Ausflug
Einfach unterwegs in der Wahner Heide
Benjamin Stapf · 30.11.2022
zurück zur ÜbersichtAutor Benjamin Stapf erkundet regelmäßig mit seinen Kindern spannende Ausflugsziele in der Region. © Benjamin Stapf.
Unser ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu und wir haben uns in der Familie überlegt, die restliche Zeit des Jahres etwas ruhiger angehen zu lassen. Wie sollte es anders sein – dieses Vorhaben funktioniert nicht. Mit unserem Naturfreundehaus Hardt wird es nie langweilig, besonders wenn dieses weltberühmte Virus nicht die Finger von uns oder unseren Servicekräften lassen kann. Umso wichtiger ist es, regelmäßig rauszukommen – raus in die Natur, raus aus dem Alltag und hinein in ein neues Abenteuer. Was sich nun liest wie ein schlechter Werbespruch, ist aber tatsächlich ernst gemeint.
Auch diesmal bin ich mit unseren Kids Janosch (9), Joshi (6) und Hannah (nun starke 4 Jahre alt) auf der Suche nach Plätzen in der Natur, an denen Familien für ein paar Stunden den Alltag vergessen können. Oft besuche ich Orte aus meiner Kindheit und lasse diese von unseren Kids neu entdecken. Durch das ganze „Erwachsensein müssen“ fehlt mir nämlich der kindliche Blick auf die Welt und es tut gut, so großartige Menschen an meiner Seite zu haben, die mir helfen, wieder mit Kinderaugen zu sehen.
Die Wahner Heide
Ich kann mich gut daran erinnern, wie wir als Kinder durch die offenen Weiten der Heide gelaufen sind, immer geradeaus durch die Besenheide-Felder und durch den Ginster. Mein Vater war dann immer stark begeistert, wenn er uns abends nach dem Baden die gefühlt 1000 Zecken herausziehen durfte.
Die Kids und ich haben meinen Vater und Freunde eingeladen, um zu einem besonders spannenden Ort in der Wahner Heide zu spazieren. Diesen erreichen wir, wenn wir dem Weg zur „Querschneise 2“ folgen. Wir parken auf dem Parkplatz „Maikammer“, der direkt an der alten Kölner Straße liegt. Unser Weg ist nicht weit, genauer gesagt keine 700 Meter weit. Die Kinderbande stürmt aus dem Auto, alle im T-Shirt, denn für diese Jahreszeit ist es fast schon beängstigend zu warm.
Schnell stehen wir an einem Zaun, blicken auf den Flughafen und die Kinder bekommen große Augen. Ich muss vor lauter Vorfreude etwas grinsen, denn mein Plan geht auf. Joshi dreht sich um und erblickt in der Ferne ein Flugzeug, das sich uns schnell nähert. „Das Flugzeug fliegt ja direkt auf uns zu!“, staunt er und zugleich brüllt Janosch: „Boah, ist das laut!“
Blick zum Himmel
Die Flugzeuge fliegen richtig tief. © Benjamin Stapf
Tatsächlich donnert der Flieger über unsere Köpfe hinweg und setzt wenig später zur Landung an. Wir stehen quasi am Anfang der Landebahn und können nun in minütlichen Abständen die tollsten Maschinen beim Landen beobachten. Es wird wild gewunken und gejauchzt, um die Maschinen willkommen zu heißen.
Nach einiger Zeit beschließen wir, noch ein wenig dem Zaun zu folgen, und schlendern über den Trampelpfad Richtung Süden parallel zur Landebahn. Immer wieder halten wir an und entdecken das Flughafengelände aus neuen Perspektiven. Langeweile kommt nicht auf und wir marschieren weiter Richtung Alte Kölner Straße. Als der Zaun und unser Weg eine Kurve Richtung Osten beschreiben und wir auf die große „Panzerstraße“ treffen, beschließen wir, umzukehren und an unserem ersten Aufenthaltsort am Zaun zu picknicken.
Janosch entdeckt ein Schild mit der Aufschrift „Militärisches Sperrgebiet – Betreten verboten – LEBENSGEFAHR“. Die Kids bekommen Angst und ich erkläre ihnen, dass in der Heide bis 2004 die belgischen Streitkräfte stationiert waren und Übungen durchgeführt haben. Weil in Teilen der Wahner Heide noch Munitions- und andere Kampfmittelreste herumliegen können, soll man die Wege nicht verlassen. Da die Heide heute ein Naturschutzgebiet ist, sollten die Wege eh nicht verlassen werden, um die hiesige Tier- und Pflanzenwelt zu schützen und nicht zu stören. Auf ausgewiesenen Teilen der Heide darf man sich auch außerhalb der Wege aufhalten. Angst braucht man in dieser Gegend keine zu haben. Auch heute kann es einem in der Südheide passieren, dass man auf Soldaten der Bundeswehr trifft, die mit schwerem Gefährt eine Übung durchführen. Dies wird aber durch Infotafeln angezeigt. Die Kinder finden das alles sehr spannend und hören aufmerksam zu.
Ein schöner Ort
In der weitläufigen Landschaft kann man vorallem mit dem Fernglas einiges entdecken. © Benjamin Stapf
Zurück am Ausgangspunkt gibt es Opas beliebte Äpfel aus dem Garten und etwas zu trinken. Wir unterhalten uns über die Sinnhaftigkeit des Fliegens und ob dies denn nachhaltig ist. An diesem Ort lässt sich das prima besprechen. Joshi meint, dass es wichtig sei zu fliegen, wenn man schnell mal zum Beispiel in Amerika seine Familie besuchen möchte. Allerdings sollte man das nur einmal im Jahr machen, da Fliegen nicht gut für die Umwelt ist. Ansonsten kann man ja einfach telefonieren. „So einfach kann es also sein“, denke ich mir und drehe mich um, um Janosch nach seiner Meinung zu fragen. Doch er ist mit den anderen Kids verschwunden.
„Janosch, Thommy, Nora, wo seid ihr?“, rufe ich und drehe mich vom Zaun weg in Richtung der weiten Heidefläche, wo das Betreten erlaubt ist. Mein Freund Arne glaubt, in einiger Entfernung etwas im Ginster vor uns rascheln gehört zu haben. Und tatsächlich, zwischen Heide und Ginster liegen unsere Kids vergnügt auf dem Boden und freuen sich wie Bolle, dass wir sie nicht sofort gesehen haben. Joshi, das Fernglas noch um den Hals, hüpft zu ihnen hin, um dann auch auf dem Boden im Gras und in den Büschen zu verschwinden. Ich erkenne mich selbst wieder und freue mich, dass dieses Gelände auch für unsere Kinder heute noch genauso funktioniert wie für uns damals. Sehr gut!
Wir genießen alle diesen Moment, bevor wir uns langsam Richtung Parkplatz aufmachen. Einfach ist es nicht, die Kinder dazu zu bewegen, nun den Heimweg anzutreten. Letztlich gewinnt der Gedanke, zu Hause bei heißem Kakao noch etwas zusammen zu sein, und wie die Hasen hüpfen die Kinder eines nach dem anderen auf den Weg Richtung Auto. Ich blicke zu meinem Vater, der eher zu sich selbst sagt: „Viel zu warm der Herbst und der Winter. Es gibt bestimmt noch Zecken.“ Wir schauen uns beide an und müssen grinsen.
Es kann so einfach sein
Wir wollten heute nicht viel laufen, sondern einfach zusammen sein und ein paar Stunden in der Natur verbringen. Die Kids sollten etwas zum Erleben haben. Dieser Ausflug eignet sich hervorragend für Familien mit Menschen, die es eher langsam mögen und nicht sehr weit spazieren können. Die Hauptwege in der Heide sind gut ausgebaut und gepflegt. Auch der Trampelpfad am Zaun lässt sich mit Kinderwagen, Laufrad und Ähnlichem sehr gut bewältigen. An Sonnentagen bekommt man außerdem in der offenen Heidelandschaft eine ordentliche Portion Vitamin D ab. Wer es beim Wandern intensiver mag, sollte sich das Gebiet im Internet anschauen. Das Gelände bietet jedem Fitnesslevel Möglichkeiten, sich auszutoben.
Mein Tipp!
Die Wahner Heide eignet sich perfekt, um mit Kids Fahrrad zu fahren. Auch für Fahrradanfänger:innen oder Fahrradanhänger bietet das ebene Gelände spannende Touren. Durch die quer durch die Heide laufenden Wege wird es nie langweilig und es gibt immer etwas zu entdecken. Mit Wasserbüffeln und Ziegenherden wird auch tiertechnisch einiges geboten.
Ein kleiner Rucksack
Hier brauchen wir nicht viel: ein paar Snacks (meistens Äpfel), Tee, Taschenmesser, Pflaster und Taschentücher. Als besonderen Gegenstand haben wir ein Fernglas eingepackt. Dies lohnt sich hier nicht nur zur Flugzeugbeobachtung, sondern auch, um sich Vögel einmal genauer anzusehen. Eine kleine Mülltüte darf nicht fehlen, denn wir lassen unseren Müll nicht in der Natur liegen.
Anreise
Mit dem Auto aus Köln
Über die Zoobrücke, dann auf A3/4 Frankfurt a.M./ Bonn/Flughafen. Dann A3 bis Königsforst Ausfahrt 29. Rechts halten Richtung Porz, dann ca. 3,3 km auf der Bensberger Straße bleiben. Dann links auf die Alte Kölner Straße und nach 950 m rechts abbiegen auf den Parkplatz „Maikammer“. Nun der Beschilderung „Querschneise 2“ folgen.
Mit Bus und Bahn
Mit der S 19 Richtung Au (Sieg) bis Flughafen. Dann aus dem Flughafengelände raus auf den Grengeler Mauspfad bis zur Alten Kölner Straße. Dann nach 950 m rechts auf den Parkplatz „Maikammer“ und der Beschilderung „Querschneise 2“ folgen.
Benjamin Stapf lebt und arbeitet mit seiner Frau seit 2013 im „Naturfreundehaus Hardt“ in Bergisch Gladbach. Er ist staatlich geprüfter Heimerzieher und Erlebnispädagoge. Der gebürtige Kölner leitet die pädagogische Arbeit von Kinder- und Jugendgruppen über Klassenfahrten mit Schwerpunkt Natur begreifen bis hin zu den beliebten Sommercamps mit Zeltlager im Wald. Am liebsten schläft der dreifache Familienvater mit seinen Kids unter freiem Himmel.
KÄNGURU hat einen Podcast mit Benjamin Stapf zum Thema Naturerlebnisse mit Kindern gemacht: