Bildung
Hausaufgaben ohne Frust
Tanya Blümke · 11.11.2022
zurück zur Übersicht„Die Grundlagen für stressfreies Lernen sind Geduld und Verständnis." © JenkoAtaman/stock.adobe.com
Während sich Schulanfänger:innen euphorisch in ihr erstes Schuljahr stürzen, hört man bei den Fortgeschrittenen meist eher sorgenvolles Seufzen und genervtes Stöhnen. Der sogenannte „Ernst des Lebens“ ruft im Laufe der Schulzeit kaum noch Begeisterung hervor und allein der Gedanke an Nachmittage voller Hausaufgaben statt Freibad, Bolzen und Chillen vermiest die letzten Ferientage. Auch Eltern packt beim Gedanken an die Hausaufgaben oft das Grausen, denn nicht selten endet das Thema in Streit, Tränen und Frust auf beiden Seiten. Bei den Schüler:innen, weil sie dem Druck nicht mehr standhalten und dicht machen, statt zu lernen. Und bei den Eltern, weil sie einfach nicht wissen, wie sie ihrem Kind helfen können.
Mit etwas Geduld und ein paar einfachen Tricks kann das aber ganz anders laufen: Damit das Lernen und die Hausaufgaben (wieder) Spaß machen, entwickeln Pädagog:innen und Wissenschaftler:innen ständig hilfreiche Tipps und Methoden, die alle einfach anwenden können – wenn sie sie nur kennen. Hier sind in erster Linie gar nicht die ABC- Schütz:innen, sondern die Eltern angesprochen, die ihre Kinder von Anfang an unterstützen können, um den Spaß an der Schule von der Einschulung bis zum Abschluss aufrechtzuerhalten.
Ohne Geduld geht nix
Die Grundlagen für stressfreies Lernen sind Geduld und Verständnis. Zum einen nehmen Gehirne, egal ob kindlich oder erwachsen, Wissen am besten in Kombination mit positiven Emotionen auf. Stress hemmt die Lernfähigkeit. Außerdem hilft es zu wissen, dass sich Kinder im Alter von 5 bis 7 Jahren nur 15 Minuten lang an einem Stück konzentrieren können, bei 12- bis 16-Jährigen beträgt die optimale Konzentrationsdauer maximal 30 Minuten. So wird jedem klar, dass eine auferlegte Stunde Hausaufgaben direkt nach der Schule gar keinen Sinn macht. Das baut nur Druck auf, und darauf reagieren Menschen erfahrungsgemäß mit Widerstand. Statt also zu bestimmen, wann und wie lange die Hausaufgaben gemacht werden, sollten Eltern besser zusammen mit dem Kind einen Plan entwickeln und auch während der Hausaufgaben immer kurze Pausen erlauben: Zuerst Mittagessen, danach etwas chillen, dann erst ist Hausaufgabenzeit und schließlich freie Zeit bis zum Abendessen für Freunde, Sport oder Musik.
Die Pomodoro-Technik
Egal wie alt das Kind ist: Ein zeitlicher Rahmen beeinflusst die Lernzeiten positiv. Struktur bringt dabei zum Beispiel die sogenannte Pomodoro-Technik, die so heißt, weil ihr Erfinder dazu eine Küchenuhr in Form einer Tomate benutzt hat. Für diese Methode wird zuerst eine To-do-Liste mit den Aufgaben für den Tag erstellt. Dann kommt der Wecker zum Einsatz, je nach Alter auf 15 bis 25 Minuten gestellt. Nach Ablauf der Zeit werden alle erledigten Aufgaben auf der Liste durchgestrichen und 5 Minuten Pause gemacht. Dann kommt die nächste Runde, in der wieder der Wecker gestellt wird. Und so weiter, bis die Hausaufgaben des Tages erledigt sind.
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Ziele stecken und belohnen
Der Leitner-Algorithmus
Sollen mehrere Fächer und Lernstoffe verinnerlicht werden, empfiehlt sich die klassische Karteikarten-Methode, auch bekannt als Leitner-Algorithmus. Dabei werden Kärtchen auf der Vorderseite mit der Frage und hinten mit der Antwort beschrieben. Der erste Lernschritt ist damit schon erreicht, denn Aufgeschriebenes setzt sich besser im Hirn fest. Dann werden die Kärtchen in Fach 1 sortiert und durchgearbeitet. Gewusste Kärtchen kommen ein Fach weiter. Nach und nach wandern sie durch die Fächer nach hinten: Man lernt jeden Tag eine bestimmte Menge aus Fach 1, an jedem dritten Tag alle Kärtchen aus Fach 2, einmal in der Woche die Aufgaben aus Fach 3 und einmal im Monat sind die Karten aus Fach 4 dran. Sicher gelernte Kärtchen wandern in Fach 5, das vor Klassenarbeiten wiederholt wird. Was noch nicht sitzt, wandert wieder in Fach 1. Anleitungen dazu finden sich zahlreich im Internet und auch Apps wie Quizlet, Cabra oder Brain Yoo bieten die Lernmethode an.„Welche Methode für welches Kind die richtige ist, zeigt sich nur beim Ausprobieren. Nur eins gilt nicht: aufgeben." © Fabio Principe/stock.adobe.dom