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Familienleben

Radfahren mit Kind

Ursula Katthöfer · 15.05.2019

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© mfacchinetti / Pixabay

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Unsere Kommunen haben für den Radverkehr ehrgeizige Pläne: Fahrradstraßen, Pendlerrouten, Radstationen – wenn die Städte Köln und Bonn Ernst machen, werden unsere Kinder eine andere Verkehrswelt erleben als wir Eltern. Zeit, die Kids dafür fit zu machen.

Wenn Anton* (4) und Frieda* (knapp 2) durch Bonn sausen, sind sie mit bis zu 25 Sachen unterwegs. Die Helme auf dem Kopf, die Fünf-Punkt-Gurte eingeklickt, sitzen sie nebeneinander in der Box ihres Lastenrades. Mutter Inja oder Vater Conrad tritt in die Pedale, unterstützt von einem E-Motor. „Viele Autofahrer sind überrascht, wie schnell wir angebraust kommen“, sagt Conrad. Die Technik würde ein noch höheres Tempo erlauben. Doch aus Sicherheitsgründen darf das Lastenrad mit Kindern an Bord nur 25 km/h fahren.

„Wir fahren etwa 7.000 Kilometer pro Jahr mit dem Lastenrad“, sagt Conrad. „In der Stadt machen wir alles damit, fahren zu Kindergarten und Spielgruppe, Einkauf und Treff mit Freunden. Auch eine sehr entspannte Radtour am Niederrhein haben wir schon gemacht.“ Ein Auto besitzt die Familie nicht, selbst Busse und Carsharing nutzen sie selten. „Wir arbeiten beide in der Stadt. Da macht das Autofahren keinen Spaß“, meint Inja. „Außerdem ist es eine teure Umweltsauerei.“

Lastenräder für Familien kommen langsam, aber gewaltig. Die Stadt Köln hat ihr ursprünglich bei 200.000 Euro gedeckeltes Förderbudget bis zur benötigten Summe angehoben. Jeder, der bis zum 30. Juni 2019 einen Antrag einreicht, kann den Kauf eines Lastenrades mit bis zu 2.500 Euro bzw. 3.000 Euro (Gespanne mit Anhänger) bezuschussen lassen. Die Velowerft des Vereins Bonn im Wandel entwickelt und baut seit November 2017 Lastenräder. Sie werden von Nachbarschaften und Initiativen gemeinschaftlich genutzt.

Sicherheit geht vor

Familie Inderst schaffte ihr Lastenrad an, als Frieda vier Wochen alt war. Selbst Babys lassen sich im Lastenrad oder Fahrradanhänger sicher transportieren. Sie liegen in Babysitzen, die einer Hängematte ähneln. Wobei Inja sich bei der Suche nach dem geeigneten Familienfahrzeug gegen den Fahrrad-Anhänger entschied. Er war ihr nicht geheuer: „Ich wollte meine Kinder während der Fahrt sehen. Nun sitzen sie in der Box vor mir. Bei Regen ziehen wir das Verdeck über.“

Anton kommt nun in das Alter, in dem er lernen könnte, selbst Fahrrad zu fahren. Sein Freund aus dem Kindergarten macht das schon. Doch Anton bleibt lieber bei seinem Laufrad, mit dem er seine Mutter auch beim Joggen begleitet.

Kommt die Zeit für das erste eigene Kinderfahrrad, müssen Eltern wichtige Entscheidungen treffen. Beim Kauf sind mehrere Dinge entscheidend, unabhängig vom Alter: das Fahrkönnen, die Körpergröße und die Beininnenlänge des Kindes. Ein Rad darf nicht zu groß sein. Das Kind muss den Fuß auf die Erde setzen können, wenn es auf dem Sattel sitzt, gut an die Bremsen kommen und den Lenker unter Kontrolle haben. Alles andere ist gefährlich. Bereits ab einer Radgröße von 20 Zoll fallen Kinderräder unter die Straßenverkehrsordnung. Dann müssen Licht und Klingel sein!

Vision von einer autofreien Stadt

Noch können sich nur wenige Eltern vorstellen, dass ihre Kinder in der Stadt allein mit dem Rad unterwegs sind. Doch sollte der Autoverkehr tatsächlich abnehmen, dann wird die Stadt automatisch freundlicher für Kinder, Fußgänger, Radfahrer – schlicht für alle Menschen.

Wie das aussehen könnte, zeigt die autofreie Siedlung Stellwerk 60 in Köln-Nippes. Die Autos parken am Rand, am Eingang der Siedlung ist eine Mobilitätsstation mit Bollerwagen, Paketkarren, Fahrradanhängern, Luftpumpen und einem Ausleihbuch, in das jeder einträgt, was er nimmt und wieder zurückbringt. Zwischen den Wohnhäusern liegen begrünte Innenhöfe und Fahrradgaragen, sogenannte Bikeports. 2013 wurde Stellwerk 60 mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet.

Auch Conrad und Inja tragen mit ihrem Lastenrad zu einem anderen Stadtbild bei. Wenn sie abends zu zweit ins Kino fahren, dann sitzt einer von ihnen vorn in der Box des Lastenrades. „Die Leute gucken immer mit großen Augen, wenn ein Erwachsener vorn in der Kiste sitzt“, erzählt Inja. „Wenn wir dann winken, staunen sie noch mehr.

 

* Namen der Kinder von der Redaktion geändert

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