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Familienleben

Ein Plädoyer fürs Musizieren

Claudia Berlinger · 13.04.2023

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Singen macht glücklich. © highwaystarz/Adobe Stock

Singen macht glücklich. © highwaystarz/Adobe Stock

Chormusik ist wieder „in“. Das beweist das moderne Format der Mitsingkonzerte, die steigenden Anklang bei Scharen von Menschen finden. Unsere Autorin Claudia Berlinger ist seit jeher begeistert von der Kraft des Musizierens.

Singen ist die ursprünglichste Ausdrucksform des Menschen

Das Leben von Menschen ist seit jeher von Musik durchdrungen. Glauben wir Charles Darwin, dürfen wir davon ausgehen, dass unsere Sprache sich aus dem Gesang entwickelte, mit dem unsere Vorfahren – den Vögeln gleich – um potenzielle Partnerinnen warben und ihr Territorium absteckten. Gesang klingt einfach lauter und schöner als eine rein sprachliche Lauterzeugung. Wer selbst dazu erzogen wurde, ein stilles Kind zu sein, mag laute Klangerzeugung befremdlich finden, und viele Menschen denken, sie könnten nicht singen. Wenn wir aber erst einmal die Scheu überwinden und unserer eigenen Stimme Ausdruck verleihen, lernen wir schnell, wie viel Spaß Singen macht. Vielleicht fragt ihr euch: Was ist denn das Besondere am Musizieren? „Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten“, sagte schon Aristoteles.

Singen macht glücklich

Dass Singen glücklich macht und Kraft schenkt, weiß auch Frau Höpker, die 2008 als Erste mit Mitsingkonzerten auf Tournee ging. Seither begeistert dieses Format Künstler:innen jeden Genres wie auch Abertausende von Menschen. Sie strömen zusammen, um im Kollektiv ihre Scheu vor der eigenen Stimme an der Garderobe abzulegen und einen Abend mit heiteren gemeinsamen Momenten zu bereichern. Mitsingkonzerte bringen uns mit uns selbst in Verbindung und stiften Gemeinschaft. Das beweist auch der Erfolg des Projekts 6K UNITED!, bei dem 6000 Kinder jährlich zu einem gemeinsamen Konzert auf den größten Bühnen Deutschlands zusammenfinden. Die Chöre studieren ein Repertoire ein, lernen Popsongs, deutsche Volkslieder, Folksongs aus anderen Kulturen und erheben dann gemeinsam ihre Stimmen zu einem riesigen Chor. Eine schöne Art der Völkerverständigung.

Gemeinsam singen schafft Verbundenheit

Als ich in den 1980er Jahren begann, mich für Musik zu interessieren, war Gotthilf Fischer auf dem Höhepunkt seiner Karriere – und Chormusik eher peinlich. Das änderte sich kaum, bis sich Leben in meinem Bauch regte und meine erste Kontaktaufnahme zum Baby intuitiv durch Stimme und Gesang stattfand. Verwundert stellte ich fest, dass mir ad hoc auch mal ein Volkslied aus der Grundschulzeit einfiel. Nichts bleibt so lange im Gedächtnis wie Lieder, die wir in jungen Jahren lernten. Melanie Helbig, die als Krankenschwester in einem Altenheim tätig ist, weiß zu berichten: „Mit Senioren zu singen gehört zu den Sternstunden im täglichen Kontakt, weil sie dann richtig aufblühen und für ein paar Momente glücklich sind“. Hoffnungsvolle Lieder zu singen ist also auch eine Art Einzahlung aufs Sparkonto des Alters.

Seit es meine Tochter gibt, erschaffen wir mit Liedern einen Soundtrack, der sie ihr Leben lang begleiten dürfte. Wir kuschelten uns auf Krabbeldecken durch sämtliche Baby- und Kinderkonzerte in der Umgebung, verpassten kein Kindermusical und nahmen sämtliche Angebote wahr, um uns gemeinsam musikalisch auszutoben. Wenn ich sie als Grundschulkind fragte, was sie einmal werden will, änderten sich häufig die Berufe. Doch eines blieb: Dass sie den Beruf singend ausführen würde. So entstanden interessante neue Berufsbilder wie die der singenden Zahnärztin, singenden Schriftstellerin und der singenden Reitlehrerin.

Chöre haben Hochkonjunktur – und das ist gut so

Seit sie alt genug ist für den Kinderchor, nimmt ihr Repertoire an Liedern stetig zu. Kinderchortermine sind im Familienkalender heilig, denn wenn sie anschließend nach Hause kommt, strahlt sie über beide Ohren. Singen fördert Konzentration und Selbstvertrauen und befreit vom Stress, den die straffe Taktung der Schultage häufig mit sich bringt. Es wundert nicht, dass ich meine Tochter an warmen Tagen, wenn die Fenster offenstehen, schon von Weitem singen höre, lange bevor sie die Klingel betätigt. Ihr Singen zu ermöglichen ist das beste Geschenk, das ich ihr je gemacht habe. Denn es zeigte sich, dass der Schritt hin zum Erlernen eines Instrumentes nicht weit war. Singen schult das Hörempfinden und erschafft Räume, in denen wir in selbsterzeugten Klängen baden. Es kann so leicht sein, das Kompetenzempfinden unserer Kinder zu stärken: Verschafft ihnen Zugang zum Musizieren.

Musizieren ist gesund

Singen ist ausatmen mit Klangerzeugung. Und wenn wir kraftvoll ausatmen, können wir einatmend mehr Sauerstoff aufnehmen. Dieser versorgt den gesamten Körper mit frischer Energie, reinigt die Lungen und fördert den Abtransport von Schlackstoffen aus den Organen. Das ist in etwa so, als würden wir ein stickig gewordenes Zimmer mal so richtig durchlüften. Spielt meine Tochter ihre Bratsche, vibriert die ganze Wohnung wie ein großer Klangraum. Habt ihr mal eine Klangschale mit Wasser gefüllt und sie dann angeschlagen? Da entstehen die unterschiedlichsten Muster. Weil unser Körper größtenteils aus Wasser besteht, wirkt sich die Vibration des Klangs auf Muskeln, Skelett und Durchblutung aus. Verspannungen lösen sich und der Stoffwechsel wird angeregt. Einfach mal Töne halten hat also auch einen therapeutischen Effekt.

Stimme offenbart Persönlichkeit

So wie unser Musikgeschmack einiges über uns verrät, verbindet Gesang unsere Stimme mit Musik und ist Ausdruck von Persönlichkeit. Darum kritisiert bitte nie die Stimmen eurer Kinder. (Das ist womöglich bei euch geschehen, wenn ihr glaubt, nicht singen zu können.) Stimme offenbart unsere Stimmung, aber auch unseren Charakter. An der individuellen Spannung der Stimmlippen nehmen wir das gesamte Spektrum von Emotionen eines Menschen wahr und hören intuitiv, ob die Nachricht freundlich, ironisch oder als Aufforderung gemeint ist und ob Gefühle oder Informationen zurückgehalten werden. Stimmanalytiker können übrigens bereits Jahre vor den ersten Anzeichen hören, ob ein Mensch an Parkinson erkranken wird.

Musizieren macht schlau

Auch als Laien verfügen wir über Analysefähigkeiten. Zwischen den Zeilen hören wir, ob jemand glaubwürdig, zuverlässig oder gelangweilt unterwegs ist. Für eine gelingende Kommunikation – nicht nur – mit unseren Kindern ist demnach nichts so wichtig wie Zuhören. Melodie, Rhythmus, Tonhöhe, Klangstärke, Pausen, sämtliche sensorische Aktivitäten: All dies muss das Gehirn sich zeitgleich merken können. Musizieren befeuert die neuronalen Strukturen des Gehirns und sorgt dafür, dass Nervenzellen sich weit verknüpfen. Es verwundert nicht, dass singende Menschen leichter ein Musikinstrument und musizierende Menschen leichter Sprachen lernen können.

Musik befreit Emotionen

Unsere Kinder wachsen in einer Atmosphäre mannigfaltiger potenzieller Gefahren auf, die irgendwie verarbeitet werden wollen – seien es die schwindenden Ressourcen, die Klimakatastrophe, Krieg oder Corona. Sie brauchen ein starkes Gegengewicht zu den Anforderungen unserer Zeit. Musik berührt die Seele, lässt uns durchs Zimmer tanzen und verleiht den Emotionen Ausdruck. Kindern zu ermöglichen, ihre Gefühle musikalisch auszudrücken, gibt ihnen also ein Werkzeug an die Hand, mit der Welt umzugehen und Erlebnisse zu verarbeiten. Unsere Welt ist viel zu kompliziert, um sie ohne Musik zu bewältigen.

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