Gesundheit
Läuse: Lästig aber ungefährlich
Anja Janßen · 17.05.2021
zurück zur ÜbersichtWenn es juckt wie verrückt, sollten Eltern unbedingt einmal genauer hinschauen. © iStock-KevinDyer
„Wir haben Läuse!" So ziemlich jeder dürfte schon einmal einen Zettel mit dieser Aufschrift an der Eingangstür der Kita vorgefunden haben. Die Blutsauger werden vor allem von Kopf zu Kopf übertragen. Da kleine Kinder beim Spielen häufig die Köpfe zusammenstecken, sind Läuse besonders in Kindergärten ein Problem. So lästig die Krabbeltiere sind – es besteht kein Grund zur Panik, wenn das eigene Kind mit Läusen nach Hause kommt. Anders als Zecken sind Läuse keine Krankheitsüberträger und lassen sich mit den richtigen Mitteln gut behandeln. Wegen der schnellen Verbreitungsgefahr gilt es jedoch, so früh wie möglich zu handeln.
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Kratzstellen hinter den Ohren und im Nacken
Sobald das eigene Kind sich auffällig häufig am Kopf kratzt oder die Kindertagesstätte einen Fall von Läusen meldet, sollten Eltern das Kind untersuchen. „Patienten mit Läusen kratzen sich vor allem hinter den Ohren und am Nacken", erklärt Sven Feddern, Kinder- und Jugendarzt beim Gesundheitsamt Köln. An den Schläfen, im Nacken und hinter den Ohren herrscht die optimale Temperatur für Läuseeier. Die können Laien meistens nur schwer von normalen Schuppen unterscheiden. Tipp: Die leeren Läuseeier, auch „Nissen" genannt, kleben fest am Haar und lassen sich im Gegensatz zu Schuppen nicht verschieben. „Wer noch nie mit Läusen zu tun
hatte und unsicher ist, sollte zum Arzt gehen", rät Feddern. Eltern, die bereits einen geschulten Blick haben, können den Läusen auch ohne ärztliche Hilfe den Kampf ansagen.
Kombi-Behandlung: Läusemittel plus Auskämmen
Um den kleinen Krabbeltieren den Garaus zu machen, sollten Eltern auf eine Kombination aus Läusemittel und das Auskämmen mit einem speziellen Läusekamm setzen. „Nur Haare waschen und kämmen reicht laut Studien nicht aus", betont Feddern. Läusemittel sind in der Apotheke erhältlich und für Kinder unter zwölf Jahren mit Rezept kostenfrei. In der klassischen Behandlung kommen Insektizide zum Einsatz. Die Mittel dürfen nur mit Handschuhen aufgetragen werden und nicht in die Augen geraten. Kritiker bemängeln, dass diese Präparate nicht nur gesundheitsschädlich sind, sondern dass viele Läuse mittlerweile Resistenzen dagegen entwickelt haben.
Silikonöl ist ungefährlich
Neuere Produkte verstopfen auf der Basis von Ölen die Atemwege der Läuse. Silikonöl beispielsweise ist gesundheitlich unbedenklich und kann auch bei Säuglingen, Schwangeren und während der Stillzeit angewendet werden. Das Öl tragen Eltern als Pumpspray auf das nasse Haar auf und lassen es über Nacht einwirken. Um auch die letzten Eier abzutöten, sollte die Behandlung nach circa einer Woche wiederholt werden. Vorsicht beim Föhnen, denn Silikonöl ist leicht entflammbar!
Auskämmen: alle vier Tage
Leider ist es mit der Anwendung von Präparaten alleine nicht getan. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät, über zwei Wochen alle vier Tage die feuchten Haare mit einem Läusekamm auszukämmen. Die Haare sollten Eltern zuvor mit Shampoo auswaschen, ein Conditioner macht die Läuse bewegungsunfähig. Nun ist Geduld angesagt, denn Strähne für Strähne muss ausgekämmt werden. Die Prozedur ist zeitintensiv und lästig, doch der Aufwand lohnt sich!
Offen mit dem Thema umgehen
Um den Teufelskreis der Neuansteckung zu durchbrechen, müssen alle in der Familie untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Auch das Umfeld sollten Eltern informieren. Läuse sind nach wie vor ein Tabu-Thema und mit dem Stigma der Unsauberkeit oder Armut behaftet. Noch immer müssen Ärzte mit diesen Vorurteilen aufräumen. So betont auch Feddern: „Jeder kann Läuse bekommen, unabhängig von der Herkunft." Betroffene sollten also nicht zögern, die Kita und die Schule zu informieren sowie Freunden und Bekannten Bescheid zu geben.
Wer auf Nummer sicher gehen will, wäscht – genau wie im Falle einer Infektion mit Würmern – die Bettwäsche auf 60 Grad (weitere Begleitmaßnahmen s. Infokasten). Die Reinigung von Polstermöbeln und Teppichen mit Insektiziden ist ebenso überholt wie das vierwöchige Einfrieren von Stofftieren. Da Läuse maximal zwei bis drei Tage auf Gegenständen überleben, ist eine Übertragung darüber selten.
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Zeitraster Läuse-Behandlung
Tag 1: (Tag der Entdeckung der Kopfläuse)
Behandlung mit Läusemittel und anschließend nasses Auskämmen.
Tag 5:
Nasses Auskämmen, um früh geschlüpfte Larven zu entfernen.
Tag 8, 9 oder 10:
Zweite Behandlung mit Läusemittel, um spät geschlüpfte Larven abzutöten; anschließend nasses Auskämmen.
Tag 13:
Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen.
Tag 17:
Eventuell letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen (insbesondere wenn der Befall sehr stark war).
Begleitmaßnahmen bei Läusen
- Kämme und Haarbürsten in heißer Seifenlösung gründlich reinigen, zum Beispiel mit einer Handwaschbürste oder einer alten Zahnbürste. Am besten ist es, wenn jedes Familienmitglied erst mal seine eigene Haarbürste bekommt.
- Handtücher, Bettwäsche sowie den Schlafanzug der Person, die Kopfläuse hat, wechseln.
- Mützen, Schals, Decken, Kopfkissen und ähnliche Gegenstände, die mit dem Kopfhaar des oder der Betroffenen in Berührung gekommen sind, drei Tage in einem verschlossenen Plastikbeutel aufbewahren - länger überleben Kopfläuse nicht.
- Kuscheltiere und andere Gegenstände, die nur schwer drei Tage lang zu entbehren sind, können übrigens auch einer genauen Sichtkontrolle unterzogen werden, schließlich sind Läuse, Larven und Nissen so groß, dass man sie mit bloßem Auge, besser noch mit einer Lupe gut erkennen kann.
Quelle: www.kindergesundheit-info.de | In dem Online-Portal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung findet ihr noch viele weitere Informationen über Läuse, Würmer und andere Parasiten.