Ausflug
Feuersalamandern auf der Spur
Sven von Loga · 21.08.2024
zurück zur ÜbersichtVor allem nachts und bei Regen zu beobachten: Feuersalamender © Sven von Loga
Nur wenige Jahrhunderte vor unserer Zeit … ein Haus brennt in einem Dorf. Manche Menschen holen in Eimern Wasser vom Brunnen, andere laufen in den Wald und holen unter den abgestorbenen Baumstümpfen Feuersalamander hervor, laufen zurück ins Dorf und werfen sie ins Feuer. Der Feuersalamander sollte das Feuer löschen, so ein alter Irr- und Aberglaube – was natürlich vollkommener Unsinn war. Nur das Wasser half. Auch all die mittelalterlichen Geschichten, dass Feuersalamander einen Pesthauch ausstoßen, der für Menschen tödlich sei, dass sie das Brunnenwasser vergiften und dass Hexen sie in Zaubertränken verarbeiten, erscheinen uns heute fern jeder Vernunft.
Feuersalamander leben sehr versteckt. © Sven von Loga
Feuersalamander gelten heute eher als geheimnisvolle und faszinierende Lebewesen. Heute wissen wir zum Glück mehr von den sehr versteckt lebenden Feuersalamandern. Aber: viele Menschen haben noch nie einen Feuersalamander (Salamandra salamandra) gesehen. Das liegt daran, dass die eigentlich doch sehr auffälligen Tiere ganz andere Wohlfühlbedingungen haben als wir Menschen. Wenn wir es uns am liebsten auf dem Sofa bequem machen, findet es der Feuersalamander draußen wunderbar und macht sich auf den Weg. Er mag es dunkel und regnerisch. Mal ganz ehrlich, wer von uns ist schon gerne des Nachts bei Regen im Wald unterwegs? Nicht nur, dass es recht ungemütlich ist, es ist auch noch ziemlich unheimlich. Und dennoch, wollen wir Feuersalamander beobachten, sollten wir uns nach Einbruch der Dunkelheit aufmachen, am besten ist ein warmer Sommerregen.
Wo leben Feuersalamander?
Feuersalamander lieben schattige Laubwälder – am liebsten Buchenwälder –, in denen viel Totholz am Boden liegt. Totholz, das sind alte Bäume und Äste, die langsam vor sich hin vermodern. Oft ist eine dicke grüne Moosschicht darauf. Auch eine dicke Laubschicht ist vorteilhaft. In der verbergen sich viele Käfer und Schnecken, die Lieblingsnahrung der Feuersalamander. Es muss auch kein Gewässer in der Nähe sein, Hauptsache der Wald ist schön feucht. In Nadelwäldern sind Feuersalamander meist gar nicht zu finden. Kalt mögen es die Feuersalamander nicht, weshalb sie im Winter Winterruhe halten, irgendwo im Wald im Totholz, unter Felsen, in Gesteinsspalten, aber auch in Höhlen, alten Bergwerken oder den Kellern von Wohnhäusern. Erst im März, wenn die Frostphasen des Winters geendet haben und die Temperaturen wieder ansteigen, kommen die Feuersalamander wieder zum Vorschein.
Schatten, Totholz und Moos – so sieht ein typischer Lebensraum für Feuersalamander aus. © Sven von Loga
Keine Reptilien, sondern Amphibien
Feuersalamander gehören zu den Amphibien wie auch die Frösche, Unken, Molche und Kröten. Auch wenn sie den Eidechsen und Krokodilen eigentlich ähnlicher sehen, sie sind keine Reptilien. Amphibien gab es in der Erdgeschichte schon 60 Millionen Jahre früher als Reptilien; sie sind wirkliche Urzeittiere. Sie entwickelten sich zu der Zeit, als die Tiere vom Meer aufs Land gingen und das ist auch ein charakteristisches Merkmal der Amphibien: Während sie auf dem Land leben, müssen sie zur Fortpflanzung ins Wasser gehen. Sie paaren sich allerdings schon im Sommer, meist im Juli und August. Im Bauch der Weibchen entwickeln sich bereits kleine Feuersalamander, im März wandern die Weibchen zu ihren Gewässern und setzen dort fertige Larven ab. Sie bringen kleine fast fertige Feuersalamander zur Welt. Bis zu 70 dieser kleinen Larven kann ein Feuersalamanderweibchen gebären. Wir dürfen uns also nicht wundern, wenn sie recht dick sind, wenn sie sich auf den Weg zum Laichgewässer machen. Aber diese kleinen Larven können noch nicht aus dem Wasser herauskommen, sie haben noch Kiemen und müssen sich im Wasser weiterentwickeln. Nach einer Weile im Bach entwickeln sich die Kiemen zurück. Die kleinen Feuersalamander, die zunächst braun waren, werden schwarz-gelb und nach vier Monaten etwa sind sie ausgewachsen. Nun können sie sich auf Wanderschaft machen, in den Wald hinein, wo sie wie ihre Eltern unter Steinen und modrigen Bäumen leben.
Zum Gebären müssen Feuersalamander zu ihren Gewässern zurückkehren. © Sven von Loga
Gefahren für den Feuersalamander
Am Hinterkopf haben Feuersalamander Giftdrüsen. Das Sekret, das sie absondern, macht sie für andere Tiere ungenießbar, weshalb sie keine Fressfeinde haben. Für manche Tierarten endet das Verspeisen eines Feuersalamanders sogar tödlich. Für Menschen sind sie nicht gefährlich, allerdings sollten wir nach dem Anfassen eines Tieres in keinem Fall unsere Schleimhäute oder Augen berühren. Und so bleibt mal wieder der Mensch als einziger Feind für den Feuersalamander. Auf Waldwegen, die abends in der Dunkelheit von Radfahrern oder gar Autos befahren werden, liegen immer wieder überfahrene Feuersalamander herum. Und es ist ein bösartiger Hautpilz, Batrachochytrium salamandrivorans, kurz Bsal genannt, aufgetaucht, der die ganzen Populationen ausrottet. Aus Asien eingeschleppt, breitet sich die Pilzerkrankung von den Benelux-Ländern her aus und ist bereits in der Eifel aufgetaucht. Wie lange es in Mitteleuropa noch Feuersalamander geben mag, ist fraglich. Forscher:innen und Naturschützer:innen desinfizieren deshalb bei jedem Gang in ein Feuersalamandergebiet ihre Schuhe, um den Pilz nicht weiterzutragen. Und auch wir tun das – desinfiziert eure Schuhsohlen, idealerweise mit hochprozentigem Ethanol (einfach aufsprühen, gibt es im Baumarkt in Literflaschen für den Bioethanolkamin). Und dann hoffen wir mal, dass Lurchi noch lange für überraschte Momente auf einer Nachtwanderung sorgt.
Wo können wir suchen?
Feuersalamander findet man im Kottenforst bei Bonn, im Königsforst bei Köln und auch im Siebengebirge auf nächtlichen Spaziergängen.
Der Autor freut sich über Beobachtungshinweise und Fotos an mailbox@uncites.de.