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Betreuung

Fremdsprachen in Kitas

Anja Janßen · 06.05.2015

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© fatihhoca/iStockPhoto.com

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Nicht nur in Köln, sondern bundesweit eröffnen immer mehr zwei- und mehrsprachige Kitas. Damit Kinder von den Angeboten wirklich profitieren, sollten sie die neue Sprache auch in ihrem Alltag entdecken.

Mittlerweile gibt es sie fast in jedem Kölner Stadtteil: zweisprachige Kitas. Vereinzelt sind sogar dreisprachige Häuser zu finden. Die Kölner Kindergartenlandschaft reagiert damit auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. Denn mittlerweile hat fast jede dritte Familie in Deutschland ausländische Wurzeln. Dass Europa zusammenwächst, ist nicht neu. Deshalb haben EU-Politiker vor über zehn Jahren beschlossen, dass jeder Bürger Europas von frühester Kindheit an zwei Fremdsprachen lernen.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Anzahl zweisprachiger Kitas in Deutschland verdreifacht. Ihr bundesweiter Anteil von zwei Prozent ist jedoch immer noch vergleichsweise gering. Was in Ländern wie Kanada oder Finnland normal ist, wird in der Bundesrepublik somit erst erprobt. Bilinguale Kitas sind für viele Eltern Neuland und werfen Fragen auf: Wie sieht gute mehrsprachige Erziehung aus? Und inwiefern profitiert das eigene Kind von dem Angebot? Dazu gibt es in Deutschland bisher vor allem Erfahrungswerte aus zweisprachigen Familien.

Von Muttersprachlern im Alltag lernen

„Grundsätzlich ist Mehrsprachigkeit innerhalb der Familie ein Geschenk“, sagt Cordula Winterholler vom Bundesverband für Logopädie. „Mehrsprachigkeit ist die Zukunft, Einsprachigkeit ist gar nicht die Regel.“ Allerdings sind Spielregeln zu beachten: Nach dem heutigen Stand der Forschung sollte jeder Elternteil konsequent in seiner Muttersprache sprechen. Nur dann kann das Kind die verschiedenen Regelsysteme getrennt voneinander lernen, ohne sie zu vermischen.

Kindertagesstätten sind kein familiäres Angebot, sondern ein Zusatzangebot. Hier versucht man die Prinzipien aus mehrsprachigen Familien zu übertragen, um möglichst natürliche Lernbedingungen zu schaffen. „Spielerische und situative Angebote im Alltag machen Sinn“, so die Logopädin. Das können Lieder sein oder Alltagsfloskeln in wiederkehrenden Situationen wie bei Begrüßungen oder während des Frühstücks.

Als erfolgreichste Sprachlernmethode gilt derzeit die „Immersion“, was so viel wie „Eintauchen“ bedeutet. Seit den 1960er Jahren bestätigen Studien in Kanada, wo Französisch und Englisch gleichberechtigte Amtssprachen sind, den Nutzen dieses Ansatzes. Immersion gelingt am besten, wenn „Native Speaker“ in der Kita konsequent ihre Muttersprache sprechen. So lernen die Kinder die neue Sprache ganz natürlich. Voraussetzung ist, dass das Kind die neue Sprache oft, regelmäßig und in konkreten Situationen erlebt.

Wiedererkennungswert im Alltag

Und genau da liegt der Knackpunkt, der Eltern bei der Entscheidung für oder gegen eine zwei- oder mehrsprachige Kita helfen kann: der Wiedererkennungswert. „Kinder lernen Sprache, weil sie mit ihrem Umfeld kommunizieren möchten. Sie möchten sich mitteilen, Teil einer Gemeinschaft sein“, erklärt Logopädin Winterholler. „Wenn sie Sprachangebote in ihrem Alltag nicht wiederfinden, dann werden diese nicht bestärkt. Sie bleiben ein ‚add-on’ ohne emotionalen Wiedererkennungswert.“ Gibt es aber eine Verknüpfung zum persönlichen Leben des Kindes, hat die neue Sprache eine höhere Wertigkeit.

Was könnte eine solche Verknüpfung sein? Das Kind besucht eine deutsch-englische Kindergartengruppe, die Familie verbringt regelmäßig den Sommerurlaub in England und beteiligt sich dort später an einem Schüleraustausch. Eigentlich bedeutet das doch, dass nicht nur das Kind, sondern die ganze Familie gemeinsam über den eigenen Tellerrand in die neue Sprache und Kultur blicken sollte. Nur so können Kinder die Fremdsprache wirklich leben und werden sie auch mit Neugier immer weiter erforschen.

Service zwei- und mehrsprachige Kitas

Weltkinder - Interkultureller Sozialer Service (ISS)

Die beiden Kölner Kitas "Weltkinder" des Trägers "Interkultureller Sozialer Service" sind nicht zwei-, sondern mehrsprachig. Die Einrichtung im Stadtteil Kalk bietet Deutsch, Türkisch und Englisch an. Das Haus in Marienburg praktiziert Spanisch als dritte Sprache. Die Kinder lernen die Fremdsprachen spielerisch und im alltäglichen Umgang mit Muttersprachlern.

Info: Weltkinder Kita „Corkstraße“, Corkstr. 25, 51103 Köln, Tel. 0221 – 16 86 14 87 // Weltkinder Kita „Reiterstaffel“, Gaedestraße 33, 50968 Köln, Tel. 0221 - 99 55 81 00

Verein für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen (FMKS)

Der Verein setzt sich für frühe und effektive Einführung von Mehrsprachigkeit in Krippen, Kitas und Schulen ein. Auf der Website finden sich viele Informationen zum Thema und eine bundesweite Suchfunktion, um mehrsprachige Kitas und Schulen in der Nähe zu finden.

Info: Steenbeker Weg 81, 24106 Kiel, Tel. 0431 – 389 04 79

St. George’s – The English International School Cologne

Die staatlich anerkannte internationale Schule unterrichtet nach dem Lehrplan englischer Privatschulen und bietet weltweit anerkannte Abschlüsse. Kinder von zwei bis vier Jahren besuchen den hauseigenen englischen Kindergarten. Im letzten Jahr erhalten sie dort je nach Bedarf englischen oder deutschen Fremdsprachenunterricht.

Info: Husarenstr. 20, 50997 Köln, Tel. 02233 – 80 88 70

Little Giants – Kleine Riesen

Mit bundesweit 19 Kindertagesstätten versorgt „Little Giants“ fast 900 Kinder vom Babyalter bis zur Einschulung. Die Kölner Standorte verteilen sich auf die Stadtteile Dellbrück, Ostheim und Poll. In den Gruppen betreuen englisch- und deutschsprachige Erzieherinnen die Kinder.

Info: Hyazinthenweg 10–12, 51069 Köln, Steinrutschweg 4, 51107 Köln // Siegburger Str. 506, 51105 Köln, Tel. 0711 – 351 16 40

Villa Luna

Die dreigruppige Kindertagesstätte in der Neustadt-Süd liegt in der Nähe des Volksgartens. Die bilinguale Betreuung erfolgt durch deutschsprachige Erzieherinnen, englischsprachige Native Speaker und English Teacher.

Info: Bonner Wall 51, 50677 Köln, Tel. 0221 – 80 00 17 17

Rainbowtrekkers

Die deutsch-englische Kindertagesstätte für Kinder ab zwölf Monaten hat je einen Standort in Köln-Lindenthal und -Junkersdorf. Englisch ist die Haupt- und Umgangssprache. Die meisten Mitarbeiter sind bilingual, sprechen mit den Kindern aber konsequent nur eine Sprache.

Info: Dürener Str. 394, 50935 Köln // Ulrich-Brisch-Weg 2 , 50858 Köln, Tel. 0221 – 75 98 01 91

Vincerola - International Montessori Day Nursery and Preschool Köln

In der privaten, bilingualen Kindertagesstätte erhalten Kinder im Alter von sechs Monaten bis zur Grundschule eine spielerische Frühförderung nach dem weiltweit praktizierten Konzept der Pädagogin Maria Montessori. Englisch- und deutschsprachige Erzieherinnen begleiten die Kinder. Von der Universität Köln durchgeführte Studien in der Kita belegen die hohe Sprachkompetenz der Kinder im Englischen.

Info: Clevischer Ring 172a, 51063 Köln, Tel. 0221 - 640 64 13

Logopädische Praxis Günter Sigle

Die logopädische Praxis bietet in Familienzentren und Kitas das Sprachförderprogramm „Känguru“ an. Das Angebot richtet sich unter anderem an Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren mit Deutsch als Zweitsprache. Die Eltern werden in die Arbeit einbezogen. Deutschkenntnisse müssen nicht vorhanden sein. Kitas und andere Einrichtungen können für Kurse ab der zweiten Jahreshälfte anfragen.

Info: Kölner Str. 68, 50859 Köln-Lövenich, Tel. 02234 – 49 85 07 // Zur Abtei 35, 50859 Köln-Widdersdorf, Tel. 0221 – 80 00 10 90

Internationale Friedensschule Köln

Seit knapp acht Jahren bereichert die Internationale Friedensschule das Kölner Bildungsangebot. In der Grundschule, im bilingualen Gymnasium und der International School lernen Kinder aus rund 40 verschiedenen Nationen. Lehrer für Englisch und Deutsch als Fremdsprache unterstützen Schüler, die keine oder unzureichende Fremdsprachenkenntnisse besitzen.

Info: Neue Sandkaul 29, 50859 Köln, Tel. 0221 – 310 63 40

Weitere Infos zur Zwei- und Mehrsprachigkeit

www.lesestart.de
www.mehrsprachigkeit.net
www.zweisprachigkeit.net

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