Ausflug
Besuch bei Pinocchio
Claudia Berlinger · 06.03.2018
zurück zur ÜbersichtLügen bringen lange Nasen mit sich … zumindest bei Pinocchio. © Theater Liberi
„Mama, wann gehen wir wieder ins Musical?“ will Norea wissen, nachdem die Dschungelbuch-Aufführung gerade ein paar Wochen vorüber ist. Nun ja, so ein Musical-Besuch ist ja schon ein besonderes Event. Und die Musik ist unser ständiger Begleiter bei Autofahrten geworden, sodass wir inzwischen textsicher Refrains und Strophen mitsingen können. Ich finde auch, es wird Zeit für neuen Input in Sachen Musical. Also lade ich Norea ein, mit mir nachzuschauen, welche Stücke das Theater Liberi in der nächsten Zeit so aufführt. „Möchtest du gern beim Pinocchio Musical dabei sein?“ Eine rhetorische Frage, zugegeben, denn ich kenne ihre Antwort: „Jaaaaaaaaaaa!“
Packt die Sitzerhöhung ein
Heute ist es also endlich soweit und wir fahren mit unserem treuen Rentnerauto „Lilli Marlen“ nach Frechen in die Stadthalle, wo wir – welche Freude – im Parkhaus drei Stunden kostenlos parken dürfen. Einige Kinder nehmen ihre Sitzerhöhungen aus den Autos mit in die Vorstellung. Wie wir lernen, sind sie Wiederholungstäter in Sachen Liberi-Musicals. Wir indes hatten den Vermerk auf der Webseite übersehen, dass Kinder erhöht sitzen dürfen, damit sie inmitten der Erwachsenen auch garantiert die Show sehen können. Das merken wir uns ganz sicher fürs nächste Mal.
Gemeinsam haben Norea und ich uns die Serie „Pinocchio" schon viele Male auf DVD angeschaut. Wir fiebern mit, wenn Fuchs und Kater den vertrauensseligen Pinocchio ein ums andere Mal hinters Licht führen, die Begegnung mit dem Papa knapp vereitelt wird und wir freuen uns, wenn die gute Fee auftaucht. Und nicht selten singen wir „Kleines Püppchen, freches Bübchen, die Welt ist groß und du bist klein, du kannst noch nicht alleine sein, Pinocchio, Piiii-nooo-chiiiii-oooooo.“ Heute wird der Pinocchio-Song eine neue Melodie bekommen, soviel ist sicher.
Multifunktionale Bühne
Noreas Erwartungen an das Musical sind hoch, vor allem, was die Musik angeht. Und die Musiker Christoph Kloppenburg und Hans Christian Becker haben mit ihren Stücken tatsächlich wieder einen peppigen Soundtrack hingelegt, der (nicht nur) den Kindern einfach Freude macht. Wie auch schon beim „Dschungelbuch" sind die Dialoge kindgerecht geschrieben. Ich habe mich dagegen besonders auf die Kostüme gefreut und werde nicht enttäuscht. Die Grille mit grün-glitzerndem Frack und das Glitzerkleid der blauen Fee verwandelt die Aufführung in eine richtige Show. Herrlich, diese Liebe zum Detail. Dass sechs Darsteller 10 Figuren spielen bleibt auch Norea nicht verborgen. „Die müssen zwischendurch die Kostüme wechseln, weißt du.“ Aaah, jetzt heißt es herausfinden, wer welche Rolle doppelt spielt. Eine schöne Nebenbei-Beschäftigung für Norea, während ich die Darbietung von Puppen und Puppenspieler bewundere. Menschen, die Puppen spielen und an unsichtbaren Fäden geführt werden, machen einfach Spaß. Die Bühne ist wieder multifunktional gebaut und die Kinder werden in den Umbau eingebunden. Das finde ich toll. Vor allem als das Zimmer sich in ein Raubfischmaul mit riesigen Zähnen verwandelt. Dass auf der Bühne auch nur mit Wasser gekocht wird, ist eine gute Erfahrung für die Kinder, die ansonsten ganz gebannt sind von den Wandlungen der Szenen.
Pinocchio will menschlich werden
Der alte Gepetto schnitzt an einem hölzernen Jungen. ©Theater Liberi
Die Lichteffekte setzen die Abenteuer des kleinen Pinocchio ins rechte Licht. Die berühmteste Holzpuppe der Welt will ein echter Junge werden! Er muss seine Faulheit in Fleiß verwandeln und den Unterschied zwischen Gut und Böse verstehen. Da heißt es den trügerischen Verlockungen von Fuchs und Kater zu widerstehen, deren Hinterlist er mehr als einmal auf den Leim geht. Pinocchio will alles kennenlernen und erleben. Echtes Wissen erwirbt man aber nur auf Umwegen und Fehler machen gehört eben dazu. Und am Ende seiner Reise zum Menschsein spürt er dann auch noch Liebe und Mitgefühl. Denn als sein Vater, der alte Gepetto, auf der Suche nach seinem Sohn im Bauch des riesigen Raubfisches verschwindet, beweist Pinocchio Mut und echte Hilfsbereitschaft. Da kommt die blaue Fee und belohnt ihn mit der Erfüllung seines größten Wunsches. Sie verwandelt ihn in einen richtigen Jungen.
Gemeinsames Frieren verbindet
Sämtliche Gäste haben sich in der Pause ihre warmen Mäntel aus der Garderobe geholt, da es im Frechener Stadtsaal furchtbar kalt war. Den zweiten Teil der Vorstellung verbringt das Publikum warm eingepackt und bei den Zugaben klatschen und singen alle eifrig mit – das ist ganz nach Noreas Geschmack, die von ihrem Sitz aufgesprungen ist und die Tänze der Darsteller einstudiert. Doch nicht nur wir haben gefroren. Auch den Darstellern auf der Bühne war es kalt. Wenn etwas schief geht, das verbindet in besonderem Maße. Am heutigen Showtag war es die ausgefallene Heizung. „Die arme blaue Fee“, sagt Norea. „Sie hatte ein Kleid ohne Ärmel an.“ „Ja, und die Grille nur einen dünnen Frack.“ Um das Mitgefühl meiner Tochter brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Das ganze Ensemble hat seinen Applaus in mehrerer Hinsicht wahrlich verdient.
Auf einen Blick
Das Theater Liberi ist ein Tournee-Theater und führt Stücke für die ganze Familie im gesamten deutschsprachigen Raum auf. Empfohlen werden die Vorführungen für Kinder ab 4 Jahren, da die Stücke insgesamt fast 2 Stunden dauern. Es gibt in der Mitte eine Pause von 20 Minuten.
Das sind die aktuellen Stücke, die gespielt werden:
- Dschungelbuch
- Peter Pan
- Aschenputtel
- Pinocchio
Preise:
Die Preise sind abhängig vom Veranstaltungsort und den Sitzplatzkategorien und darum sehr unterschiedlich. Ich habe auf der Webseite www.theater-liberi.de Preise von 11 € bis 22 € für Kinder von 3-14 Jahren gefunden und für Erwachsene zwischen 14 € und 24 €.
Die CDs kosten 10 € und Poster 2,50 €.