Ausflug
Mikroabenteuer: Wenn die grünen Sittiche schlafen gehen
Text und Foto: Sven von Loga · 07.12.2020
zurück zur ÜbersichtSpannende Tierbeobachtungen
Ein Besuch im Zoo ist sicherlich interessant, aber Tiere in freier Wildbahn zu beobachten, das ist etwas ganz anderes. Das bedarf guter Planung, das bedarf der Kenntnis über die Lebensweise und das Verhalten der Tiere, über ihre Gewohnheiten. Und oft ist eine lange Tour dafür notwendig, Aufstehen in der Nacht, langes Warten im Versteck, Fernglas, Teleobjektiv, warme und wasserdichte Kleidung. Vollkommen spannende Tierbeobachtung gibt es allerdings auch in Köln – und trotz allem sind wir zum Abendessen wieder zu Hause.
Besuch in der Kölner Altstadt
Abends gehen die grünen Sittiche schlafen. Halsbandsittiche sind es, die sich seit etlichen Jahren in Köln wohlfühlen und sich kräftig vermehren, auf über 2700 Vögel schätzen Vogelkundler den derzeitigen Bestand. Tagsüber fliegen die grünen Vögel pfeilgleich und mit lautem Krächzen durch alle Parks der Stadt, abends aber sammeln sie sich zum gemeinsamen Schlafen an einer ganz bestimmten Stelle: seit einiger Zeit in den großen Bäumen am Rheinufer zwischen Maritimhotel und Schokomuseum. Die meisten Vögel logieren in den Bäumen direkt gegenüber des Hotels „Im Roten Ochsen“. Mit Einbruch der Dämmerung kommen sie angeflogen – ein Erlebnis, das seines gleichen sucht.
Ein bisschen Geduld ist angesagt
Wir setzen uns am besten irgendwo gegenüber des „Roten Ochsens“ auf die Mauer und warten. Eine Stunde vor der Dämmerung sollten wir dort sein. Wir sitzen da herum und es tut sich nichts. Kein Vogel weit und breit. Während wir noch überlegen, ob die Vögel vielleicht umgezogen sind, kommt plötzlich hinter den Häusern eine kleine Gruppe Sittiche angeflogen, unüberhörbar sind ihre Rufe, sie fliegen in einen der Bäume und lassen sich dort nieder. Naja, wenigstens etwas. Ein paar Minuten später kommt noch eine kleine Gruppe. Dann aber geht es los … von allen Seiten kommen laut rufend Sittichschwärme angeflogen, in Gruppen zu Dutzenden, gar Hunderten kommen sie an, lassen sich in den Bäumen nieder, schnattern noch eine Stunde herum bis sie endlich Ruhe finden. Welch eine Show, wenn mehrere tausend Vögel hier einfallen und ihre Schlafplätze suchen. Kein Ast mehr ohne Sittiche, hunderte in jedem Baum.
Wann ist die beste Zeit für dieses Abenteuer?
Die beste Jahreszeit zur Beobachtung der Vögel ist übrigens jetzt. Es ist kalt, dagegen helfen heißer Tee, dicke Socken und Skiunterwäsche, denn Tierbeobachtung dauert lange und die Kälte zieht unter die Haut. Aber die Bäume sind jetzt kahl und dadurch lassen sich die grünen Vögel ganz wunderbar beobachten und fotografieren. Im Sommer ist es wärmer und gemütlicher, aber grüne Vögel in einer Baumkrone voller grüner Blätter lassen sich nun mal schlecht beobachten. Der echte Naturforscher sucht sowieso lieber die Extreme.
Sven von Loga leitet seit vielen Jahren GeoExkursionen im Rheinland. Er ist zertifizierter Natur-und Landschaftsführer und hat bereits einige Wanderbücher geschrieben, in denen er seine Leserinnen und Leser mit zu seinen Lieblingsorten in der Natur nimmt. Auch verschiedene GeoExkursionsführer mit spannenden Abenteuer-Touren speziell für Familien in die Vulkaneifel, die Nordeifel und ins nördliche Rheinland sind dabei.
KÄNGURU hat mit Sven von Loga einen Podcast zum Thema Geocaching aufgenommen: