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Familienleben

Alternatives Wohnen für Familien

Janina Mogendorf · 15.05.2019

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© Studio Messberger

© Studio Messberger

Was für die einen der Prympark, ist für die anderen die Hofgemeinschaft, das Aussteigerleben im Tiny House Village oder die Alleinerziehenden-WG. Immer geht es darum, gemeinsame Ressourcen wie Zeit, Geld, Fähigkeiten und Arbeitskraft zu nutzen und nicht alleine zu sein. Fast immer stehen auch Nachhaltigkeit und eine ökologische Lebensweise im Fokus. Warum zwei Autos, wenn man eins teilen kann, warum 150 Quadratmeter heizen, wenn man auch auf 45 glücklich wird. Känguru stellt eine Reihe alternativer Wohnformen vor, in denen Gemeinschaft, Nachhaltigkeit oder beides im Mittelpunkt stehen.

Welche Wohnformen gibt es?

Gemeinschaftlich erwerben: Das Mietshäuser Syndikat

Gegen Immobilienspekulation wendet sich das „Mietshäuser Syndikat“. Das Freiburger Netzwerk unterstützt seit 1992 Wohngemeinschaften dabei, ihre Häuser zum Beispiel im Falle einer Zwangsversteigerung zu erwerben. Die Wohnprojekte werden dabei nicht Eigentum der Käufer, sondern gehören einer eigens gegründeten GmbH und sind damit dauerhaft dem freien Markt entzogen. Der Hausverein verwaltet und pfl egt die Gebäude fortan als Gemeinschaft. In Köln gehört der Altbau in der Lessingstraße 33 zu diesem Netzwerk. In den Siebzigern wurde er zusammen mit weiteren Häusern im Veedel besetzt, später von Wohngemeinschaften bewohnt. 2007 überführten es fünf Bewohner in das Modell des Mietshäuser Syndikats und kümmern sich seither mit viel Liebe und Eigenleistung um ihre vier Wände.

Wohnen im Tiny House Village

Ein Tiny House ist wie der Name schon sagt, ein winziges Domizil. Dabei kann es sich um einen umgebauten Bau-, Schäfer- oder Zirkuswagen handeln oder um eigens angefertigte Häuser, die meist zwischen 15 und 45 Quadratmetern groß sind. Ziel der amerikanischen Tiny-House-Bewegung ist es, nachhaltig zu leben, mit wenig auszukommen und Kosten und Unterhalt niedrig zu halten. Steffi Beck und Philipp Sander haben die Idee von einem Work- und Travel-Jahr aus Kanada nach Bayern mitgebracht. Innerhalb von drei Jahren verwirklichten sie nicht nur ihren Traum vom eigenen Tiny House, sondern gründeten auf einem ehemaligen Campingplatz im Fichtelgebirge das erste Tiny House Village Deutschlands. Mittlerweile leben hier 14 Menschen in sieben Mini-Häusern und teilen sich ein Gemeinschaftshaus. Auch Familien sind hier im Dorf willkommen.

Gemeinschaftliches Wohnen: CoHousing

Mehr soziale Aktivitäten durch eine selbstregulierte Nachbarschaftsgemeinschaft: CoHousing ist eine Wohnform aus Skandinavien und bezeichnet eine Siedlung aus privaten Wohnungen oder Häusern, ergänzt durch Gemeinschaftseinrichtungen. Damals hieß diese Art des Wohnens Bofællesskaber, was im Dänischen soviel wie „lebendige Gemeinschaft“ heißt.

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Heute hat sich der Begriff CoHousing etabliert. Gemeinsam wird geplant und gewirtscaftet, denn die CoHousing-Siedlung ist Eigentum ihrer Bewohner und lebt von Selbstverwaltung, nicht-hierarchischen Strukturen und dem Beteiligungsprinzip, bei dem jeder seinen Beitrag leistet.

Mehrgenerationenwohnen in Köln und Bonn

Neunzig Menschen mit und ohne Behinderung leben im barrierefreien Mehrgenerationenwohnhaus Ledo in Köln-Niehl. Sie treffen sich bei Festen, im Gemeinschaftsraum und im grünen Innenhof. Im Moment ist es dort noch ziemlich ruhig. „Das wird sich bestimmt ändern, wenn es draußen wärmer wird“, sagt Anna. Die alleinerziehende Mutter ist gerade mit ihrer Tochter hergezogen, damit sie gemeinsam mit anderen Kindern aufwachsen kann und von Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen umgeben ist.

Das Mehrgenerationenprojekt Amaryllis in Bonn achtet bewusst darauf, dass alle Altersgruppen zu gleichen Teilen vertreten sind. Zwischen 15 und 20 Kinder leben derzeit hier. Sie gehören genauso zum Bild wie Senioren, Menschen mit Behinderung oder mit Migrationshintergrund. Sie alle profitieren von der Gemeinschaft und teilen ihre Interessen ebenso wie die Carsharing-Autos oder das Essen beim spontanen Sommerpicknick.

Selbstversorgung leicht gemacht: Wohnen im Garten

Sobald die Temperaturen es zulassen, tauschen Christiane, Heiko und Sohn Marlon ihre Wohnung gegen ihr Gartenhaus ein. „Im Frühjahr kehren wir den Winter aus“, sagt Christiane und die Freude, endlich wieder raus ins Grüne zu ziehen, ist ihr anzumerken. Seit sechs Jahren bewirtschaften sie den Garten, den Heiko von seiner Oma geerbt hat. Er selbst ist hier aufgewachsen und auch Marlon wird nun im Garten groß. „Wir lieben die Natur und merken im Sommer auch, wie wenig Geld wir für Lebensmittel ausgeben müssen“, erzählt Christiane. Von der Tomate bis zur Kartoffel baut die Familie alles selbst an. Zum Frühstück gibt es im Sommer Nektarinen und Aprikosen direkt vom Baum. Ein Schmuckstück ist das rund 40 Quadratmeter große Häuschen, das Heikos Großvater vor vielen Jahrzehnten gebaut hat. Gerade wird es nochmal umgebaut und danach aus Kinderzimmer, Wohnraum und einer kleinen Küche bestehen. Draußen gibt es neben Schaukel und Klettergerüst auch einen Pool mit Sitzbänken und eine Solardusche.

Die Alleinerziehenden-WG

In Deutschland leben rund 1,5 Millionen Eineltern-Familien. Allein erziehen muss jedoch nicht bedeuten, dass man alleine lebt. Auch wenn Alleinerziehenden-WGs noch nicht weit verbreitet sind, es gibt sie. Und zwar in unterschiedlichen Ausprägungen. So zog Annika nach ihrer Trennung mit Tochter und Hund zu ihrer Bekannten Steffi und deren beiden Kindern ins Haus. Sie teilen Einkauf und Hausarbeit, Miete und Möbel, Freude und Sorgen. Die Kinder wachsen gemeinsam auf und das Betreuungsproblem ist keines mehr. „Im Grunde leben wir wie in einer Beziehung – nur schöner“, sagt Annika im Kölner Stadt-Anzeiger. Ein Konzept, das immer mehr Nachahmer findet, aber auch variiert werden kann. Zum Bespiel, indem Alleinerziehende günstig Zimmer untervermieten und sich auf diese Weise Gesellschaft und Babysitter nach Hause holen.

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Mit den Großeltern im Haus

Großeltern, Kinder und Enkel, vielleicht auch Onkel und Tanten unter einem Dach? Was früher in ländlichen Gebieten Tradition war, ist in Zeiten der Kleinfamilie neuerdings ein Konzept mit Renaissance- Potenzial. Ob man gemeinsam in einem Haus lebt und einige Zimmer teilt oder jeder seine abgeschlossene Wohnung hat, will vorher gut überlegt sein. Gerade wenn mehrere Generationen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Zukunftsplänen auf engem Raum zusammenleben, sind klare Absprachen wichtig. Dann kann das Projekt Großfamilie für alle zum Gewinn werden.

Wohnprojekte in Köln und Umgebung

Mehrgenerationenwohnhaus Ledo in Köln

Wer Interesse am Mehrgenerationenprojekt Ledo in Köln hat, findet auf der Webseite Ankündigungen für offene Cafés, Feste und Veranstaltungen, die einen guten Einblick in das Wohnkonzept geben und erste Kontakte ermöglichen.

Mehrgenerationenwohnhaus Ledo
Ledo-Büro
Reeser Str. 15
50735 Köln
Monika Nolte: 0221 – 81 81 91
Annelie Appelmann: 0221 – 81 72 23
E-Mail: info@ledo-wohnen.de

Mehrgenerationenhaus Amaryllis in Bonn

Beim Amaryllis Info-Café sind Interessenten ebenso willkommen wie Initiativen, die ein eigenes Projekt planen und sich einen Erfahrungsaustausch wünschen. Nächster Termin ist am 1. Juni 2019. Anmeldung unter info@ amaryllis-bonn.de.

Amaryllis eG
Dorothea-Erxleben-Weg 28
53229 Bonn
Tel. 0228 – 96 54 43 30
E-Mail: info@amaryllis-bonn.de

Co-Housing-Siedlung PrymPark in Düren

Die PrymPark Quartiersgesellschaft lädt alle vier bis fünf Wochen zum Einführungsvortrag „PrymPark kompakt“ - inklusive Kinderbetreuung. Stammtischtreffen der Baugruppen ermöglichen einen direkten Einblick in die laufenden Projekte und geben Gelegenheit, die Menschen dahinter kennenzulernen.

PrymPark-Quartiersgesellschaft der Evang. Gemeinde zu Düren
Philippstr. 4
52349 Düren
Tel. 02421 – 698 33 42 oder 0177 – 540 70 94
Fax: 02421 – 188-188
E-Mail: info@prympark.de

Co-Housing in Düseldorf: Wir vom Gut eG

Tagungen, Feste und Ferien auf Gut Mydlinghoven – das alles ist möglich, um die Gemeinschaft und das Gutsgelände kennenzulernen. Interessenten für Wohnungen können ein Kontaktformular auf der Webseite ausfüllen.

Wir vom Gut eG
Der Vorstand
Mydlinghoven 4–10
40629 Düsseldorf
E-Mail: info@wirvomgut.de

Leben in Gemeinschaft und Natur: Hof Kotthausen

Die Hofgemeinschaft Kotthausen bietet viele Möglichkeiten des Kennenlernens. Vom offenen Schaffenssamstag bis zum Therapeutischen Reiten. Es gibt einen Festsaal und einen Bauwagen zum Mieten sowie regelmäßige Veranstaltungen. Ebenfalls auf dem Hof befindet sich das Betreute Wohnen.

Hof Kotthausen
Kollegium e.V.
Kotthausen 1-5
42399 Wuppertal
Tel. 0202 – 250 43 50,
Büro: Mi 9–13 Uhr
E-Mail: verwaltung@hof-kotthausen.de


FertighausWelt Köln
Europaallee 45
50226 Frechen

Mieterverein Köln
Mühlenbach 49
50676 Köln
Hohenstaufenring 66–70
50674 Köln
Tel. 0221 – 202 37-0


Spannende Wohnformen deutschlandweit

Tiny House Village

Wer das Tiny-House-Feeling erleben will, kann sich rund ums Jahr ins Tiny-House-Hotel einmieten und sich bei einem Aufenthalt im Fichtelgebirge über das Konzept informieren.

Tiny House Village
Klausenstr. 7
95694 Mehlmeisel
Tel. 01520 – 288 48 43
(Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–14 Uhr)
E-Mail: info@tinyhousevillage.de

Mietshäuser Syndikat

Das Mietshäuser Syndikat bietet für Menschen aus NRW am letzten Sonntag aller geraden Monate Erstberatungstermine an. Kontakt: beratung-nrw@syndikat.org

Mietshäuser Syndikat
Adlerstr. 12
79098 Freiburg
Tel. 0761 – 28 18 92 AB
Fax: 0761 – 224 07
E-Mail: info@syndikat.org

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