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Ausflug

„Mowglis Dschungelbuch“

Rebecca Ramlow · 30.09.2019

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Palesa Moloto als Mowgli bei der Premiere von „Mowglis Dschungelbuch" im Horizont-Theater. Foto Rebecca Ramlow

Palesa Moloto als Mowgli bei der Premiere von „Mowglis Dschungelbuch" im Horizont-Theater. Foto Rebecca Ramlow

Wer kennt es nicht - Mowglis Dschungelbuch? Das einsame Findelkind, das nicht von Menschen, sondern von Wölfen, lustigen Bären und schwarzen Panthern mitten in den natürlichen Herausforderungen des Dschungels aufgezogen wird? Nun hat sich das Horizont-Theater in Form eines unterhaltsamen und etwas anderen Kindermusicals an das Original herangewagt.

Affentheater

Wen der graue Herbst nervt, kann vielleicht zur Abwechslung einmal in einen wilden Dschungel abtauchen. In Form einer Indoor-Wildnis. Derzeit möglich im Horizont-Theater, sind doch dort die Affen los. Zudem steppt hier der Bär. Der Grund: Das weltberühmte, auf dem Buch des britischen Autors Rudyard Kipling beruhende Kindermusical „Mowglis Dschungelbuch“, feierte unter der Regie von Leonie Schlüter Premiere.
„Habt ihr Angst?“ fragt Mowgli (Palesa Moloto) die Kinder, die sich in die Wildnis getraut haben. „Nein!“ rufen diese mutig. In abgeänderter Form, mit neuen, deutschsprachigen Liedern, wird hier eine der bekanntesten Findelkinder-Geschichten präsentiert. Die von Mowgli, den seine Eltern gemeinerweise einfach abgesetzt haben und der dann von wilden Wölfen gefunden und zu Baloo, dem lustigen, faulen Bären (überzeugend interpretiert von Johanna Lauer) und Bagheera (Pia Heser), dem ernsteren und vernünftigeren schwarzen Panther, gebracht wurde.

Frauenpower im Dschungelcamp

Dschungelbuch
Freunde statt Feinde: „Baloo/ Shere Khan" (Johanna Lauer) und „Mowgli (Palesa Moloto)

Fortan muss Mowgli sich den Herausforderungen der Wildnis stellen, wird er doch von Shere Khan, dem Tiger, gejagt. Zudem stellt ihn die falsche, manipulative Schlange Kaa, die von Regisseurin Leonie Schlüter persönlich verkörpert wird, auf die Probe. Die durchgeknallte, falsche Affenschar nicht zu vergessen. Bei dieser Interpretation ebenfalls mit an Bord: laut schimpfende und hysterisch weinende Hyänen. Die 1.000 Stimmen des Dschungels eben. Dem Klischee zum Trotz ein reines Frauenstück übrigens, bei welchem die Darstellerinnen auf faszinierende Weise in unterschiedliche Rollen schlüpfen, akrobatisch durch die Gegend fliegen oder übereinander herfallen. Von wegen – Mädchen trauen sich nicht in in die Wildnis. Diese Bande hat es in sich. Dank der magischen Worte „Ich und du, wir sind vom gleichen Blut“ soll es Mowgli gelingen, alle Bewohner des Dschungels für sich zu gewinnen.

Slow-Mo versus fetter grüner Wurm

Man könnte nun fragen, was habe ich mit einem Dschungel zu tun? Soweit weg ist das Dschungelbuch aber gar nicht von unserer Realität: Während Bagheera eher den Streber und ehrgeizigen Arbeiter verkörpert, der sich stets aufregt, wenn der Freund mal wieder nicht aufgepasst hat, ist Baloo so etwas wie der Vorreiter des Slow-Movements, plädiert er doch für Lässigkeit und null Sport. Dann wieder dreht er plötzlich panisch durch. Ein bisschen ist es so, als habe man Baloo von einst in die digitale Welt von heute geschickt und ihm zu viel Input zugemutet, hat er doch Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und bricht manchmal zusammen. Und wie üblich ist das Stück mit viel Humor gespickt. So wird Kaa, die das diktatorisch angehauchte Lied „Wenn ich es will“ singt und Bauchtänze zum Besten gibt, von der durchgedrehten Affenbande als „fetter grüner Wurm“ bezeichnet, was die Kinder zum Lachen bringt. Lustigerweise gerät auch ein junger Gast in ihren manipulativen Sog und will zu ihr auf die Bühne. So stark ist offenbar die Wechselwirkung von Schlangen, Hypnose und Trance.

Kein Feind in Sicht

Das Original-Dschungelbuch wurde oft dafür kritisiert, von Stereotypen durchzogen und in der Zeichentrickfilmvariante sehr romantisch zu sein. Mit Shere Khan – den Mowgli am Ende überlistet – hatte die Geschichte ein klares Feindbild. Diese Adaption im Horizont-Theater kommt angenehmerweise ohne Feind und ohne Herrschaft des Menschen über das Tier aus. Verkitscht jedoch auch nicht. Stattdessen gelingt es Mowgli, nicht nur Kaa sondern am Ende auch Shere Khan als Freunde zu gewinnen. Ein neuer Ansatz also – wozu braucht man auch Feindbilder in der heutigen Welt, in der noch immer genügend Menschen jene verbreiten? Hier siegt jedenfalls die Freundschaft über Diskriminierung, was es auch sehenswert und vorbildlich für Kinder macht. Wie um das zu bekräftigen erklingt am Ende noch einmal das Lied „Heute ist so ein schöner Tag.“

Fazit

„Mogliws Dschungelbuch“ im Horizont-Theater – ein unterhaltsamer Spaß für kleine und große Besucher. Wer sich ebenfalls mal eine Auszeit von der viel zu schlechten Stadtluft gönnen und sich in den Sog des Dschungels begeben will, kann dies hier tun. Es lohnt sich. Und in der Regel wird man nicht gefressen.

Horizont Theater
Thürmchenswall 25
50668 Köln
0221 - 13 16 04

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