iStockphoto.com

Freitag gibt’s Taschengeld? Gut so!, sagen Pädagogen. Denn Kinder und Jugendliche brauchen Taschengeld, um zu lernen, wie man verantwortungsbewusst mit Geld umgeht. Aber wie viel Taschengeld ist für welches Alter angemessen? Und was sollen Kinder davon kaufen dürfen?

Geld ist ein Mittel zum Zweck – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wir brauchen es für Notwendiges, Nützliches, Schönes. Aber wie lernen Kinder, wie viel Geld für ein gutes Leben nötig ist? Klare Sache: von den Eltern. Die müssen den Nachwuchs im Umgang mit Geld fit machen, ansonsten tut es niemand. Der erste Schritt dazu ist das Taschengeld, sozusagen das erste Finanztraining fürs Leben. „Wenn Kinder frühzeitig den Umgang mit Geld lernen, können sie besser einschätzen und lernen, was teuer und billig bedeutet, was viel und wenig sein kann und für was sie Geld einsetzen möchten“, sagt Andrea Köper, zuständig für Kinderinteressen und Jugendförderung beim Kölner Jugendamt. „Sie können selbstbestimmt entscheiden, was sie kaufen möchten und ob sie es sich leisten können. Wichtig ist, dass sie lernen, sich das Geld einzuteilen bzw. zu haushalten.“

„Vom Taschengeld darf ich mir kaufen, was ich mag. Ab und zu kaufe ich Schokolade oder ein Heft, zum Beispiel Lego Elves oder gebrauchte Comics. Manchmal kaufe ich auch ein Buch. Aber das meiste Geld spare ich.“
– Luzie, 9 Jahre, 4 Euro pro Woche

Die aktuelle Taschengeldtabelle 2017 stammt vom DJI (Deutsches Jugendinstitut). Sie beruht auf Empfehlungen der Jugendämter. An diesen Werten können Eltern sich orientieren, welche Höhe für welches Alter angemessen ist. Die Angaben ab 16 Jahren beziehen sich auf Jugendliche, die finanziell ganz von ihren Eltern abhängig sind und noch kein eigenes Geld verdienen, wie beispielsweise Schülerinnen und Schüler.

Hinzu kommen als zusätzliches Budget ab 14 Jahren noch 85 bis 140 Euro pro Monat für:
Schulmaterial: 5–10 Euro
Körperpflege: 5–10 Euro
Telefon & Handy: 10–20 Euro
Bus & Bahn: 15–20 Euro
Essen außer Haus: 20–30 Euro
Kleidung & Schuhe: 30–50 Euro

Dieses „Budgetgeld“ sollte nach Empfehlung des DJI zusätzlich zum Taschengeld eingeplant werden. Es dient für feste Ausgaben wie Klamotten oder öffentliche Verkehrsmittel. Dieses Geld können die Eltern verwalten oder älteren Kindern zur Verfügung stellen, zum Beispiel über ein Girokonto.

DJI-Empfehlungen zum Taschengeld


Quelle: Deutsches Jugendinstitut

Taschengeld – ab wann?

Reif für ein paar Cent im Portemonnaie sind Kinder mit vier bis fünf Jahren. Bis zum Alter von neun Jahren ist es am besten, das Geld wöchentlich auszubezahlen. Lange voraus zu planen, das klappt noch nicht gut. Ab zehn Jahren gibt’s den Betrag dann monatlich. Je älter die Kinder werden, desto mehr Taschengeld sollten sie bekommen, denn die Ansprüche steigen mit dem Alter. Aber nicht nur die. Geld – beziehungsweise Taschengeld – ist ein Statussymbol. Wer in die weiterführende Schule wechselt, muss unabhängiger werden. Einkäufe am Schulkiosk, Verabredungen am Nachmittag, ins Kino oder auf einen Burger? All das muss finanziert werden.

„Ich bekomme kein festes Taschengeld. Wenn ich irgendetwas haben möchte, entscheiden meine Eltern, ob ich das kaufen darf. Geld für den Eintritt ins Schwimmbad oder für ein Eis kriege ich aber immer.“
– Paula, 11 Jahre

Wo wandert das Geld hin?

Du fragst dich, welche Anschaffungen deine Kinder von ihrem Taschengeld bestreiten und was du selbst finanzieren solltest? Das Jugendamt empfiehlt: Taschengeld ist dazu da, sich Wünsche zu erfüllen und am sozialen Leben teilzunehmen oder zum Sparen für eine größere Anschaffung. Alltägliche und notwendige Ausgaben sind Elternsache: Lebensmittel, Bekleidung, Hygieneartikel und Kosten für Ausbildung, Schulsachen oder auch für Hobbys. „Sollten die das normale Maß überschreiten, müssen Kinder lernen, wie sie sich diese Extras selbst finanzieren“, erklärt Andrea Köper. Alles Übrige ist Ermessenssache. Und Sonderwünsche? Die sollten durch Sparen verwirklicht werden.

Letztendlich ist es Sache der Eltern, wie viel sie ihren Kindern zahlen können und wollen. Wofür sie sich entscheiden und wie sie diese Entscheidung begründen, bestimmt maßgeblich, welches Verhältnis zum Geld Kinder entwickeln.

Tipp: Mehr ist gerade nicht drin? Zahle lieber weniger, dafür aber regelmäßig und verlässlich. Erkläre deinem Kind, warum es weniger Geld erhält als seine Freunde.

Wie steht's mit Kredit?

Gerade erst Monatsmitte und schon bittet dein Kind um einen Vorschuss? Alle Extras torpedieren den Lerneffekt. „Bei zu viel Taschengeld verlieren Kinder die Orientierung“, sagt Andrea Köper. „Keine Extrabeiträge, wenn das Kind vor der nächsten Rate schon pleite ist. Die zusätzliche finanzielle Unterstützung über diese Einmalzahlungen hinaus wäre kontraproduktiv.“ Dein Kind soll ja gerade lernen, sich das Geld einzuteilen und damit über einen bestimmten Zeitraum auszukommen. Deshalb: „Mit dem Kind darüber sprechen, wie es dazu kommen konnte und wie es zukünftig anders laufen kann“, rät die Pädagogin. Damit das gesamte Geld nicht auf einen Schlag weg ist, gibt es viele Hilfestellungen. Das kann das klassische Sparschwein sein. Oder ein Taschengeld-Buch, in dem dein Kind einträgt, wie viel es wofür ausgibt. Das macht Aus- und Einnahmen nachvollziehbar, damit das Geld nicht durch die Finger rinnt. Oder du zahlst das Geld wöchentlich aus.

Tipp: Sparen lässt sich ganz einfach dadurch, dass man Preise vergleicht. Die Tüte Haribo kostet am Kiosk bestimmt mehr als im Supermarkt

„Nach der Schule kaufe ich mir oft ein Eis, wenn ich aus der Bahn steige. das zahle ich selbst. Aber wenn wir zusammen mit meiner Mutter Eis essen gehen, zahlt sie. Ansonsten gebe ich kaum was aus. Vor Weihnachten gibt es extra Geschenke-Geld zum Einkaufen, das ist sehr hilfreich, um die Familie zu beschenken. Die meisten in meiner Klasse kriegen 20 Euro, aber im Grunde bezahlen die Eltern alles. Ein Mädchen verliert dauernd ihr Handy und kriegt dann immer ein neues. Aber das ist die Ausnahme.“
– Klara, 14 Jahre, 20 Euro pro Monat

Die 7 goldenen Regeln fürs Taschengeld

  1. Klare Verhältnisse: Für das Taschengeld gibt es einen festen Termin und eine feste Höhe. Einplanen und unbedingt einhalten.
  2. Taschengeld ist freiwillig: Kinder sollten nicht um die Auszahlung betteln müssen.
  3. Keine Bedingungen: Taschengeld wird nicht an ein bestimmtes Verhalten geknüpft, nicht als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt. Auch gute Noten, schlechte Noten oder Fehlverhalten haben keine Auswirkung auf die Höhe des Taschengeldes.
  4. Über Geld sprechen: Geld ist kein Tabuthema. Sprich offen mit deinen Kindern über Geld.
  5. Verwaltung: Geld muss ins Portemonnaie, nicht in die Hosentasche. Dort klimpert es herum und geht schnell verloren.
  6. Eigenverantwortung: Taschengeld steht für persönliche Ausgaben frei. Verlange keine Rechenschaft darüber. Wofür dein Kind es ausgibt, ist seine Sache. Vermeide es, die Käufe zu bewerten oder zu steuern.
  7. Wat fott is, is fott: keine Vorschüsse und Kredite – höchstens in absoluten Sonderfällen. Kinder müssen lernen, dass nicht alle Wünsche sofort erfüllbar sind und dass man für einige Dinge sparen muss.