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Familienleben

Mobil mit Kind

Olivia Konieczny · 08.01.2018

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© photoGartner/iStockPhoto.com

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Wer außerhalb wohnt oder arbeitet, ist meist auf ein eigenes Auto angewiesen. Doch es tut sich was im Mobilitätsverhalten junger Familien. Städter setzen zunehmend auf Fahrräder, ÖPNV und Carsharing. Nicht nur aus Umweltgründen, sondern weil‘s bequem ist.

Ist Nachwuchs unterwegs, kaufen viele Paare ein neues oder größeres Auto. Antonia und ihr Mann schafften ihren Pkw damals ab. „Stefans Auto war schon alt, und wir haben uns gefragt, ob wir es wirklich brauchen“, sagt Antonia. Die Familie wohnt im Agnesviertel in der Kölner Innenstadt, zwei Stationen vom Hauptbahnhof entfernt. „Wir sind super angebunden“, sagt die 39-Jährige. „Da war die Notwendigkeit für ein eigenes Auto einfach nicht da.“ Die Familie mit den drei Söhnen – sieben, vier und ein Jahr alt – ist zu Fuß, mit Rädern und den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Geht es mal nicht ohne Auto, greift sie auf Carsharing zurück.

Für Antonia sind die Vorteile klar: Keine Parkplatzsuche, keine Reparaturkosten oder sonstigen Probleme mit dem eigenen Wagen. Für längere Fahrten, etwa in den Urlaub, nimmt die Familie einen Mietwagen. Wie viel sie sparen, haben sie nie ausgerechnet. „Aber es ist auf jeden Fall günstiger als ein eigenes Auto“, sagt Antonia. Sie und ihr Mann arbeiten in der Nähe, Schule und Kindergarten liegen im Viertel. Antonia kauft täglich ein, große Wochenendeinkäufe entfallen. „Wir sind schon sehr begünstigt durch die Wohn- und Arbeitssituation“, sagt sie. „Und wenn irgendwas ist, kann man sich ein Auto leihen.“ Eine Carsharing-Station haben sie vor der Haustür.

Einziges Problem: „Die Spontanität fehlt ein bisschen.“ Vieles müsse man im Voraus planen. „Und wenn am Wochenende das Wetter schön ist und man einen Ausflug machen will, kann es schon mal sein, dass alle Autos ausgebucht sind.“
Ein eigenes Auto kommt für die Familie trotzdem nicht infrage. Und sie sind nicht die einzigen: Zwar steigen in Köln, parallel zu den Einwohnerzahlen, auch die der Pkw. In vielen Großstädten aber werden immer weniger Autos angemeldet. Gerade junge Menschen steigen auf umweltfreundliche Alternativen um.

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Foto: Pexels

Carsharer entdecken Familien

Die großen Carsharing-Anbieter in Köln – Cambio, Flinkster und SHARE NOW | Free2move – zählen stetig mehr Kunden. Für Familien sei das stationsbasierte Modell attraktiver, erläutert der Bundesverband Carsharing. Hier könne man im Voraus reservieren, im Gegensatz zum free-floating-System, bei dem die Autos überall abgeholt und abgestellt werden können, aber auch spontan gebucht werden müssen. Eine Station hingegen gibt Planungssicherheit.

Die Anbieter versuchen, das Carsharing für Familien komfortabler zu machen – was logistisch nicht leicht ist. Cambio unterhält in Köln und Bonn mehr als 100 Stationen, die Flotte besteht aus über 500 Autos. „Familien waren bei uns schon immer im Fokus“, erläutert Firmensprecherin Tanya Bullmann. In jedem Fahrzeug gibt es einen Kindersitz – eine Babyschale für die ganz Kleinen müssen Eltern jedoch selbst mitbringen. „Wir arbeiten da an einer Lösung“, sagt Bullmann. Sie gibt aber zu bedenken: „Wenn Sie in Ihrem Viertel keinen Parkplatz finden, müssen Sie den Maxicosi auch tragen.“

Genügend familientaugliche Autos stünden beim stationsbasierten Carsharing in der Regel zur Verfügung, heißt es beim Carsharing-Verband: „Die Anbieter managen ihre Flotten sehr feinteilig und regional.“ Sind in einem Stadtteil mit vielen Familien größere Autos begehrt, werden dort mehr von ihnen bereitgestellt. Antonia kennt Familien, denen das Auto kaputtgegangen ist. Vor dem Kauf eines neuen Wagens hätten sie das Carsharing ausprobieren wollen. „Soweit ich weiß, sind alle dabei geblieben“, sagt sie.

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© Pexels

Viel bewegen im Lastenrad

Carsharing ist aber nur ein Teil im Mobilitätskonzept junger Familien. Für viele Großstädter ist das Fahrrad die Nummer eins – auch 200 Jahre nach Erfindung der Draisine, dem Ur-Drahtesel. Neben E-Bikes, von denen immer mehr verkauft werden, sind Lastenräder zunehmend beliebt. „Diese sind für Familien meist eine Ergänzung zu anderen Fahrrädern“, sagt David Eisenberger, Sprecher des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV).

Lastenräder trägt man nicht mal eben in den Keller. Dafür sind sie beim Transport unschlagbar, meint Hannes Wöhrle vom Kölner Verein wielebenwir, der sich unter anderem mit nachhaltiger Mobilität beschäftigt. „Radfahren ist einfach, schnell und günstig“, sagt Wöhrle. Das werde immer mehr Familien klar. Mit Lastenrädern lasse sich der Bierkasten zum Park bringen, größerer Müll entsorgen oder die Fahrt zum Baumarkt vor oder nach einem Umzug erledigen. Und man kann Kinder darin transportieren.

Der Verein verleiht seit 2013 Lastenräder – gratis für zwei bis drei Tage zum Ausprobieren. „Wir wollten damit einen Impuls in die Stadt bringen. Dass die Menschen sehen, es gibt diese Lastenräder, man kann damit große Sachen transportieren und produziert kein CO2“, erläutert Wöhrle. Der dreifache Vater und seine Partnerin nutzen neben dem Lastenrad einen Kinderanhänger für ihre normalen Räder.

Wenn es sein muss, leihen sie sich ein Auto. „Es gibt diese Fahrten, die ohne Auto nicht gehen. Wir nutzen Carsharing, aber wir nutzen es überraschend selten.“ Wer drei Kinder habe und folglich drei Kindersitze schleppen müsse, habe es schwer. „Da müssen die Anbieter nochmal nachziehen“, meint Wöhrle. Dennoch sei das Carsharing-Modell mit vielen Stationen in Familienbezirken „ein wichtiger Baustein zeitgemäßer Mobilität.“

Tagesmutter im Doppeltransporter

Wie der Kindertransport mit dem Lastenrad gelingt, beweist Simone Offenborn. Die 54-Jährige arbeitet in Köln-Sülz als Tagesmutter. Sie betreut fünf Kinder. Auch ihre Tochter ist Tagesmutter. Die beiden haben sich zwei Lastenräder angeschafft – und sind täglich damit unterwegs. „Wir wollen so viel wie möglich draußen sein“, sagt Offenborn. „Aber wenn man mit so vielen Kindern zu Fuß geht, braucht man ewig und kommt nie irgendwo an.“

Sie und ihre Tochter ließen sich jeweils ein niederländisches „Bakfiets“ auf drei Rädern umbauen. In der Transportkiste vorne werden nun auf zwei Bänken bis zu sechs Kinder angeschnallt. Hinten zieht das Acht-Gänge-Rad noch einen Anhänger mit: „Da können die Kinder drin schlafen oder sich ausruhen“, erklärt Offenborn.

Kriegt man so eine Kolonne bewegt? „In Köln ist das kein Problem“, lacht Offenborn, „hier gibt es ja kaum Erhöhungen“. Wer ein bisschen trainiert sei und auch sonst viel Rad fahre, schaffe das locker. „Und man ist damit sehr mobil, das geht viel besser als Bahnfahren mit so vielen kleinen Kindern.“ Den Kasten vorne legt Offenborn Eltern ans Herz: „Da hat man die Kinder wunderbar im Blick.“ Theoretisch ließe sich ein Lastenrad auch mit einem Elektromotor kaufen. Das sei aber sehr teuer, erklärt ZIV-Sprecher Eisenberg. „Da sind Sie ganz schnell bei 6.000 bis 7.000 Euro.“ Zudem sei so ein Rad noch schwerer.

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Die Kinder im Anhänger

Eine heute schon klassische Art, Kinder zu transportieren, ist der Fahrradanhänger. Vor 24 Jahren galt er als Sonderling auf deutschen Straßen. Damals gründete Andreas Gehlen seinen Versandhandel. Der Kölner wird auch als „Urvater des Kinderanhängers“ bezeichnet. Seine Firma, heute die Croozer GmbH, hat mit ihren Produkten den Markt geprägt. Kaum eine Kita, vor der nicht ein Croozer-Anhänger steht, kaum ein Stadtpark, in dem nicht ein Elternpaar denselben als Kinderwagen oder Jogger nutzt. Und die Nachfrage steigt.

„Eltern ist heute grundsätzlich dasselbe wichtig wie damals“, sagt Gehlen: „Sicherheit“. Hinsichtlich der habe sich viel getan, die Kinder sitzen im Croozer-Anhänger angeschnallt in einer stabilen Fahrgastzelle. Komfort und Alltagstauglichkeit seien besser geworden: „Heute will man, dass alles einfach funktioniert.“ So seien die Bedienelemente des Anhängers intuitiv. Es gibt Klickverschlüsse, das Licht schaltet sich automatisch an und aus. „Das ist ein ganz anderes technisches Niveau als früher“, erklärt Gehlen.

Das ökologische Bewusstsein bei Familien sei heute Standard: „Alle Menschen wissen, dass Fahrradfahren umweltfreundlich, gesund und günstig ist.“ Die Leute hätten Spaß an dieser Art Mobilität. „Sie wollen sich in der Stadt frei bewegen, ohne Parkprobleme und Staus.“

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Köln gilt nicht als fahrradfreundlich

Eine Barriere für Familien, aufs Rad umzusteigen, ist die Fahrradunfreundlichkeit vieler Städte. Zwar tut sich einiges, auch in Köln. Radfahrer ärgern sich aber weiter über zu enge oder zugeparkte Radwege und gefährliche Kreuzungen. Viele Einwohner ließen das Rad stehen, weil sie sich damit nicht sicher fühlten, heißt es beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) NRW. Er fordert geschützte Radstreifen, Tempo 30 in den Innenstädten, die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr sowie eine Kaufprämie für die verhältnismäßig teuren Lastenräder.

„Die Infrastruktur für Familien in Köln ist katastrophal“, findet Hannes Wöhrle. Die Stadt brauche unabhängige, sichere Routen, auf denen auch Kinder selbstständig fahren können. Ein wichtiger Punkt: Denn viele Eltern trauen sich nicht, ihre Kinder alleine mit dem Rad zur Schule zu schicken. Stattdessen bringen sie den Nachwuchs mit dem Auto, was für noch mehr Verkehr und gefährliche Situationen vor den Schulen sorgt.

ZIV-Sprecher Eisenberger sagt: „Köln gilt nicht als sonderlich fahrradfreundliche Stadt, aber es wird etwas getan.“ Die Menschen hätten „die Nase voll von Verkehr, Dreck und Lärm“. Bund, Länder und Kommunen kämen aber nicht schnell genug mit dem Ausbau der Radinfrastruktur hinterher.

Die Stadt verweist auf das Radverkehrskonzept für die Innenstadt. Die Maßnahmen würden nach und nach umgesetzt, sagt Kölns Fahrradbeauftragter Jürgen Möllers. Geplant sind unter anderem 83 neue Fahrradstraßen sowie der Ausbau der Verkehrsachsen für den Radverkehr. Dass der Umbau so lange dauert, sei der „in vielen Bereichen veralteten Infrastruktur“ geschuldet, sagt Möllers: „Die alten Radwege von früher genügen den Anforderungen von heute nicht mehr. Sie waren für diese Menge nicht ausgerichtet.“

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Service

Stadtradeln in Köln

Beim internationale Wettbewerb „Stadtradeln“ können alle mitradeln, die in Köln leben, arbeiten, zur Schule gehen oder studieren. Weitere Infos zu der Aktion gibt es unter www.stadtradeln.de, wo man sich auch anmelden kann.

Tag des guten Lebens in Deutz

Seit 2013 gehören die Straßen beim „Tag des guten Lebens“ in wechselnden Vierteln Kölns den Anwohnern und Vereinen.

Sicher zur Schule

Bis vor Kurzem mussten Eltern auf der Straße radeln und ihre Kinder bis zum 8. Lebensjahr auf dem Gehweg. Die Straßenverkehrsordnung wurde in diesem Punkt angepasst: Jetzt darf eine Begleitperson mit auf dem Gehweg fahren. Das soll mehr Eltern dazu bringen, alltägliche Wege mit ihren Kindern mit dem Rad zu erledigen. Wer den Nachwuchs nicht zur Schule radeln lassen will, dem schlägt der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD)Laufbusse“ vor: Eine Gruppe von Kindern wird von einem oder mehreren Erwachsenen auf einer festgelegten Route zu Fuß zur Schule begleitet.

Familienticket im VRS

Günstig reisen Familien im Verkehrsverbund Rhein-Sieg mit dem TagesTicket 5 für bis zu fünf Personen. Wer ein MonatsTicket, JobTicket oder ähnliches besitzt, darf an Werktagen ab 19 Uhr sowie an Feiertagen und Wochenenden einen weiteren Erwachsenen sowie zwei Kinder von 6 bis 14 Jahren gratis mitnehmen. Kinder bis 6 Jahre fahren generell kostenfrei mit.

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