Ausflug
Das Matschloch im Königsforst
Benjamin Stapf · 27.04.2021
zurück zur ÜbersichtWasser, Sand, Steine – was brauchen Kinder mehr, um glücklich zu spielen? © Benjamin Stapf
Meine Kindheitserinnerung an das Matschloch im Königsforst ist, dass mein Vater uns an warmen Tagen aus alter Kiefernrinde kleine Schiffchen geschnitzt hat. Das war immer ein absolutes Highlight und an dem Ort, den wir euch vorstellen möchten, ein perfektes Spielzeug. Wir, das sind unsere Kids Janosch (8 Jahre) Joshi (5 Jahre) und ich, Benni. Gemeinsam erkunden wir in Corona-Zeiten vergessene Orte und neue Plätze in der Natur rund um Köln und Bergisch Gladbach. Auch wenn ich mir einbilde, es geschafft zu haben, immer noch Kind geblieben zu sein, habe ich unsere beiden „Profis“ dabei, die mir helfen, unsere wunderbare Welt und ihre Abenteuer mit Kinderaugen zu sehen. Ich bin erstaunt, wie viel ich von den beiden lernen kann.
Was packen wir ein, was nehmen wir mit
Für unseren Ausflug packen wir nur das Nötigste ein. Wasser, etwas kleines zum Naschen, ein Handtuch, Pflaster und Taschentücher. Ich habe noch ein Messer, die kleine Säge und etwas Hanfschnur mitgenommen. Das ist aber nicht zwingend nötig. Ein Handy mit Google oder ein GPS-Gerät sind entspannte Helferlein, aber ich bin überzeugt, das Ziel wird auch nur mit der Beschreibung gefunden.
Es braucht nicht viel, um ein Flößchen zu bauen. © Benjamin Stapf
Das Matschloch
Mitten im Königsforst zwischen dem Wildgehege Brück und Gut Leidenhausen liegt das Matschloch. Das Bächlein, der Selbach, welcher aus dem Rather Weiher Richtung Flebach fließt, hat hier im Wald ein Kinderparadies geschaffen. Eine kleine Sandinsel, die vom Bach umspült wird, lädt zum matschen und Staudamm bauen ein.
Wir parken am Parkplatz „Waldkindergarten Erkermühle“ am Brücker Mauspfad. Von dort sind es nur ein paar hundert Meter Richtung Süden zur Kreuzung Lützenrather Straße. Über die Ampel gehend halten wir uns rechts und nach wenigen Metern geht es schon links in den Wald. Die rot-weiße Forstschranke zu Beginn wir erst einmal beklettert. Ab hier beginnt das Abenteuer.
Wir folgen dem Bach stromaufwärts, der uns den nächsten Kilometer bis zum Ziel begleiten wird. Weit ist es nämlich nicht bis zum ersehnten Platz. Der kurze Weg ermöglicht es einem, auch bei wenig Zeit einen Ausflug zu machen, der viel weiter von der Zivilisation entfernt zu sein scheint, als er wirklich ist.
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Zurück zum Weg. „Eigentlich könnten wir doch schon hierbleiben“, erklärt Janosch, als er das klare Wasser mit dem sandigen Boden begutachtet. Joshi ist schon dabei, seine Schuhe auszuziehen. Wie soll ich den Jungs nun erklären, dass es NOCH schöner wird? Vielleicht muss es ja gar nicht noch schöner werden. Nun gut, wir gehen trotzdem weiter und wandern schnurgerade am Bach entlang bis es auf einen Damm geht. Wir haben das Hochwasser-Rückhaltebecken erreicht. Es dient dazu, Überschwemmungen in Köln-Brück und Merheim zu verhindern. Eine Infotafel ist vorhanden und die Jungs hören gespannt zu. Sehr interessant und auch für uns Erwachsene noch sehr lehrreich.
Rechts über den Damm geht es auch hier nach nur wenigen Metern links hinab und wir folgen dem Pfad durch die wenigen alten Birken, die teilweise ihren Zenit überschritten haben. Wie alt werden Birken eigentlich?
Der Blick von der schönen Holzbrücke offenbart klares Wasser. © Benjamin Stapf
Ziel erreicht
1,5 Kilometer – das ist auch mit kleinen Kids gut zu schaffen. Als Belohnung wartet ein wunderschöner Ort im Wald auf uns. Janosch und Joshi sind gerade erst warm geworden und stürmen über die kleine, sanierte Brücke auf die andere Seite des Baches. Dort steuern sie direkt auf eine Bank zu, um sich auszuziehen. „Nur die Schuhe und Socken, nicht ganz. Dafür ist es noch viel zu kalt“, rufe ich. Grummelig ziehen die Beiden ihre Shirts wieder an. Der große Platz mit einer Mischung aus Wald und Sandboden ist gesäumt von Kiefern, Fichten und verschiedenen Laubbäumen. Die Kiefern, der Sand und der blaue Himmel haben etwas Mediterranes. Ich lehne mich an eine Kiefer und denke mir, wie entspannt die Jungs doch draußen sind – ganz ohne Streitereien und Gejammer. Da höre ich Janosch jauchzen. „Oohhh ist das Wasser kalt!“ und kurz danach: „Papa komm schnell! Hier sind Kaulquappen!“ Die Forschersinne der Beiden sind geweckt und das Kalte schnell vergessen. Der Selbach ist hier maximal 30 Zentimeter tief und die Kinder können ihn bedenkenlos erkunden.
Basteln
Ich habe ein Messer, eine kleine Säge und etwas Schnur mitgenommen. Das mache ich eigentlich immer, wenn wir durch die Natur streifen. Spielzeug basteln wir uns meistens aus Dingen, die wir in der Natur finden, wenn wir unterwegs sind. Die Jungs wollen sich Flößchen basteln und sammeln dafür etwas Totholz. Gesagt, getan. Nun hängen wir einfach ein wenig ab an diesem entspannten Ort. Die Sonne spiegelt sich im Wasser, das langsam vor sich hin plätschert. Die Jungs sind mit den Flößchen glücklich. Wir essen und trinken etwas, dann ist es Zeit, sich langsam auf den Heimweg zu machen. Zweieinhalb Stunden waren wir hier und die vergingen wie im Flug.
Ein Erlebnis für alle Sinneskanäle: barfuß in freier Wildbahn. © Benjamin Stapf
Nachhaltigkeit
Viele Sitzmöglichkeiten gibt es am Matschoch – aber keinen Mülleimer. Das ist auch gut so, denn wir sind hier ja schließlich im Wald und hier leben Tiere. Wie würde wohl der Wald aussehen, nachdem Fuchs oder Schwein sich über unsere Reste hergemacht haben? Davon abgesehen können die Tiere auch krank werden, denn ein Stück Plastikverpackung von der Minisalami hat noch keinem Lebewesen gutgetan. Also achten wir genau darauf, dass wir all unseren Müll wieder mitnehmen – auch das Bonbonpapier, das nicht zu uns gehört. Es ist wichtig, auf die Beschilderungen zu achten. Im Naturschutzgebiet haben wir nichts verloren, auch die größten Abenteurer nicht.
Zurück zum Auto geht es dann ganz schnell. Die neu gebastelten Bötchen können auf dem Heimweg im Bach nochmal alles geben und die Jungs sind motiviert, schnell voranzukommen.
Zuhause angekommen, sende ich meinem Vater ein Bild von den gebastelten Booten zusammen mit einem Bild vom Matschloch. In seiner Sprachnachricht fallen ihm sofort seine aus Kiefernrinde geschnitzten Boote ein. Das nächste Mal will er unbedingt mitkommen. So schließt sich ein schöner Kreis.
Anfahrt
Mit dem Auto aus Köln
- A4 Richtung Gummersbach, dann Ausfahrt 18 Refrath
- Auf der B55 bleiben und dann links auf den Brücker Mauspfad
- Nach ca. 2 km befindet sich der Parkplatz „Waldkindergarten Erkermühle auf der linken Seite
Mit der Bahn
- Mit der Linie 9 Richtung Königsforst
- Endhaltestelle aussteigen an der „Schmitzebud“ vorbeigehen und am Ende der Forsbacherstraße links in den Wald einbiegen
- An den „Hügelgräbern“ vorbei weiter durch den Wald
- An der nächsten großen Gabelung rechts abbiegen und dann an der nächsten Gabelung links abbiegen
- Dauer: ca. 25 Min.
Koordinaten Parkplatz
- N 50°55.9770'
- O 007°05.5187'
Koordinaten Matschloch
- N 50°55.7578'
- O 007°06.4266'
Benjamin Stapf lebt und arbeitet mit seiner Frau seit 2013 im „Naturfreundehaus Hardt“ in Bergisch Gladbach. Er ist staatlich geprüfter Heimerzieher und Erlebnispädagoge. Der gebürtige Kölner leitet die pädagogische Arbeit von Kinder- und Jugendgruppen über Klassenfahrten mit Schwerpunkt Natur begreifen bis hin zu den beliebten Sommercamps mit Zeltlager im Wald. Am liebsten schläft der dreifache Familienvater mit seinen Kids unter freiem Himmel.
KÄNGURU hat einen Podcast mit Benjamin Stapf zum Thema Naturerlebnisse mit Kindern gemacht: