Ausflug
Rund ums Wildgehege Brück – Ausflug mit Kind
Benjamin Stapf · 26.09.2023
zurück zur ÜbersichtAbenteuer, Entspannung und Urlaubsfeeling kommen bei diesem Auslug nicht zu kurz. © Benjamin Stapf
Auch den Regen und die grauen Tage mögen wir, wenn nach einem Spaziergang im Wald ein heißer Tee oder Kakao darauf wartet, getrunken zu werden. Wir, das sind unsere Kids Janosch (10), Joshi (7) und Hannah (5), mit denen alte und neue Plätze aus meiner Kindheit auf ihre Abenteuerlichkeit im Hier und Jetzt getestet werden. Orte in der Natur rund um Köln, die kein Geld kosten, werden mit Kinderaugen entdeckt und schonungslos darauf geprüft, ob sich ein Ausflug wirklich lohnt. Nur über die schönsten Ziele, ausgesucht von der ehrlichsten Jury der Welt – unseren Kids – wird auch berichtet.
Der Wildpark Brück
Im Nordwesten von Köln liegt am Staatsforst Königsforst das Wildgehege Brück. Auf einer Fläche von etwa 50 Hektar findet man Wildschwein- und Rotwildgehege. Unsere Kids haben keine Lust, als ich vorschlage, zum Wildgehege zu fahren. „Das ist doch langweilig“, stöhnt Janosch und auch Joshis Gesichtsausdruck sieht eher aus, als würde er bestraft werden. Er grummelt: „Wildschweine kennen wir doch schon.“ Ich kann mich aber daran erinnern, dass ich es als Kind geliebt habe, den sich windenden Wanderweg entlangzuflitzen, und nach kurzer Überredung starten wir Richtung Ausflugsziel.
Der Weg führt am Wasser entlang – und auch übers Wasser. © Benjamin Stapf
Bei bestem Herbstwetter parken wir am Parkplatz „Wildgehege Brück“ am Rather Weg. Wir haben die Großeltern dabei und uns für eine kleine Runde im Wald entschieden. Die Erwachsenen können quatschen und die Kinder laufen und toben. Ziel ist das große Schweinegehege mitten im Park. Gestartet wird an der Schautafel und wir folgen dem Weg etwa 250 Meter bis zur ersten Brücke am Bach. Neben der Brücke besteht der Uferbereich aus flachen Sandflächen, die es möglich machen, mit dem Rad oder zu Pferd auf die andere Seite zu gelangen. Das schimmernde Wasser sieht sehr einladend aus und der Grund aus weichem Sand ruft quasi dazu auf, seine Schuhe auszuziehen.
Mehr als nur ein Wildpark
Nach der Brücke wird links abgebogen und wir betreten nun das Gelände des Wildgeheges. Der Pfad schlängelt sich idyllisch durch die Naturverjüngung. Auf der linken Seite wird er stets vom Flehbach begleitet, der immer wieder Uferböschungen mit kleinen Pfaden preisgibt, auf denen die Kids umherstreifen können. Joshi jauchzt und jubelt, als er vor uns einen Baum entdeckt, der über den Bach gefallen ist und eine wunderbare Brücke zu sein scheint. Die Kinder klettern knapp über der Wasseroberfläche über den Baum. Tief können sie nicht fallen und der weiche Sandboden würde bei einem Ausrutscher Schlimmeres verhindern. Es ist spätsommerlich warm und nasse Schuhe sind zu verkraften. Wir kommen nur langsam voran, denn es gibt viel zu entdecken am Wegesrand und am Bachufer. Der nächste Baum, noch breiter als der erste, liegt quer und auch die Großeltern lassen es sich nicht nehmen, einmal ihren Gleichgewichtssinn auszuprobieren.
Baumstämme und die breite Uferböschung laden zum Erkunden ein. © Benjamin Stapf
500 Meter weiter sind wir am Hauptgehege angekommen. Der Bach verläuft durch den eingezäunten Lebensraum der Schweine und eine Suhle zwischen den Bäumen scheint ideal, um die Tiere zu beobachten. Hannah schaut traurig. „Hier sind ja gar keine Schweine.“ Schade. Wir halten uns links, um am Zaun entlang nach den Wildschweinen Ausschau zu halten. Die nächste Brücke wird überquert. Der Weg beschreibt nun eine scharfe Linkskurve und wir können die andere Seite des Geheges erkunden.
Wildschweine
Ein letzter Blick auf die Suhle. Dort bewegt sich doch was. Joshi ist überzeugt, Tiere zu sehen, und auch Janosch ist sich sicher: Die Schweine sind da. Alle Kids sind aufgeregt und wollen zurücklaufen. Sie entscheiden sich, eine Abkürzung zu nehmen und direkt durch den flachen Bach am Zaun zur Suhle zu rennen. Die Schuhe werden einfach am Ufer liegengelassen. Auch ich entledige mich meines Schuhwerkes und laufe hinterher. Das spezielle Wildtierfutter ist schnell aus dem Rucksack geholt und die Fütterung beginnt. Ich liebe Wildschweine und könnte ihnen stundenlang beim Fressen zuschauen. Den Kindern geht es genauso und Hannah strahlt bis zu den Ohren. Sie hat sich am meisten auf die Schweine gefreut. Auch die Jungs haben ihren Spaß und schauen den Tieren vergnügt beim Fressen zu.
Hege und Pflege
Die Tiere sollten nicht mit Lebensmittelresten gefüttert werden. Auch rohe Nudeln sind tabu, da die Tiere schwer krank werden können. Natürliche Nahrung wie Eicheln oder Kastanien kann man in geringen Mengen verfüttern. Auch stehen Wildfutterautomaten zur Verfügung. Für unseren Menschenmüll finden wir an den Bänken Mülleimer, die regelmäßig geleert werden. Wir sammeln die Schuhe ein und suchen uns an einem der unzähligen schönen Plätze im Wald den schönsten aus. Ein paar Nüsse, Äpfel und Brause – mehr brauchen wir nicht, um Energie zu tanken.
Der Weg zum Wildschweingehege bietet für Platz für Kinder zum Spielen und Toben. © Benjamin Stapf
Die Kids entscheiden sich, barfuß weiterzulaufen, und watscheln über den Rundweg Richtung Ausgangspunkt. Nach 300 Metern kommen wir an einem Klettbusch vorbei und eine wilde Klettschlacht entsteht. Omas und Opas gegen Kinder, ich mittendrin. Wer hier mehr Spaß hat, ist nicht zu sagen. Die letzten Meter legen wir mit juckenden T-Shirts zurück, doch der Spaß hat sich gelohnt. Und wann sagen einem die Kinder schon, dass sie freiwillig duschen und Haare waschen wollen?
Ein schöner Ausflug geht zu Ende. Janosch und Joshi sind sich einig, dass dieser Wildpark wohl doch niemals langweilig werden kann. Ich freue mich sehr über ihre Aussage – genauso wie über eine Dusche, denn auch mich juckt es am ganzen Körper.
Ausflugsziel für Groß und Klein
Wir sind eine kleine Runde gelaufen, die etwa 3 Kilometer lang war. Der ebene Weg eignet sich besonders für Familien mit kleinen Kindern, Laufrädern oder Kinderwagen. Einige Highlights des Geländes haben wir bewusst ausgelassen, da wir zeitlich eingeschränkt waren.
Auch ein Besuch bei den Holzschnitzereien und auf dem Waldlehrpfad lohnen sich. © Benjamin Stapf
Mein Tipp: Am Hauptgehege, in dem die Wildschweine leben, kann rechts abgebogen werden, um zum Rotwildgehege zu gelangen. Traumhafte Sitzgelegenheiten aus Holz geschnitzt laden zum Verweilen ein. Tierskulpturen aus Holz begeistern nicht nur unsere Kinder. Auch ein Waldlehrpfad befindet sich direkt am Wildpark. Hier können Bäume aus aller Welt bestaunt werden. In diesem Teil des Königsforstes gibt es reichlich zu erkunden. Infotafeln an strategischen Plätzen helfen bei der Orientierung.
Das Wildgehege in Brück ist ein lohnendes Ausflugsziel, welches gut aus Köln und Umgebung erreicht werden kann. Rasch stellt sich ein Gefühl von Urlaub und Entspannung ein, wenn man sich von den schönen Waldwegen mit ihren Ausblicken verzaubern lässt.
Benjamin Stapf lebt und arbeitet mit seiner Frau seit 2013 im „Naturfreundehaus Hardt“ in Bergisch Gladbach. Er ist staatlich geprüfter Heimerzieher und Erlebnispädagoge. Der gebürtige Kölner leitet die pädagogische Arbeit von Kinder- und Jugendgruppen über Klassenfahrten mit Schwerpunkt Natur begreifen bis hin zu den beliebten Sommercamps mit Zeltlager im Wald. Am liebsten schläft der dreifache Familienvater mit seinen Kids unter freiem Himmel.
KÄNGURU hat einen Podcast mit Benjamin Stapf zum Thema Naturerlebnisse mit Kindern gemacht: