Ausflug
„Die Schneekönigin"
Janina Mogendorf · 29.01.2019
zurück zur ÜbersichtWas soll ich sagen: Wir sind beeindruckt! Beide. Und ich behaupte mal, wir waren nicht die einzigen. Denn sobald das Beethovenorchester unter der musikalischen Leitung von Daniel Johannes Mayr die ersten Takte spielte, wart es im Zuschauerraum still. Dafür blickten die Augen groß und manch einem jungen Zuschauer bleib unbemerkt der Mund offenstehen. Keinen Piep hörte man aus dem Publikum, bis der Vorhang fiel und alle zum langanhaltenden Applaus ansetzten.
Der böse Deubeltroll und seine Trollgehilfen. © Thilo Beu
Marius Felix Lange hat das Libretto für diese Oper geschrieben, also Andersens Geschichte in ein grandioses Bühnenspektakel verwandelt, das sich nur wenig vom Urmärchen unterscheidet. Die Geschichte ist nicht schnell erzählt. Aber wir versuchen es trotzdem. Der böse Deubeltroll (Teufel) baut einen riesigen Spiegel, der alles Schöne auf der Welt hässlich verzerrt. Seine zwei tollpatschigen Trollgehilfen sollen den Spiegel nun in alle Welt tragen. Dabei zerspringt er ihnen unter den Pfoten und die Splitter verteilen sich auf der ganzen Welt.
Vielschichtiges Märchen
Gerda und Kay sind Freunde. Gemeinsam pflegen sie zwei wunderschöne Kletterrosen. Als Gerdas Großmutter von der Königin aller Schneeflocken erzählt, sagt Kay, er habe keine Angst vor ihr, sondern würde sie einfach zum Schmelzen auf den Ofen setzen. Als die Schneekönigin den frechen Spruch hört, beschließt sie, Kay in ihr Eisreich zu entführen. Kurz darauf wird der Junge von zwei Spiegelsplittern ins Auge und ins Herz getroffen. Er verliert den Blick für alles Schöne, wird böse und gemein. Als er im Winter auf die Schneekönigin trifft, spürt er ihre Kälte nicht und lässt sich von ihr mitnehmen.
Kay geht mit der Schneekönigin. © Thilo Beu
Gerda vermisst ihren Freund und macht sich auf, ihn zu suchen. Auf ihrer Reise begegnet sie mystischen Wesen, einige sind ihr wohlgesinnt, andere eher mit Vorsicht zu genießen. Am Ende jedoch gelangt sie ins ewige Eis nach Lappland und findet dort einen kaum ansprechbaren Kay vor. Seit endlosen Zeiten, versucht er das Wort „Ewigkeit“ aus ein paar Spiegelscherben zu legen. Wenn er es schafft, lässt die Schneekönigin ihn gehen. Erst als Gerda ihr gemeinsames Lied singt, taut Kay innerlich auf und erkennt sie. Gerda legt das Wort für ihn und gemeinsam kehren sie nach Hause zurück.
Oper mit Untertiteln
Bevor wir in die Oper aufgebrochen sind, habe ich Malia die Geschichte erzählt und ihre Fragen dazu beantwortet. Das war gut so, denn anderenfalls hätte sie dem Stück kaum folgen können. Nicht nur, weil es ein sehr vielschichtiges Märchen ist, sondern auch, weil die gesungenen Texte selbst für mich kaum zu verstehen waren. Glücklicherweise gibt es in der Oper Übertitel und so ging mein Blick ständig zwischen Bühne und Decken-Screen hin und her. Den Text flüsterte ich kurzgefasst in Malias Ohr, die sich irgendwann fragte, woher ich denn bitteschön alles schon im Voraus wissen konnte.
Gerda begegnet auf ihrer Suche nach Kay mystischen Wesen. © Thilo Beu
Ein bisschen synchroner hätte mein Soufflieren noch sein können, meinte sie im Nachhinein, war aber doch ganz froh darüber. Ehrlicherweise muss man jedoch sagen, dass diese Oper auch ohne jedes Textverständnis ein überwältigendes Erlebnis ist. Die Musik, der Gesang, das Bühnenbild und die Kostüme dürfen sich um das Prädikat herausragend streiten. Finden wir.
Märchenhafter Gesang & tolle Bühnentechnik
Hier unsere chronologischen Highlights: Die bühnenfüllende Spiegelinstallation, zugleich Projektionsfläche für Flammen und Splitter. Der märchenhafte Gesang der Sopranistinnen Gerda (Marie Heeschen) und der Schneekönigin (Julia Bauer) – wobei Malia für erstere stimmt und ich für die Zweite. Der traumhafte Blumengarten der Zauberfee mit dem Rosenchor. Der Moment als die Bühne nach oben fuhr und im „Untergeschoss“ eine Räuberhöhle mit Taubenkäfigen, Rentierstall und Bettstatt freilegte. Und schließlich die saunierende Finnin in ihrem Fatsuit, die Gerda den entscheidenden Hinweis gibt.
Gerda erhält Unterstützung. © Thilo Beu
Zusammen mit den Trollen und dem arg verliebten Prinzenpaar übrigens eine der Szenen, die auf humorvolle Art Leichtigkeit in den Stoff bringen. Mit Lachern ging das Publikum indes sparsam um, zu gebannt hingen alle an der Szenerie. Malia hätte es lieber gesehen, wenn Gerdas Tränen Kay aus seiner Starre geweckt hätten, so wie in der Märchenvorlage. Ansonsten hat sie aber überhaupt nichts zu meckern. Am Ende, als alles gut ist, liegt die Eiskönigin wie hindrapiert über ihrem Felsen. „Vielleicht macht sie jetzt ihren Sommerschlaf“, kombiniert Malia. Sicher hat sie Recht.
„Die Schneekönigin“
Eine Familienoper nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen
Eine Kooperation des Theater Bonn mit der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg und dem Theater Dortmund im Rahmen der Reihe Junge Opern Rhein-Ruhr
Für Kinder ab 6 Jahre
Opernhaus Bonn
Am Boeselagerhof 1
53111 Bonn
Tickets ab 13 Euro.
Sa, 09.02.19, 16:00 Uhr
So, 17.02.19, 16:00 Uhr (Familienvorstellung)
Fr, 22.02.19, 18:00 Uhr
Di, 12.03.19, 11:00 Uhr (Schulvorstellung)
So, 31.03.19, 16:00 Uhr (Familienvorstellung)
Di, 09.04.19, 11:00 Uhr (Schulvorstellung)
So, 21.04.19, 16:00 Uhr
So, 05.05.19, 16:00 Uhr
Sa, 18.05.19, 16:00 Uhr
Bei Interesse an einer Schulvorstellung bitte an die Theaterkasse wenden:
Tel: 0228 - 77 8008 oder per E-Mail: theaterkasse@bonn.de