Wir brauchen deine Unterstützung, jeder Cookie zählt!

Wir verwenden Cookies, um die Nutzung unserer Webseite zu verbessern, bestimmte Funktionen zu ermöglichen und vor allem, um unsere Arbeit zu finanzieren. Du kannst dem jederzeit in unserer Datenschutzerklärung widersprechen.

Akzeptieren
Essenziell

Diese Technologien sind erforderlich, um die Funktionalität der Webseite zu ermöglichen.

Statistik

Mit diesen Technologien analysieren wir die Nutzung der Webseite, mit dem Ziel, unsere Arbeit zu verbessern.

Marketing

Diese Cookies sind Grundlage für unsere Einnahmen. Wir nutzen Google Adsense, um Anzeigen unserer Werbekunden auf der Webseite einzustellen. Hier erfährst Du, wie personenbezogene Daten zur Personalisierung von Anzeigen verwendet werden.

Komfort/Externe Medien

Diese Technologien werden verwendet, um dir ein besseres Nutzungserlebnis zu ermöglichen.

Familienleben

Das ist doch hier kein Kindergeburtstag!

Janni Orfanidis · 05.06.2015

zurück zur Übersicht

Ich reiche eine Online-Petition ein, um dieses Sprichwort umzudeuten. Es ist eine Frechheit, dass Kindergeburtstage als Kleinigkeit abgetan werden. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe gerade einen hinter mir!

Es ist so eine Sache mit Kindergeburtstagen. Erstens: Ich bin noch nicht so geübt. Und zweitens: Ich war als Erwachsener noch nie auf einem außerhalb der eigenen Familie. Ehrlich. Noch nie. Keine Ahnung, warum ich nie eingeladen werde. Vielleicht haben die anderen Eltern Angst, dass ich zu viel (Alkohol) in den Muffins verbacke. Man weiß es nicht ...

Vorbereitungen

Ein Kindergeburtstag macht sich nicht von alleine. Man muss einiges bei der Planung berücksichtigen:

Punkt 1: Wetter

Trocken muss es bleiben. Die Temperatur ist egal. Trockenheit, sprich die Abwesenheit von Nässe, wäre der Bacon auf meinem Burger. Wärme und Sonne eine Extraschicht Schmelzkäse. Muss nicht, aber kann! „Wat wells de mehr?!“, würde der Kölner jetzt sagen. Bliebe es trocken, könnten wir den angrenzenden Spielplatz samt Sandkasten nutzen. Regnete es, würden wir im geschlossenen Raum im Small Talk versinken. In meiner App sah ich während der Vorbereitung statt eines Sonnenicons nur dunkle Wolken. „WTF! Wir sind am Arsch,“ dachte ich mir. „Bitte, lieber Wettergott, lass es wenigsten trocken bleiben!“

Punkt 2: Gäste

Zur Erläuterung: Ich bin Kölner Grieche, meine Frau gebürtige Perserin. Über griechisch-persischen Familiensinn muss ich wohl nichts erzählen. Er ist sehr ausgeprägt. Selbst wenn wir eine Geburtstagsparty im engsten Familienkreis organisieren, sind wir bereits 21 Personen. Immerhin inklusive Kinder. Da ist kein Familienfreund, Krabbelgruppenbuddy oder Kita-Kollege reingerechnet. Das kann schon schwierig werden, wenn man lediglich eine 85 Quadratmeter Wohnung zur Verfügung hat. Aus diesem Grund haben wir die letzten zwei Jahre im „engsten” Familienkreis gefeiert. Irgendwie ging das schon. Dieses Jahr wollten wir aber, dass unsere Kleine ihre Freunde bei sich hat. Also haben wir uns einen Raum gemietet und zusätzlich noch die BFs unserer Tochter eingeladen. Die Formel ist ganz simpel: Engste Familie + Freunde unserer Tochter = 50 PERSONEN!!! Das bringt uns zu …

Punkt 3 Soul: Food

Was gibt es zu Essen, was zu Trinken, was zum Zeitvertreib? Hilfeschreiend wandelte ich durchs Büro und fragte meine Kollegen und Leidensgenossen nach ihren Erfahrungen. „Nein, du brauchst doch kein warmes Essen! Kaffee und Kuchen reichen“, meinte der erste. „Was machst du dir denn für einen Stress?? Wäre schön, wenn du dir in deinem Job ähnlich detaillierte Gedanken machen würdest!“, bekam ich von einem anderen entgegengeworfen. Eine Frechheit! Eine Party ist doch wichtiger als der Job! Hallo??!!

Meine Meinung ist simpel: Eine Party ohne Essen ist keine Party! Punkt. Bei mir gibt es immer Futter für die Nerven. Insbesondere wenn Kinder da sind. Was willst du denn sonst machen? Spielen? Hör doch auf!

Ich mobilisierte alle Essensklassiker: Frikadellen, Hot Dogs, Chili Con Carne, persische Salate und natürlich Knabberzeug! Neben diversen Schorlen und Säften hatte ich natürlich auch für das leibliche Wohlbefinden der Eltern gesorgt – und zwar in Form von Alkohol! Eins ist sicher: Bei etwa 20 Kindern braucht man eine Menge davon!

Punkt 4: Geschenke

Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht: Geschenke! Oh Mann! Natürlich gibt es tolle Tools wie Online-Wunschzettel, aber ich habe keine Lust auf so was. Ich will keinem vorschreiben, was er schenken soll. Das eigentlich Schöne am Verschenken ist doch, sich die Zeit zu nehmen, um sich selbst Gedanken zu machen. Der materielle Wert des Geschenkes ist für Kids ohnehin unerheblich. Wie Aggro-Nietzsche schon sagte: „Es ist das Vorrecht der Größe, mit geringen Gaben hoch zu beglücken.“ OK, gegen eine Rolex hätte ich dennoch nichts.

Judgement Day

Nach tagelangem Planen, Einladen, Nachfassen, Recherchieren, Schmücken, Tragen, Schleppen, Kochen, Einkaufen, Aufregen und Verzweifeln war es endlich soweit. Die Infrastruktur war aufgebaut, das Essen aufgetischt, die Spielecke aufgetürmt und die Location aufgehübscht. Die Gäste konnten kommen. Und sie kamen in Scharen, beladen mit Geschenken, die selbst für Lastenesel eine Herausforderung dargestellt hätten. Am Tag selber war ich relaxed, weil ich optimal vorbereitet war. Ich hatte alles bedacht, strategisch getimt und generalstabsfeldmäßig geplant. Freunde mit Kind wurden für 15 Uhr, kurz nach dem Mittagsschlaf, eingeladen. Kinderlosen Freunden und Verwandten wurde Einlass um 17 Uhr gewährt, um die Menge an Gästen zu entzerren. Das Wetter war trocken, was die Gesamtsituation extrem beruhigte. Um 19 Uhr war alles vorbei und ich fix und fertig!

Fazit

Das wichtigste zuerst: Unserer Tochter hatte den Spaß Ihres Lebens. Mann, war sie am nächsten Morgen gut drauf. Natürlich gab es Situationen, die ich heute anders lösen würde. Das Hauptproblem waren in der Tat die Geschenke. Es waren einfach zu viele für eine Dreijährige. Sie war förmlich erschlagen von der Menge. Es macht daher wirklich Sinn, entweder weniger Menschen einzuladen oder Tools zu entwickeln, damit sich die Gäste besser untereinander organisieren können. So könnte man sich Zusammenschließen und für weniger Geschenke zusammenlegen. Vielleicht gibt es ja eine passende App dafür?!

Eine andere Sache war ebenfalls suboptimal: Weil wir so viele Gäste hatten, konnten wir nicht ausreichend Zeit mit unserer Tochter verbringen. Es ging alles wie in einem Film an uns vorbei. Jeder kennt das bestimmt: Von den eigenen Partys bekommt man am wenigsten mit. So ging es uns leider auch.

Klar, es waren für eine Dreijährige viel zu viele Kinder da. Kann schon sein. Meine Frau ist Diplom-Pädagogin und kennt sich da prima aus. Wir haben es aber dennoch durchgezogen. Ganz einfach, weil wir aus dem Geburtstag auch ein Treffen mit alten Weggefährten gemacht haben. Viele Gäste hatte ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Es war schön, eine Art Klassentreffen mit Kindern zu machen. So sieht man sich wieder und verliert nicht gänzlich den Kontakt. Der Planungsstress hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ob wir aber nächstes Jahr wieder so eine große Veranstaltung machen werden, steht in den Sternen.

Eine Sache habe ich aber fürs Leben gelernt: Ein Kindergeburtstag ist kein Kindergeburtstag!

Dieser Artiel erschien ursprünglich in 2015.

Vater Janni Orfanidis schreibt für das Blog „Ich bin dein Vater". Vier Kölner Männer berichten hier äußerst unterhaltsam über alltägliche familiäre Glücks-, Hass- und Stressmomente, frei nach dem Motto: Früher waren wir cool – Jetzt sind wir Väter.

Mehr über ihn erfahrt ihr in unserem Interview „11 Fragen an: Janni Orfanidis".

Tags: