Ausflug
Besuch im NS-Dokumentationszentrum
Mia Brähler und Faye Gräning · 31.01.2020
zurück zur ÜbersichtEL-DE-Haus / NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln © Raimond Spekking CC BY-SA 4.0
„Auf den ersten Blick erkennen wir das NS-Dokumentationszentrum im EL-DE-Haus gar nicht, weil es von außen eher wie ein historisches Bürogebäude wirkt. Drinnen erwartet uns eine Ausstellung über Köln in der NS-Zeit, die wir mit einem mobilen Audio-Guide erkunden. Zuerst steigen wir über eine schmale Treppe in den Keller. Hier ist das frühere Gefängnis, heute eine Gedenkstätte. Die Stimme auf dem Audio-Guide erzählt uns, dass damals genau hier die Häftlinge in den Untergrund geführt wurden.
Enge Gänge führen uns durch die alten Gemäuer, entlang an den kleinen Zellen und den heruntergekommenen Räumen. Über den Guide bekommen wir Informationen zu den Menschen, die hier einsaßen und zu den schrecklichen Umständen ihrer Haft. Ein beklemmendes Gefühl überkommt uns.
Eine Türe führt nach draußen auf den Innenhof und damit für einen kurzen Moment zurück in die Gegenwart. Die Mauern sind verspiegelt; wir sehen uns plötzlich selbst ins Gesicht und hören die Alltagsgeräusche im Hintergrund. Schnell wird uns klar, dass auch dieser Ort eine dunkle Vergangenheit hat. Über 400 Menschen wurden hier gehenkt! Als wir das Gefängnis wieder betreten, riecht es moderig und an der noch erhaltenen Toilette überfällt uns ein stechender Geruch.
Wir verlassen das Gefängnis und machen uns auf den Weg in die oberen Etagen. Hier gibt es eine große Ausstellung über die NS-Zeit in Köln. Das NS-Dok stellt sehr detailliert einzelne Menschen und deren Schicksale im Dritten Reich dar. Fotos, Briefe und Objekte helfen uns dabei, uns in die damalige Zeit hineinzuversetzen. Wir entdecken immer wieder bekannte Orte und vertraute Namen. Noch nie war uns der Nationalsozialismus in Köln so gegenwärtig und nah wie hier. In der Schule wurde dieses Thema bisher immer nur anhand von Texten und Quellen erklärt und besprochen.
Wir verlassen das Haus mit einem sehr nachdenklichen und bedrückten Gefühl und sind überzeugt: Jeder Jugendliche sollte das NS-Dokumentationszentrum mindestens einmal besuchen und sich dort mit der deutschen Vergangenheit auseinandersetzen. Aber nicht nur das: Antisemitismus und Rassismus sind auch heute noch ein Thema. Die letzten zwei Stunden werden uns jedenfalls nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen."
NS Dokumentationszentrum CC BY 2.0
Neue Fachstelle am NS-Dok
Antisemitismus geht uns alle an und es ist wichtig, dagegen Stellung zu beziehen. Bevor aber eine Haltung entwickelt werden kann, braucht es Bildung. Und genau hier kommt die neue Fachstelle des NS-Dokumentationszentrum ins Spiel. Sie nennt sich »[m²]: miteinander mittendrin. Für Demokratie – Gegen Antisemitismus und Rassismus« und wird von dem Politikwissenschaftler Patrick Fels und dem Erziehungswissenschaftler Dr. Stefan Hößl besetzt.
Patrick Fels & Dr. Stefan E. Hößl von [m²]
Workshops gegen Antisemitismus
[m²] entwickelt interaktive Bildungsformate für Jugendliche und junge Erwachsene sowie für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Ziel ist es, unterschiedliche Facetten von Antisemitismus in den Blick zu nehmen und mit möglichst vielen Menschen darüber ins Gespräch zu kommen – unabhängig von Alter, Herkunft und gesellschaftlichen Positionierung. Besonders wichtig ist [m²] dabei, jüdische Perspektiven einzubeziehen und zu zeigen, wie sich von Antisemitismus betroffene Personen fühlen. So werden zum Beispiel Ausschnitte aus Interviews und anderen Selbstzeugnissen von Kölner Jüdinnen und Juden einbezogen, um diese mit ihren Wahrnehmungen und Erfahrungen zu Wort kommen zu lassen. Patrick Fels und Stefan Hößl verstehen sich dabei nicht als Lehrer, sondern wollen individuell und auf Augenhöhe mit den Teilnehmenden kommunizieren. Alle Angebote sind komplett kostenfrei und dauerhaft angelegt.
Info: NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln, Tel. 0221 – 221-263 32, Infos zu den Workshops www.nsdok.de/mhochzwei