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Familienleben

Schneckenfieber!

Claudia Berlinger · 25.09.2017

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Wissenschaftliches Interesse an der Schnecke. © Claudia Berlinger

Wissenschaftliches Interesse an der Schnecke. © Claudia Berlinger

Unsere Stadtreporterinnen gehen auf Schneckenjagd. Allerdings nicht, um ihre Gartenpflanzen vor deren Unersättlichkeit zu retten, sondern einfach nur aus Liebe zum und Interesse am Schneckentier.

„Mamaaaaa, ich habe neue Schnecken gesammelt!" ertönt Noreas aufgeregte Stimme, wenn ich im regnerischen September Norea vom Kindergarten abhole. Der schön gestaltete Garten des Maternuskindergartens in Rodenkirchen ist feucht und grün, von Apfelbäumen durchzogen und Büschen umrandet – ein idyllischer Ort, der den Kriechtieren allerdings keine Ruhe mehr bietet. Denn nicht nur Norea liebt deren bunten Häuschen und das kitzelige Gefühl, wenn große und kleinere Exemplare über ihren Handrücken kriechen. Auch Freundin Käthe ist ganz angetan. Und von Käthes Mutter erfahre ich, dass man Schnecken in sogenannte Faunarien halten kann.

Der kindgebliebene Teil von mir schwingt voll mit der Leidenschaft der beiden Mädchen mit. Ermahnungen langweiliger Erwachsener schlug ich alle in den Wind, als ich im Bayernurlaub vor fast vierzig Jahren meine Schneckenfreunde hinter dem Ofen versteckte, damit sie es schön warm hätten – und mich am nächsten Morgen darüber wunderte, dass sie in der Nacht verschwunden waren. Wo ich sie doch so gut umsorgt hatte ... Im Alter von 18 Jahren dann gab Patricia Highsmiths grandioser Roman „Tiefe Wasser" den zweiten Impuls für die Schnecke als Haustier, den ich an dieser Stelle allen Suspense-Fans ans Herz legen möchte. Doch zurück zu unseren katholischen Schnecken, die wir der Einfachheit halber die zwölf Apostel genannt haben.

12 Apostel im Faunarium

Wir kaufen Terrarienerde und eine Sprühflasche, um das Schneckenheim schön feucht zu halten und entscheiden uns für ein tragbares Faunarium mittlerer Größe (leider) aus Plastik. Das ist sehr praktisch, da wir für ein feststehendes Terrarium gar keinen Platz hätten. Seit dem Einzug der Apostel trägt Norea sie immer dort mit sich herum, wo sie gerade spielt, um auch ja nicht zu verpassen, wenn sie sich – freilich im Schneckentempo – mit ihrer Raspelzunge über die Gurken oder Möhrchen hermachen, die wir aufgeschnitten haben. Die Schnecken bringen etwas mehr Meditation in unseren Alltag.

Nachwuchsbiologinnen beim Schnecken studieren

Sonntags findet man uns jetzt immer mit Plummeau auf dem Balkon bei unseren Schneckenstudien. So haben wir festgestellt, dass man ihren Mund ganz deutlich sehen kann und dass die Weichtiere charakterlich große Unterschiede aufweisen: Melli ist Noreas Favorit, denn sie dehnt sich wie eine Yogini und ist eine wahre Rennschnecke. Die schwarzen Punkte an den Fühlern sind Augen, mit denen sie hell und dunkel unterscheiden können. Ein Atemloch zwischen Körper und Haus, wie Weinbergschnecken sie haben, konnten wir noch nicht entdecken, vielleicht werden wir nächsten Sonntag fündig. Auch eine Paarung haben wir noch nicht beobachtet, doch Norea weiß von ihrer Freundin Käthe jetzt schon, was ich erst im Biologieunterricht lernte: Dass Schnecken Zwitter und somit mit beiden Geschlechtsorganen ausgestattet sind und vermutlich gerade Eier legen, sollten sie sich eingraben. Die Babys brauchen zwei Wochen, bis sie schlüpfen - sie sind winzig und haben dann bereits ein durchsichtiges kleines Haus.

Montags backen wir jetzt gern einen Kuchen. Freilich für uns, doch dabei fallen Eierschalen als Kalkspender für die Schneckenhäuser ab, die ja immerhin drei Jahre brauchen, bis sie ausgewachsen sind. So lange möchten wir die Schnecken natürlich nicht ihrer Freiheit berauben. Es sind ja Wildtiere und eine dauerhafte Einengung täte uns dann doch zu leid. Aber überwintern dürfen sie auf jeden Fall.

Wenn ihr nun auch Lust bekommen habt, euch ein Faunarium anzuschaffen, geben wir euch gern ein paar Anfängertipps.

1. Was ihr alles braucht, damit es euren Schnecken gut geht:
Ein Terrarium mit guter Luftzirkulation, Erde, evtl. Holz und definitiv eine Wassersprühflasche.

2. Was ihr euren Schnecken zum Fressen anbieten könnt:
Sie lieben Blätter von Salat, Kohlrabi, Löwenzahn und Gemüse wie Gurken, Tomaten oder Möhren. Wenn ihr das Gemüse aufschneidet, kommen sie gut an die saftigen Stellen heran. Neulich haben wir eine Schnecke auf einer halb angefressenen Kastanie gefunden. Die mögen sie also auch.

Auf dieser Webseite haben wir viele nützliche Tipps gefunden.

 

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