Familienleben
Großeltern mit Regenbogenenkeln
Ursula Katthöfer · 05.03.2018
zurück zur ÜbersichtBirgit Brockerhoff berät zum Thema Regenbogenfamilie © Birgit Brockerhoff
Wie haben Ihre Eltern reagiert, als sie erfuhren, dass sie Regenbogen-Großeltern werden?
Meine Schwester hatte bereits Kinder, mit dem Thema Enkel hatten meine Eltern eigentlich abgeschlossen. Deshalb waren sie vollkommen überrascht, freuten sich dann aber sehr. Meine Frau und ich haben es meinen Eltern erst erzählt, als ich bereits schwanger war. Mit unserem Kinderwunsch und der Samenspendersuche hatten wir unsere Eltern nicht konfrontiert.
Großeltern erzählen im Freundeskreis gern stolz von ihren Enkeln. Fällt das Regenbogen-Großeltern genauso leicht wie anderen?
Vom Enkel oder der Enkelin einer lesbischen Tochter oder eines schwulen Sohnes zu sprechen, ist noch einmal ein größeres Coming-Out. Ein homosexuelles Kind lässt sich – notfalls – verschweigen. Wer jedoch seine Großelternrolle aktiv ausfüllen möchte, muss zur Regenbogenfamilie stehen und darüber reden.
Bei zwei Müttern hat eine Großelternseite ein leibliches Enkelkind, die andere nicht. Macht das einen Unterschied?
Wenn der Fokus auf biologische Mutterschaft gelegt wird, tun sich die Eltern der sozialen Mutter schwer, ihr Enkelkind zu akzeptieren. Das kann sehr verletzend sein. Großeltern sind gefordert, ihr Familienbild zu erweitern. Nur so hat ein Enkelkind die Chance, von beiden Großeltern angenommen zu werden. In unserem Fall hat meine Frau unser zweites Kind bekommen. So sind beide Großeltern in beiden Rollen. Sie haben ein leibliches und ein soziales Enkelkind.
Gibt es typische Fehler, die vielleicht aus Unwissenheit entstehen?
Für viele in der Generation unserer Eltern ist alles, was mit Sexualität zu tun hat, tabuisiert. Je weniger offen in einer Familie über Sexualität gesprochen wurde, desto größer die Tabuisierung. Nach der Art der Zeugung des Enkelkindes zu fragen, kostet Überwindung und erfordert Offenheit. Wenn nicht offen miteinander geredet wird, entstehen falsche Bilder und unscharfe Begrifflichkeiten. Offen zu fragen, wenn mir beispielsweise nicht klar ist, wie zwei Frauen ein Kind zeugen können, ist das beste Mittel gegen Unwissenheit oder Unsicherheit.
Regenbogen-Väter
Für schwule Männer sind die Wege zur Vaterschaft vielfältig: zwei, drei oder vier Eltern, Tagesvater, Spendervater, Vater mit leiblichem Kind, Adoptiv- oder Pflegekind. Den Paaren stellen sich Fragen, die sich Vätern in heterosexuellen Partnerschaften nicht stellen: Welche Erfahrungen machen wir mit der Mutter des Kindes? Wie gehen wir mit schrägen Blicken um? Antworten gibt die Kölner Gruppe der Regenbogenväter. Sie wendet sich an schwule Männer, die bereits Vater in einer Regenbogenfamilie sind, und an die mit Kinderwunsch. Die Treffen finden alle zwei bis drei Monate statt, Anmeldung unter wmhs@gmx.de
Kölner Studie
„Wir sind Eltern!“, lautet der Titel einer Studie aus 2011 zur Lebenssituation von Regenbogenfamilien in Köln. Autor Dominic Frohn fragte zum Beispiel, wie Regenbogenfamilien ihre Stadt sehen. Sie gaben Köln die Note 2,7 und wünschten sich vor allem eine sicherere rechtliche Position. Die gibt es seit der „Ehe für alle“, so dass die Note inzwischen besser ausfallen könnte.
Die rote Karte zeigten die Regenbogenfamilien Mitarbeitern in Ämtern und Behörden. Sie fühlten sich häufig diskriminiert. Auch in einigen Kitas scheint das traditionelle Vater-Mund-Kind-Bild noch fest verankert zu sein.
Netzwerk Regenbogenfamilien Köln
Das Netzwerk Regenbogenfamilien Köln bietet aktuelle Veranstaltungsinfos rund um das regenbogenbunte Familienleben in Köln und Umgebung . In einer mit Luftballons und Regenbogenfahnen geschmückten Bimmelbahn nahm das Netzwerk bereits zweimal am Kölner CSD teil. Wie bunt die Familien sind und was sie beschäftigt, zeigen die Blog-Beiträge.