Teenager
Leben und arbeiten in Tansania
Isaella Schrader · 05.03.2018
zurück zur ÜbersichtKinder bei der Weihnachtsfeier © Isabella Schrader
Hallo aus Tansania, ich bin Isabella, 18 Jahre jung und e echt kölsch Mädche. Vor knapp sechs Monaten führte mich mein Weg raus aus dem wohlbehüteten Elternhaus im Rheinland hinein ins Tosamaganga Orphanage & Children’s Home zu meinem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst im Süden Tansanias. Hier vor Ort gibt es ein Waisen und Kinderheim, eine Schneiderschule sowie einen Kindergarten. Darüber hinaus befinden sich ein kleines Feld sowie einige Nutztiere auf dem Gelände. Für insgesamt zehn Monate tauche ich in die Kultur und Gesellschaft Tansanias ein, mithilfe des Caritasverbandes für die Diözese Hildesheim und über die Förderung von „weltwärts“. Ich freue mich über alle, die mich auf dieser Reise begleiten wollen, und lade euch ein, meine Berichte auf meinem Blog zu lesen!
Warum ein Freiwilligendienst nach dem Abitur?
Dass junge Menschen nach dem Schulabschluss ins Ausland gehen oder um die Welt reisen, ist heute gang und gäbe. Doch warum sich nicht dabei sozial engagieren? In vielen Einrichtungen in Entwicklungs- und Schwellenländern werden Leute gebraucht, die mit anpacken. Von der Arbeit im Kinderheim, einer Schule oder einem Krankenhaus bis hin zu Naturschutzprojekten oder Arbeit auf der Baustelle ist alles dabei. Somit kann man nach dem Abitur beispielsweise schon mal ins Lehrerdasein hineinschnuppern, bevor es mit dem Studium richtig losgeht. Ein weiterer wichtiger Grund für mich persönlich war, dass ich durch das gemeinsame Leben und Arbeiten mit den Einheimischen tief in die fremde Kultur eintauchen kann.
Warum gerade Tansania?
Die Frage nach dem „Warum?“ wird einem sofort gestellt, sobald man erzählt, dass man in Tansania leben und arbeiten wird. Viele haben wie auf Knopfdruck Bilder von Elend und Leid vor Augen. In einigen Regionen in Tansania ist das auch so, aber die Kultur und die Mentalität der Menschen ist so faszinierend, dass ich mich gerne auf die komplett anderen Lebensumstände eingelassen habe. Aber auch hier hat zum Beispiel die moderne Technik schon lange Einzug gehalten, so dass fast jeder hier mindestens ein Handy hat. Für mich war es einfach schön, mit den Vorurteilen, die ich auch selbst zu Tansania hatte, zu brechen.
Wie waren die ersten Tage?
Aller Anfang ist schwer, heißt es ja so schön. Bei einem Freiwilligendienst ist das nicht anders. Sobald man das Flugzeug verlässt, bekommt man zu spüren, dass man sich nicht mehr auf europäischem Boden befindet und die Dinge hier anders laufen. Die andere Hautfarbe und die fremde Sprache machen die Sache auch nicht gerade einfacher. Durch die detaillierte Vorbereitung meiner Organisation war ich allerdings auf das meiste gefasst und wurde nicht allzu sehr überrascht.
Wo gab es Probleme?
Zunächst einmal ist da natürlich die Sprache, um das gravierendste Problem direkt zu nennen. Weil in unserer Einsatzstelle fast niemand Englisch spricht, sondern nur Kiswaheli, war die Verständigung in den ersten paar Wochen mehr als nur schwierig. Aufgrund dessen ergaben sich zu Beginn auch nicht gerade selten üble Fettnäpfchen, über die wir im Nachhinein noch gerne lachen. Seit wir die Sprache besser können, wird es natürlich zunehmend leichter, sich verständlich zu machen, und beide Seiten werden offener als zu Beginn. So konnten wir bereits einige Freundschaften knüpfen.
Was fehlt Dir hier am meisten?
An kaltes Duschen, tägliche Wasser- und Stromausfälle sowie dasselbe Essen jeden Tag gewöhnt man sich schnell. Da man an nicht alles bekommt, was man braucht, und sich auch schnell auf andere Produkte umstellt, fehlt einem fast nichts. Das, was uns jedoch in der Weihnachtszeit sehr gefehlt hat, war Schokolade, da man die hier in der Gegend leider nicht bekommt.
Was war Dein Highlight?
Ein absolutes Highlight festzumachen, ist wirklich schwer, da jeden Tag so viele neue Eindrücke dazukommen. Eines meiner Highlights war aber in jedem Fall die Abschlussfeier der „großen Kinder“ im Kindergarten, die nun auf die Grundschule gewechselt haben. Auch den ersten Gottesdienst, den wir hier in Tansania erlebt haben, zähle ich – trotz der Länge von dreieinhalb Stunden – in jedem Fall zu meinen Highlights, da dort so viel getanzt und gesungen wurde, wie ich es in Deutschland nie erlebt habe.
Welche Eigenschaften sollten man für einen Freiwilligendienst mitbringen?
Die einfache Antwort: Flexibilität. Als Freiwilliger bekommt man nicht immer, was man will, und muss auch an vielen Stellen Sitten und Bräuche einer anderen Kultur akzeptieren lernen, selbst wenn man sie nicht nachvollziehen kann. Zudem ist Begeisterungsfähigkeit für eine fremde Kultur und die Menschen wichtig und an vielen Punkten auch Geduld, da auch hier unter einer harten Schale oft ein weicher Kern steckt.
Infos zu Freiwilligendiensten
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Caritas
Tel. 0221 - 93 18 10 36
Die Johanniter
FSJ und BFD in Köln
Tel. 0221 - 89009-310/-370
Jugenbildungsmesse Jubi
Messe für Auslandsaufenthalte
Kölner Freiwilligen Agentur e.V.
Tel. 0221 – 888 278-0
Kolping Jugend
Freiwilligendienste
Weltwärts
Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst mit großer Einsatzplatzbörse
Sonstige Infos
Das Länder-Informations-Portal (LIPortal) der GIZ bietet Informationen zu entwicklungspolitisch relevanten Themen für über 75 Länder.