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Ausflug

Halloween im Rheinland

Janina Mogendorf · 12.11.2018

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© Janina Mogendorf

© Janina Mogendorf

An Halloween scheiden sich die Geister (Hihi!). Viele mögen es gar nicht und befürchten, dass der amerikanische Import gute christliche Feste wie Sankt Martin verdrängen könnte. Für Malia und mich ist klar: Wir nehmen in der dunklen Jahreszeit alles mit, was gegen den Herbst- und Winterblues hilft. Seit wir vor drei Jahren zum ersten Mal ein Halloweenfest in Koblenz mitmachen durften, sind wir glühende Anhänger von „Trick or Treat“.

Eigentlich beginnt es schon Tage vorher mit dem traditionellen Kürbisschnitzen. Beim Bauern im Nachbardorf leuchten hunderte Kürbisse in allen Varianten im Hof und warten auf neue Besitzer. In diesem Jahr erstehen wir am letzten Oktoberwochenende einen großen für den Papa, einen mittleren für mich und einen kleinen für Malia. Noch im Zeitumstellungsjetlag geht es dem orangefarbenen Gemüse an den Kragen. Mit dem richtigen Schnitzwerkzeug macht die Arbeit richtig Spaß und die vielen tollen Vorlagen verhelfen auch Bastelmuffeln zu eindrucksvollen Ergebnissen. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie einen völlig missratenen Kürbiskopf gesehen.

In unserer Straße leuchten die drei nun ziemlich einsam, denn in unserem Siebengebirgs-Dorf ist die Halloween-Tradition nicht mehr verbreitet. Die Kinder des einzigen Neubaugebiets sind schon beinahe aus dem Haus und feiern ihre Halloweenpartys anderswo, die nächste Generation lebt weit übers Dorfgebiet verteilt. Dafür gibt es ein riesiges Happening rund um Martini mit langem Umzug und einem rauschenden Fest auf dem Dorfplatz. Da freuen wir uns auch schon drauf.


Tradition: Kürbisschnitzen. © Janina Mogendorf

Süßes oder Saures

Für Halloween mussten wir allerdings auch in diesem Jahr wieder auswandern. Nicht nach Koblenz, sondern ins nähergelegene Grafschaft. Im Ortsteil Birresdorf geht es nämlich an diesem Abend wirklich spooky zu. Die Häuser des Neubaugebietes sind gruselig geschmückt, mit Kürbisköpfen, Spinnenweben und schaurigen Fensterbildern. So mancher Totenkopf ziert die Tür und Hexenbeine ragen aus der Vorgartenhecke. Nicht nur kleine, sondern durchaus auch große Zombies, Hexen und Zaubermeister wanken und huschen hier durch die Gegend. Malia ist im Halloween-Traumland.

Mit Knicklichtern, Taschen und Körbchen bewaffnet, macht sich die schaurige Gang aus Skeletten, Giftmischern, Gespenstern und Fledermäusen auf den Weg. Auch Malia ist in diesem Jahr als tierischer kleiner Blutsauger mit schwarzem Cape unterwegs. „Süßes oder Sauuuuureees“ schleudert die doch ganz niedliche Bande all jenen ins Gesicht, die es wagen, die Tür zu öffnen. Und greifen dann beherzt in prallgefüllte Schüsseln. Nicht jede Tür öffnet sich, dafür sieht man Schatten durch die Küchen huschen und Gardinen, die sich bewegen. Saures in Form von rohen Eiern oder Ketchup auf der Türklinke bleibt aber aus. Auch Halloween-Boykottierer haben Rechte, beschließen die Kids.

Der Ursprung von Halloween

Sie machen sich an diesem Abend am allerwenigsten Gedanken um das Christentum. Dafür wir Erwachsenen umso mehr. Während wir die Kids durch die Straßen leiten, sie vor Autos abschirmen und netten Türöffnern einen Dank zuwinken, geht es plötzlich um tiefe Glaubens- und Sinnfragen: Etwa um den Tod und was danach kommt und natürlich auch um die Frage, woher Halloween denn nun eigentlich stammt.

„Es hat einen keltischen Ursprung“, weiß eine eindrucksvoll geschminkte Zombiefrau. „Es ist aber auch ein bisschen katholisch. Einwanderer aus Irland haben es nach Amerika gebracht“, krame ich selbst in meinem spärlichen Wissensschatz. Beides ist irgendwie richtig, stelle ich bei Nachrecherchen fest. Als „altes heidnisches Totenfest mit einer dünnen christlichen Hülle“ beschrieb es ein britischer Religionsexperte in den Zwanzigerjahren. Eine passende Umschreibung, wie ich finde, denn in der Tat hatte das Samhainfest, wie die Kelten ihr Totenfest in der Nacht zum 1. November nannten, eine wichtige Bedeutung.


Schaurig leuchtende Kürbisse. © Janina Mogendorf

Und doch bezieht sich Halloween, das eigentlich All Hallows’ Eve, also Nacht vor Allerheiligen bedeutet, auch auf das christliche Fest am 1. November, an dem aller heiligen Märtyrer gedacht wird. Im 19. Jahrhundert wurde es nur in katholischen Gebieten der britischen Inseln gefeiert. Auswanderer nahmen den Brauch mit über den Atlantik. In den USA und in Kanada entwickelte es sich zu einem volksfestartigen Happening, dass seit den Neunzigerjahren wieder zurück nach Europa schwappt.

Übrigens waren es auch die Iren, die das Kürbisschnitzen aufbrachten. Wir lassen unsere noch eine Weile stehen. Sie bringen ein bisschen Licht in unsere dunkle Straße und zaubern Fußgängern ein Grinsen ins Gesicht. Bis zum Martinifest sind es noch ein paar Tage. Die überbrücken wir einfach mal so. Malia hat unterdessen ihren Ertrag an Süßem gesichtet und 95 Prozent ihrer Freundin überlassen. Außerdem hat sie beschlossen, dass sie im christlich-heidnischen Straßenkarneval auch als Fledermaus gehen wird. „Sonst wäre es schade um das schöne Kostüm.“

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