Kolumne
Do the right thing – Nicht immer möglich
Holger Müller · 02.03.2022
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Vor Kurzem habe ich mich bei den Töchtern maximal unbeliebt gemacht. Dabei wollte ich es richtig machen – von der nachhaltigen Seite her. Aber oft ist es mit den Nachhaltigkeitssachen nicht so easy und was für mich logisch, in den Alltag integrierbar und tutti completti richtig erscheint, tut dies für andere noch lange nicht.
Der Reihe nach: Bei Geburtstagen gibt es bei uns Schokoladentorte. Ich bin bei uns derjenige, der für alles Süß-Sahnige zuständig ist. Beim Backen und für Süßspeisen gibt es in der Küche drei Werkzeuge, ohne die nichts geht: Ein sehr großer Schneebesen (wer kennt es nicht, das Problem der zu kleinen Schüssel, des zu kleinen Messers oder eben des pitteligen Schneebesens), ein Teigschaber mit Griff und eine Teigkarte. Teigschaber und Teigkarte dienen dem Zweck, Klebrig-Teigiges möglichst rückstandsfrei aus Schüsseln und von Untergründen zu entfernen. Das ist einerseits eine Sache von „ist schon fast wieder sauber“ (ich bin aus Süddeutschland), aber vor allem geht es darum, keine Zutaten zurückzulassen und zu verschwenden. Warum auch sollte das, was hergestellt, hertransportiert, von uns gekauft und weiterverarbeitet wurde, in einer Schüssel kleben bleiben und der Spülmaschine überantwortet werden? Die 6 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle, die Privathaushalte jedes Jahr verursachen, sind doch schon genug. 75 Kilogramm pro Jahr und Verbraucher:in.
Zurück zum Töchterstress: In meinem Nachhaltigkeitstunnel habe ich – dank des Teigschabers – kaum Schokoladensahnemasse in der Rührschüssel zurückgelassen. Für die Kinder selbstverständlich inakzeptabel, wie konnte ich das nur vergessen! Der große Schneebesen gab noch was her – ein Glück.
Teigschaber und Teigkarte verschenken wir regelmäßig, weil wir sie für wirklich sinnvoll halten, und bisher haben sich die Freunde immer gefreut. Für die meisten war die Teigkarte neu. Die eignet sich übrigens auch gut, um Schneidgut vom Brett zu schieben. Das Messer kann das auch, aber wird dabei leider stumpf.
Autor Holger Müller lebt mit Frau und Töchtern in Köln. Als Familie versuchen sie, das komplexe Thema Nachhaltigkeit in ihrem Alltag zu leben. Holger arbeitet als Qualitätsmanager an einer Hochschule und lehrt an der Universität Duisburg-Essen, wie Nachhaltigkeit und Zukunft zu gestalten sind. Im KÄNGURU schreibt er regelmäßig über diese Ideen in seiner Kolumne „Grüner Leben“.
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