Bewegung
Weibliches Trainergespann im Handball
Felix Raser · 11.04.2025
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Handball ist schon seit ihrer Kindheit die Leidenschaft der Trainerinnen Pia und Johanna. © imagean/Getty Images Signature
KÄNGURU: Wer oder was hat euch zum Handball gebracht?
Pia: Im Jahr 2010 hat der Trainer von unserem Verein in meiner Grundschule in der Sportstunde den Fokus auf Handball geleitet. Handball hat mir viel Spaß gemacht und nach ein paar Probetrainings habe ich mich dann direkt angemeldet.
Johanna: Als ich klein war, war ich oft bei Spielen von meinem Vater dabei. Da war mir Handball aber noch zu hart. Dann gab es einen Schnuppertag bei uns in der Grundschule und da war ich dann überzeugt.
KÄNGURU: Wie ist es, als weibliche Trainerin eine Mannschaft nur aus Jungs zu trainieren?
Johanna: Es macht sehr viel Spaß, da die Jungs schon vor dem Training sehr viel Energie haben und man in dieser Hinsicht absolut nicht motivieren muss. Außerdem wird uns durch die Begegnung auf Augenhöhe sehr viel Respekt entgegengebracht, was es zu einem sehr entspannten Miteinander werden lässt. Ich hatte noch keine reine Mädels Mannschaft, allerdings habe ich das Gefühl, dass Jungs Aussagen weniger persönlich nehmen und ich dadurch nicht so aufpassen muss, wie ich mich ausdrücke und was ich sage.
Pia: Mir macht es viel Freude, die Jungs zu trainieren. Außerdem gibt es in den Nachbarvereinen kaum ein anderes Trainergespann aus zwei weiblichen Trainerinnen.
© imagean/Getty Images Signature
KÄNGURU: Was sind die größten Herausforderungen als Handballtrainerin?
Pia: Mit die größte Herausforderung ist es, alle Jungs gleichmäßig zu fordern und zu fördern, auch wenn nicht alle das gleiche Leistungsniveau haben. Eine andere Herausforderung ist es, den Kindern und Jugendlichen den Spaß und gleichzeitig auch den sportlichen Ehrgeiz zu vermitteln.
Johanna: Teilweise ist es auch sehr schwierig, dass in einem Training umzusetzen und alle glücklich zu machen.
KÄNGURU: Wie geht man am besten mit Problemen innerhalb der Mannschaft um?
Johanna: Probleme muss man ansprechen. Wichtig ist dabei, dass man nicht immer mit der gesamten Mannschaft reden muss, sondern auch erstmal Einzel- und Kleingruppengespräche führt. Letztendlich lässt sich so gut wie alles klären.
Pia: Außerdem ist es wichtig, jedes Problem ernst zu nehmen.
KÄNGURU: Was sind die wichtigsten Fähigkeiten, die ein Handballer oder eine Handballerin haben sollte?
Pia: Spielverständnis und das Auge für den Mitspieler – dazu gehört auch Teamgeist. Körperliche Voraussetzungen wie zum Beispiel Schnelligkeit oder Sprungkraft sind alles wichtige Fähigkeiten, die ein Handballer oder eine Handballerin haben sollte.
Johanna: Dass man sich selbst überwindet und den Zug zum Tor* findet, ist ebenfalls eine wichtige Eigenschaft. Genauso wichtig ist aber auch Spaß am Sport und Motivation zur Weiterentwicklung.
* Zug zum Tor ist eine Redewendung im Handball und bedeutet, dass ein Spieler oder eine Spielerin einen schnellen und direkten Angriff auf das gegnerische Tor startet, mit dem Ziel ein Tor zu erzielen. Es beschreibt einfach eine zielgerichtete Aktion oder einen entschlossenen Schritt.
© Andrea Piacquadio/Pexels
KÄNGURU: Handball ist ein Sport, in dem es vor allem um Teamgeist und Fairness geht. Wie schafft man es als Trainerin diese Eigenschaften zu stärken?
Pia: Wenn am Anfang der Saison eine neue Mannschaft zusammenkommt, ist es wichtig das Teambuilding mit gezielten Übungen zu stärken, um den Teamgedanken zu fördern. Dazu sollte man im Training und im Spiel schöne Vorlagen genauso wertschätzen wie Tore.
Johanna: Genau. Ich mache gerne von Anfang an klar, dass Handball ein Mannschaftssport ist, ein Spiel nicht allein gewonnen werden kann und es nicht nur um Tore geht. Wenn ein Spieler oder eine Spielerin im Spiel zu eigensinnig und egoistisch spielt, wird die Person ausgewechselt. Auch wenn unfaire Aktionen im Spiel oder Training passieren, wird das angesprochen und je nachdem im Spiel auch wieder ausgewechselt. Uns ist wichtig, dass fair gespielt wird, auch wenn die gegnerische Mannschaft vielleicht nicht so fair spielt.
KÄNGURU: Unterscheidet sich das Spiel im Frauenhandball im Gegensatz zum Männerhandball? Wenn ja, wie?
Johanna: Männerhandball ist deutlich schneller als Frauenhandball, weil Männer ganz andere körperliche Voraussetzungen mitbringen als Frauen. Durch die körperlichen Unterschiede wirkt der Männerhandball auch nochmal härter als der Frauenhandball.
Pia: Außerdem sind die Würfe bei Männern härter, wofür die größere körperliche Kraft verantwortlich ist.
KÄNGURU: Hattet ihr schonmal einen sehr besonderen Moment in eurer Handballkarriere?
Pia: 2022 war ein sehr besonderes Kreispokalfinale, bei dem unsere Mannschaft vor einer vollen Halle und mit lautstarker Unterstützung das Finale gewonnen hat.
Johanna: Ein Kempa Pass* von mir zu Pia, der angekommen ist und nach dem Pia auch noch ein Tor gemacht hat. Generell sind knapp gewonnene und wichtige Spiele ein sehr schöner Moment, egal ob man selbst gespielt hat oder die Mannschaft, die man trainiert. Das war zum Beispiel ein Spiel mit der Damenmannschaft gegen den 1.FC Köln. Das haben wir am Ende knapp gewonnen und das war, glaube ich, mit das beste Gefühl in meiner bisherigen Handballkarriere.
* Ein Kempa Pass ist ein Spielzug im Handball. Dieser funktioniert, indem ein Spieler oder eine Spielerin den Ball so zu einem anderen Spieler/ einer anderen Spielerin wirft, dass diese den Ball in der Luft fangen kann und den Ball aufs Tor wirft, bevor sie wieder auf dem Boden landet. Man kann den Spielzug auch noch mit mehr als zwei Personen spielen, das ist aber sehr anspruchsvoll und das können eigentlich nur Profis.
Johanna (links) und Pia (rechts). © Privat
KÄNGURU: Wie sieht eure Zukunft im Handball aus? Und was habt ihr euch noch so vorgenommen?
Johanna: Darüber habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Erstmal auf jeden Fall in Kerpen weiter eine Mannschaft trainieren und selbst spielen. Ich würde gerne mit der Damenmannschaft in die Oberliga aufsteigen und eine Liga höher spielen. Mir ist es wichtig, stetig an mir zu arbeiten und mich zu verbessern, sowohl als Spielerin als auch als Trainerin.
Pia: In Zukunft möchte ich weiterhin als Trainerin Kindern und Jugendlichen den Spaß am Sport vermitteln. Als Spielerin möchte ich noch ein paar Jahre Handball spielen und am besten unverletzt bleiben.